Die Adlerwurzel

Freitag, 27. Juli 2007 18:56

Sieht diese Wurzel nicht wie ein Adler aus?Dieser Bildausschnitt ist nicht etwa eine ungelenkige Zeichnung eines heraldischen Adlers, obwohl der Gedanke beim Anblick wirklich nahe liegt. Die Zeichnung macht nicht den Eindruck, dass sie den Bestandteil einer Pflanze darstellt.

Es handelt sich hier aber um der Wurzelwerk der »Pflanze« auf Seite f46v. Diese »Pflanze« macht auch in ihren anderen Gestaltmerkmalen nicht den Eindruck, als hätte ein botanisches Vorbild Modell gestanden. Die Blattform erinnert entfernt an Farne, aber im Gegensatz zu einem Farn gibt es recht auffällige Kelchblüten, die von einem langen, gekrümmten Blütenstängel abgehen.

Bei vielen »Pflanzen« im Manuskript erscheint es kaum glaubhaft, dass es sich um real wachsende Pflanzen handeln soll, selbst eine starke Stilisierung würde erkennbare Gestaltmerkmale erhalten.  Was hier gezeichnet wurde, hat kein biologisches Vorbild, sondern ein psychisches. Unter diesen Umständen erscheint es verständlich, dass bislang alle Versuche gescheitert sind, diese »Pflanzen« zu erklären oder zu identifizieren. Sie entwuchsen der Seele des Zeichners, sie stellen somit psychische und damit individuell erfahrene oder spirituelle Tatsachen dar, keine biologischen.

Die Vorstellung, dass der Text von ähnlicher Beschaffenheit sein könnte, macht natürlich erklärlich, warum bis heute jeder Versuch gescheitert ist, darin etwas zu »entziffern«.

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Das Manuskript im Spiegel

Mittwoch, 18. April 2007 19:40

Nein, es geht hier nicht um den Versuch, durch gezielte Spiegelung der immer noch ungelesenen Zeichenfolge einen Sinn zu entreißen, sondern um den aktuellen Spiegel-Artikel »Voynich-Manuskript: Wissenschaftler hält mysteriöse Mittelalter-Schrift für Schabernack«. Dass der Text eines eher allgemein gebildeten Wissenschafts-Journalisten zu einem Thema, in dem man sich selbst leidlich auskennt, oft nicht besonders erhellend ist, will ich gar nicht erst thematisieren. Das ist normal. Ebenso, wie die pressetypische Ausdrucksweise, die mit dem Seriosität erheischenden Wort »Wissenschaftler« das wenig wissenschaftliche Wort vom »Schabernack« transportiert. Auch das ist in den heutigen Medien leider normal.

Vielmehr will ich kurz Stellung zu dem beziehen, was als Methode des Physikers Andreas Schinner von der Johannes-Kepler-Universität zu Linz durch den Text des Artikels hindurchschimmert. Das in der Artikelüberschrift und im Text so prall postulierte Ergebnis wirkt angesichts der Methoden, mit denen es gewonnen wurde, durchaus fragwürdig:

Es handle sich vielmehr um das Werk eines Schelms, berichtet er in der Fachzeitschrift »Cryptologia« (Bd. 31, S. 95), freilich um das eines äußerst raffinierten. Der Text enthalte lediglich bedeutungsloses Geschwafel.

Nun, ein »Schelm« hat das Manuskript geschrieben, und zwar ein ganz »raffinierter«; der Inhalt ist schelmig-leeres Geschwafel. Der muss wirklich recht raffiniert gewsen sein, dieser Schelm! Denn was er da produziert hat, das schafft es erfolgreich, seinen leeren Charakter zu verbergen – selbst bei Anwendung moderner Methoden. Für einen bloßen, schelmischen Scherz – oder was im Kontext des Manuskriptes wahrscheinlicher ist: für einen Betrug – wäre deutlich weniger Mühe erforderlich gewesen, ein gehobenes Gekrakel hätte auch gereicht, um den mittelalterlichen Käufer eines »wertvollen« Manuskriptes zu verblenden. Wahrscheinlich wäre bei einem solchen Versuch des Betruges auch mehr Mühe in die graphische Gestaltung geflossen, dafür jedoch weniger Mühe in das Ersinnen eines bis zum heutigen Tag verwirrenden, künstlichen Schriftsystemes, dessen einziger Zweck es bleiben sollte, für eine einmalige Anwendung dort eine Botschaft vorzutäuschen, wo sich keine befindet.

Aber nicht einmal das lässt sich ausschließen, wo wir so wenig Wissen haben. Nur eines wäre klar: Dieser Schelm wäre so raffiniert gewesen, dass er sogar Methoden der Analyse begegnet wäre, die es zu seiner Zeit noch gar nicht gab. Das klingt denn doch etwas zu schelmig für meine Ohren.

»Es deutet vieles daraufhin, dass es sich um das Produkt eines Algorithmus handelt«, sagte Schinner im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE.

Wie gesagt, ausschließen möchte ich das nicht. Aber was man bei der Annahme eines Algorithmus zur Erzeugung sinnloser Zeichenfolgen in Betracht ziehen sollte, sind die folgenden beiden Punkte:

  1. Das Ersinnen eines solchen Verfahrens ist aufwändig. Es kostet Zeit und Mühe. Dieser Aufwand an Zeit und geistiger Arbeit wird wohl nicht zum Vergnügen betrieben, sondern nur, wenn er erforderlich ist. Für den Zweck eines vorgetäuschten »wertvollen« Manuskriptes wäre eine geringere Mühe völlig hinreichend gewesen, zumal den Empfängern dieser Schelmerei nur frühneuzeitliche geistige Werkzeuge für die Analyse des »Fakes« zur Verfügung gestanden hätten. Es wäre nicht nötig gewesen, den heute noch feststellbaren, sehr hohen Aufwand für eine solche Fälschung durch Erzeugung inhaltsleerer Zeichenfolgen zu treiben. Außer natürlich, es findet sich aus dem – immer noch unbekannten – Umfeld der Manuskript-Entstehung ein guter Grund für diesen hohen Aufwand.
  2. Das verwendete Verfahren muss mit spätmittelalterlichen oder frühneuzeitlichen Methoden durchführbar gewesen sein. Dass der Spiegel-Artikel später den durchaus interessanten Versuch Gordon Ruggs erwähnt, ein solches Verfahren zu ersinnen, passt gut in diesen Punkt. Allerdings hat Gordon Rugg keine überzeugende Leistung gebracht, da sein relativ aufwändiges Verfahren viele Eigenschaften des Manuskriptes nicht reproduzieren konnte – dennoch ist ein solcher Ansatz der Forschung wert. Leider hat Gordon Rugg seine Teilergebnisse ist recht reißerischer Form publiziert und als endgültige Lösung präsentiert, was seine im Grundsatz interessante Idee überschattet und vergällt.

Übrigens habe ich ein kleines Programm, mit dessen Hilfe ich auch Zeichenfolgen erzeugen kann, die einige Eigenschaften des Voynich-Manuskriptes reproduzieren. Was beweist das? Nicht viel. Denn ich kann mit dem gleichen Programm und anderen Eingabedaten auch einige Eigenschaften der deutschen Sprache reproduzieren, die ja hoffentlich kein Fake und kein »bedeutungsloses Geschwafel« ist. Es ist eine meiner vielen Sackgassen, eine der Schnapsideen, die man eben ausprobiert, wenn man auf ein großes Rätsel »herumdenkt«. Es war mir nicht einmal eine Meldung wert.

Verglichen mit der Annahme eines eigens für einen Betrug ersonnenen Algorithmus erscheint es mir fast schon glaubwürdiger, dass es sich um notierte Glossolalie handelt.

Zuerst prüfte Schinner die Häufung von Wörtern und sehr ähnlichen Varianten innerhalb des Textes. Dann gebrauchte er die unverständliche Sprache als Quelle für einen sogenannten Random Walk, um Muster im Text erkennen zu können. Und schließlich suchte er nach wiederkehrenden Vorsilben, die eine besondere Bedeutung haben könnten, wie etwa das Wort »und«.

Was diesen drei Methoden – derer zweie ich selbst beim Analysieren auch schon angewendet habe – gemeinsam ist, das ist eine Annahme, die schon lange vor der Durchführung in die Methode und damit auch in die Analyse eingeht. Die Annahme ist, dass es sich beim Voynich-Manuskript um eine relativ »direkt« niedergeschriebene Sprache handelt, nicht um einen Code. Auf Grundlage dieser Annahme wurden die Ergebnisse mit »wirklicher« Sprache verglichen, und dabei ergab sich etwas, was mich nur wenig überrascht: Es handelt sich wohl nicht um eine »direkt« niedergeschriebene Sprache, jedenfalls nicht um eine Sprache, die heute noch im europäischen Kulturraum gesprochen würde.

Die am häufigsten vertretene Annahme, dass es sich bei der Glyphenfolge des Voynich-Manuskriptes um das Ergebnis einer Verschlüsselung handele, ist mit diesen Untersuchungen noch gar nicht bearbeitet worden. Das ist bemerkenswert für eine Arbeit, die ausgerechnet in einer Fachzeitschrift für Kryptographie veröffentlicht wurde. Aber ich will hier gar nicht so polemisch werden und mir erst einmal in aller Ruhe die Ergebnisse dieser Untersuchung Schinners beschaffen – der Spiegel als allgemeines Nachrichtenmagazins kann hier natürlich nicht leisten, was eine Fachzeitschrift leisten muss.

»Man greift sich ein Wort aus dem Text und sucht nach ähnlichen Worten«, beschreibt Schinner eine seiner Methoden. Die größte Wahrscheinlichkeit, ein solches Wort zu finden, sei unmittelbar beim nächsten Wort. Die bizarre Aneinanderreihung identischer oder ähnlicher Worte war zuvor schon anderen Forschern aufgefallen.

Das ist für mich und andere nicht gerade von hohem Neuigkeitswert, sondern ein inzwischen seit Jahrzehnten bekanntes Ergebnis der Analysen. Sogar direkt aufeinander folgende identische »Wörter« treten so häufig auf, dass sich diese Tatsache schon mit sehr einfachen Methoden der Analyse aufdecken lässt. Es ist eine der ganz großen Seltsamkeiten in diesem Manuskript.

Der Linzer Forscher hat das Ganze nun aber statistisch mit einem selbst geschriebenen Programm ausgewertet. »Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Wort noch einmal auftritt, nimmt mit größerer Entfernung ab.« Das sei untypisch für eine natürliche Sprache, sagt Schinner, der das geheimnisvolle Manuskript mit etwa gleich langen Vergleichstexten aus dem Mittelalter verglichen hatte […]

An dieser Stelle wird offen eingestanden, wie eine bestimmte Annahme über den Inhalt des Manuskriptes in die Untersuchung eingegangen ist und von der Untersuchung widerlegt wurde – das ist wirklich nichts besonderes, das passiert mir auch immer wieder. Besonders ist es aber, wenn daraus die sehr weit reichende Folgerung gezogen wird, dass somit der »Text« des Manuskriptes sinnlos sein müsse; es ist nämlich in ganz besonderer Weise falsch und verkürzt geschlossen. Wenn solche Scheinergebnisse dann auch noch über die allgemeine Presse zu einem wenig fachkundigen Publikum transport werden, dann ist das in der Überschrift des Artikels proklamierte Wort vom »Wissenschaftler«, der solchen Kurzschlüssen, erliegt nichts weiter als ein Vehikel zum Transport eines modernen Aberglaubens von einer »unfehlbaren Wissenschaft«. Und dieser Aberglaube ist schlecht, da er die Kritikfähigkeit der daran glaubenden Menschen erstickt.

Auch der sogenannte Random Walk stützte Schinners These vom per Algorithmus generierten, inhaltsleeren Konvolut. […] »Ein natürlicher Text sieht vollkommen zufällig aus«, erklärt Schinner, sprachliche Korrelationen gingen im Wust der Bits unter.

Auch hier wurde keineswegs die These vom »inhaltsleeren Konvolut« gestützt, sondern die grundlegende These der Untersuchung, es handele sich um »direkt notierte« natürliche Sprache widerlegt.

Wie gesagt, das ist nichts ungewöhnliches. Dieses Manuskript hat es bislang auch geschaft, die meisten meiner Thesen zu widerlegen, und da bin ich wirklich nicht der einzige. 😉

Aber der Spiegel geht auch noch – wie oben bereits angedeutet – auf frühere Versuche ein, das Voynich-Manuskript als eine bedeutungslose Reihe von Zeichen zu entlarven. Wie gesagt, ich halte solche Untersuchungen für wichtig und sinnvoll, vor allem wenn sie so kreativ betrieben werden, wie dies Gordon Rugg vormachte:

Im Jahr 2003 hatte bereits der britische Psychologe und Computerwissenschaftler Gordon Rugg die These aufgestellt, dass die Voynich-Texte aus der Feder eines gewitzten Schelms stammen könnten: Er schuf mit einer auf eine Silbentabelle gelegten Schablone unverständliche Fantasietexte, die dem Voynich-Manuskript verblüffend ähnelten.

Aber dass die Schablonen-Texte Ruggs dem Manuskript verblüffend ähnelten, kann man beim besten Willen nicht behaupten, ohne der Wirklichkeit Gewalt anzutun. Sie hatten eine gewisse oberflächliche Ähnlichkeit, es fehlte jedoch an wichtigen, durch Untersuchungen gut belegten Eigenschaften des wirklichen Manuskriptes:

  • Die Zeilen haben eine interne Struktur, zum Ende einer Zeile hin ändern sich die Häufigkeiten bestimmter Glyphen und die durchschnittliche Länge eines »Wortes«.
  • Jede Seite hat eine interne Struktur, von den oberen zu den unteren Zeilen hin ändern sich die Häufigkeiten bestimmter Glyphen und die durchschnittliche Länge eines »Wortes«.
  • Bestimmte »Wörter«, die auf außergewöhnliche Weise geformt sind, kommen beinahe ausschließlich in der ersten Zeile eines »Absatzes« vor.

Darüber hinaus sind die Schablonen von Gordon Rugg in einer Weise belegt, die gerade Eigenschaften des bekannten Manuskriptes widerspiegeln. Das sagt etwas über die bekannten Eigenschaften des Manuskriptes aus, aber gar nichts darüber, ob sich in dieser Wirrsal auch eine Information befinden könnte. Leider hat Rugg nur eine recht geringe Textmenge erstellt, so dass in die Tiefe gehende Vergleiche nicht möglich sind; dabei sollte sich mit Hilfe eines geeigneten Computerprogrammes mit Leichtigkeit eine ausreichende Menge zufälligen »Textes« ohne Inhalt erstellen lassen, die dann zur Grundlage für Vergleiche mit dem wirklichen Manuskript hätte dienen können. Statt der Forschergemeinschaft mit diesem Mittel zu helfen, hat Rugg sehr plakativ und marktträchtig proklamiert, dass er das leidige Rätsel gelöst habe, was leider einiges an Schaden angerichtet hat. Seine Veröffentlichung im Scientific American ist eines der abschreckendsten modernen Beispiele für ernst genommene Pseudowissenschaft, die mir in den letzten Jahren begegnet sind – aber wer sich nur am Rande mit dem Thema des Voynich-Manuskriptes beschäftigt hat, mag solche »Ergebnisse« ob ihrer Quelle für ein »wahr« halten.

Selbst der Spiegel muss seinen Text mit dem folgenden Eingeständnis abschließen:

Gerade weil es absurd erscheint, darin eine kodierte Botschaft unterzubringen, könnte es der Autor getan haben. Auf jeden Fall bietet das mysteriöse Manuskript auch weiterhin Stoff für Spekulationen aller Art. Die Suche nach einem möglichen Sinn im Text geht weiter.

In der Tat, diese Suche geht weiter. Was sich an ihrem Ende zeigen wird – vielleicht sogar, dass der Text gar keinen Sinn im gewöhnlichen Sinne des Wortes hat – weiß noch niemand. Aber jeder hat eine Annahme und macht auf Grund dieser Annahme seine Untersuchungen, die bislang noch jede Annahme widerlegen konnten. Das ist in der Tat nichts neues, was das als aktuelle Meldung im Spiegel erschien.

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Entschuldigung

Dienstag, 20. Februar 2007 18:24

Es gibt ja wirklich keine Sache, die so einfach ist, dass ich sie nicht falsch machen kann. Vor beinahe einem Jahr habe ich einen Download einer vollständigen Konkordanz aller bis dahin verfügbaren Transkriptionen des Manuskriptes angeboten. Und jetzt erst wurde ich darauf hingewiesen, dass das Archiv dieser Konkordanz fehlerhaft und deshalb unvollständig war.

Noch einmal meinen ausdrücklichen Dank für diesen Hinweis.

Natürlich habe ich jetzt ein korrektes Archiv mit einer wirklich vollständigen Konkordanz hochgeladen. Bei allen Lesern, die meine »kaputte« Version benutzt haben, möchte ich mich ausdrücklich entschuldigen.

Aber das war noch nicht das Ende der Pannen. Nach meinem Umzug auf die neue Domain sind viele Download-Links ins Leere gelaufen. Wenn ich das nächste Mal den Mund voll nehme, dass keine Probleme zu erwarten sind, werde ich vorher die wichtigsten Links durchklicken.

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Umzug des Voynich-Blogs

Freitag, 2. Februar 2007 16:57

Da ich meine ursprünglichen Webprojekte eingestellt habe, erschien mir die alte URL des Voynich-Blogs nicht mehr angemessen und übermäßig umständlich. Deshalb hat das Voynich-Blog nun eine neue URL bekommen:

http://voynich.tamagothi.de/

Die vorherige URL wird noch für längere Zeit »funktionieren« und automatisch auf die neue URL weiterleiten. Das ist »intelligent« gelöst, da immer auf die angeforderte Seite und nicht auf die Startseite weiter geleitet wird, so dass auch die bestehenden Index-Einträge der Suchmaschinen und bestehende Links auf das führen, wonach gesucht wird. Dieser Zustand wird noch für einige Monate (oder für länger) erhalten bleiben. Dennoch sollten in Zukuft alle Links auf die neue URL gesetzt werden.

Ich hoffe, dass damit die »technischen« Basteleien an dieser Site ihren vorläufigen Abschluss gefunden haben.

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Datenschutzerklärung

Donnerstag, 1. Februar 2007 22:15

Die gegenwärtige Gesetzeslage in der BRD macht es leider erforderlich, dass eine Datenschutzerklärung von jeder darstellten Seite dieser Website aus zugänglich ist. Das ist innerhalb dieses Blogs auch kein so großes Problem.

Allerdings gilt diese etwas weltfremde Regelung auch für solche Seite wie ein Anmeldeformular. In diesem Blog ist es aber erforderlich, dass man sich registriert, wenn man die Kommentarfunktionen nutzen möchte. Deshalb musste ich ein wenig tiefer eingreifen, um diesem gesetzlichen Erfordernis Genüge zu tun. Das Anmelde- und Registrierungsformular ist jetzt in die Website eingebettet, zudem wird ein expliziter Hinweis auf die Erklärung gegeben. Wer sich anmeldet, sollte sich nicht darüber erschrecken.

Im Moment ist diese neue Anmeldung eher provisorisch. Deshalb ist auch noch nicht alles aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.

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Eine Sprache

Freitag, 26. Januar 2007 1:35

Nachdem ich die Arbeit an diesem leidigen Manuskript und seinen Transkriptionen so lange ruhen lassen habe, fühle ich doch wieder einmal ein gewisses Bedürfniss, über das Thema zu schreiben und eine Frage an das Manuskript zu beleuchten.

Die Frage, die ich mir heute stelle, ist leicht zu formulieren, aber schwierig zu beantworten: Handelt es sich bei der Glyphenfolge im Manuskript möglicherweise um eine direkt notierte Sprache?

Mit »direkt notierter Sprache« meine ich eine wie auch immer geartete phonetische Notation dessen, was Menschen sprechen. Dass es sich hier nicht um ein lateinisches Alphabet in einer lediglich unüblichen oder vergessenen Kursive handelt, sollte angesichts eines ersten Blickes in das Manuskript sofort klar werden:

Ein Beispiel-Absatz

Schon an diesem kleinen Beispielabsatz aus dem letzten Abschnitt des Manuskriptes fällt auf, dass gewisse Zeichen nur am »Wortanfang« auftreten, andere Zeichen hingegen fast nur am »Wortende«. Eine solche Erscheinung ist für das lateinische Alphabet völlig ungewöhnlich. Ebenso erscheint es wenig plausibel, dass die nach oben über die Schriftlinie hinausragenden Zeichen (die so genannten »Gallows«) in einer solchen Ausschließlichkeit die zweite oder dritte Position im »Wort« einnehmen sollten. (Lediglich das erste Wort eines Absatzes oder einer Zeile beginnt häufig mit einem solchen Zeichen.)

Gegen die Möglichkeit einer direkt notierten Sprache sprechen die Eigenschaften der »Wörter« und der »Wortfolgen«. Sie haben einen ungewöhnlich peniblen formalen Aufbau, und zudem sind aufeinanderfolgende »Wörter« oft sehr ähnlich oder sogar identisch. Wenn es eine Sprache wäre, hätten die Wörter die Eigenschaft, dass ihre Zeichen in einer bestimmten Sortierung aufträten und zudem aufeinander folgende Wörter große klangliche Ähnlichkeiten aufwiesen. Gesprochen klänge so etwas ungefähr wie: »quhaan hlun nam naam nalun um um uun quaam kuaam an«, wobei die hier verwendenten Laute natürlich völlig willkürlich gewählt sind.

Das ist aber kein Argument dafür, dass es sich nicht um eine Sprache handelt. Ganz im Gegenteil ist es eher ein Argument dafür, dass es sich nicht um ein einfaches Verfahren zur Verschlüsselung eines Textes handelt. Wenn es ein einfacher Schlüssel wäre, der Buchstaben auf bestimmte Zeichen abbildet, blieben dabei viele Eigenschaften des verschlüsselten Textes erhalten; wäre es hingegen ein komplexes Verfahren mit häufigen Schlüsselwechseln mitten im Text, so würde das Auftreten derart starker Regelmäßigkeiten verwundern. Ein Verfahren zur Verschlüsselung (und zwar eines, das mit mittelalterlichen Hilfsmitteln realisierbar ist), dass solche Strukturen erzeugt, suche ich schon recht lange…

Die Mondin mit den zwei SichelnWenn es sich um eine direkt notierte Sprache handelt, zeigt sich in solchen Strukturen die phonetische Struktur der Sprache. In diesem Fall kann eine Aussage über die Sprache des Manuskriptes gemacht werden: es ist gewiss keine europäische Sprache. Und das würde wiederum verwundern, da nichts im Manuskript auf einen außereuropäischen Ursprung hindeutet – schon gar nicht die Illustrationen. Diese sehen genau so aus, wie man es von einem späten mittelalterlichen Kompendium der Wissenschaft Europas erwarten würde. Deshalb erscheint es völlig unglaubwürdig, dass im Manuskript eine außereuropäische Sprache notiert sein sollte.

Darüber hinaus haben schon viele Forscher die Glyphen des Manuskriptes mit allen möglichen (und unmöglichen) Schriftsystemen verglichen, ohne dass dies irgend eine zwingende Ähnlichkeit zu Tage gebracht hätte. Das heißt natürlich nicht, dass nicht immer wieder einmal jemand mit hohem argumentativen Aufwand eine bestimmte Hypothese vertreten hätte, natürlich ohne, dass diese Hypothese Aufschluss über die Botschaft des Manuskriptes gegeben hätte.

Vexierbild eines TotenkopfesDas gesamte Manuskript hat viel von einem Vexierbild. In der einen Betrachtungsweise zeigt sich dieses Bild, in der anderen jenes. Es ist aber bei aller Bemühung nicht möglich, diese beiden Betrachtungen zu einem geschlossenen Bild zusammenzufügen und zu einer Einsicht zu kommen. Manchmal glaube ich, dass genau diese quälende Eigenschaft ein wesentlicher Bestandteil der Botschaft ist, vielleicht sogar die Hauptsache; und alle Bemühungen, der »Schrift« einen konsistenten, verständlichen und klaren Inhalt zu entreißen, werden für immer vergebens bleiben. Das Manuskript wäre denn nicht das scheinbare Kompendium einer Wissenschaft, sondern ein Kunstwerk. Aber ein solches Maß an Surrealismus, vielleicht sogar Dadaismus im künstlerischen Ausdruck will ebenfalls gar nicht in das späte europäische Mittelalter passen, aus dem dieses Buch voller Rätsel doch sicher stammt.

Ein Königreich für eine Zeitmaschine. 😉

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Eine Abschrift?

Dienstag, 19. Dezember 2006 3:35

Eine Frage, die immer wieder einmal aufkommt, ist diese: »Handelt es sich beim Voynich-Manuskript um das Original oder um eine Abschrift?«

Natürlich ist jede Antwort auf diese Frage spekulativ, so begründet sie auch klingen mag. Zu wenig ist über das Manuskript bekannt. Es gibt gute Gründe, warum es sich wahrscheinlich um eine Abschrift handelt, und es gibt ebenso gute Gründe, warum diese guten Gründe im speziellen Fall des Voynich-Manuskriptes möglicherweise nicht zutreffen. Diese kleine Darlegung ist nicht vollständig und schnell geschrieben, aber sie zeigt die wichtigsten, mit dieser Frage verbundenen Probleme auf.

Zunächst einmal ein ganz einfaches Argument: Wenn es ein Original gibt, von dem abgeschrieben wurde, und wenn später wiederum von den Abschriften weitere Abschriften hergestellt wurden, denn wurden sehr viel mehr Abschriften als »Originale« hergestellt. Manuskripte unterliegen aber genau dem gleichen Zerfall wie alle anderen kulturellen Güter; sie können verbrennen, bewusst zerstört werden, verloren gehen oder einfach im Laufe der Zeit auseinanderfallen. Kriege, religiöse Verfolgungen und andere Ausbrüche der Barbarei hat es in der Zeit zwischen 1450 bis heute in ganz Europa genug gegeben, so dass man sich sicher sein kann, dass ein Großteil der damaligen kulturellen Güter in irgend einer Weise zerstört wurde, gleich, wie viel Mühe auch für den Erhalt dieser Güter aufgewendet wurde. Die Anzahl der bis heute erhaltenen Manuskripte aus dem Mittelalter ist wesentlich kleiner als die Anzahl der im Mittelalter angefertigten Manuskripte. Die meisten Manuskripte sind uns folglich nicht als Original, sondern als Abschriften erhalten geblieben.

Nebenbei gesagt: Wichtige Dokumente unserer Kultur liegen uns nur in Abschriften vor, die zudem oft kleine inhaltliche Abweichungen voneinander haben. Es existiert zum Beispiel keine einzige Originalschrift irgendeiner biblischen Textstelle. Die Annäherung an den ursprünglichen Text der Bibel ist eine schier endlose Beschäftigung für einige sehr spezialisierte Wissenschaftler, die schon sehr viel Denkarbeit erfordert hat. Zum Glück liegen viele alte Quellen des biblischen Textes vor, so dass eine gut begründete Textkritik Beachtliches geleistet hat – die Abweichungen des rekonstruierten Textes von dem Textstand der Qumran-Rollen sind nur marginal. Das erweckt Glauben in die Vernunft der angewandten Methodik. (Der Apostel Paulus meinte allerdings zu den buchstabentreuen Theologen seiner Zeit: »Der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig«.)

Der etwas zu schnelle Schluss aus dem »einfachen Argument« lautet so: Das Voynich-Manuskript ist ein Manuskript (das ist sehr einfach zu erkennen) und die meisten Manuskripte sind uns nur als Abschrift erhalten geblieben, also ist das Voynich-Manuskript wohl mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Abschrift.

Es gibt allerdings einige Beobachtungen am Manuskript, die diesem schnellen Schluss widersprechen. Das beachtlichste Argument gegen die Annahme einer Abschrift sind die beiden »Currier-Sprachen« A und B.

Es handelt sich hier nicht um »Sprachen« im normalen Sinne des Wortes, da uns die Sprache des Manuskriptes unbekannt ist. Aber es handelt sich um nachweisbare und sehr klare statistische Unterschiede in der Struktur der Glyphenfolge in gewissen, zusammenhängenden Bereichen des Manuskriptes. Diese gehen immer mit einem zweiten Merkmal einher, nämlich mit zwei verschiedenen Handschriften, die klar und ausnahmslos den beiden »Currier-Sprachen« entsprechen. (Allerdings ist die Erkennung der Handschriften nicht so sicher wie die Erkennung der »Sprachen«, sie ist aber an vielen Stellen deutlich genug.) Die daraus abgeleitete Schlussfolgerung, dass das vorliegende Manuskript das Werk (mindestens) zweier Schreiber ist, wirkt gut begründet und logisch. Vielleicht ist es eine der ganz wenigen konkreten Aussagen, die überhaupt zu diesem Manuskript gemacht werden kann.

Es ist nun aber sehr unwahrscheinlich, dass eine solche Übereinstimmung zwischen verschiedenen, durch statistische Analyse messbaren Strukturen in der Glyphenfolge und verschiednen, durch Augenschein erkennbaren Handschriften bei einer Abschrift erhalten bliebe.

Und deshalb sind die Ergebnisse Curriers ein Hinweis darauf, dass es sich beim vorliegenden Voynich-Manuskript um ein Original handelt.

Aber auch dieser Hinweis ist nicht so sicher, dass er keinen Zweifel mehr zuließe. Es ist ja durchaus möglich, vielleicht sogar wahrscheinlich, dass eine Abschrift von Menschen angefertigt wurde, die den »Text« des Manuskriptes auch lesen konnten. Wenn es sich wirklich um zwei verschiedene Sprachen oder Dialekte handelt, dann würde natürlich jeder Kopist seine eigene Sprache oder seinen eigenen Dialekt abschreiben, und es käme wieder zur Deckung einer statistisch erfassbaren Struktur mit einer Handschrift. Allerdings würde ich in diesem Fall viel darum geben, diese beiden »Dialekte« mit ihrer extremen Redundanz einmal zu hören – es erscheint mir geradezu unmöglich, dass gleich zwei ausgestorbene und sonst nirgends dokumentierte Sprachen nur in diesem einen Manuskript überliefert worden sein sollen.

Wie so viele andere Fragen lässt sich auch die Frage, ob das Voynich-Manuskript ein Original oder eine Abschrift ist, viel leichter stellen als vernünftig beantworten. Ich persönlich bin des Glaubens, dass wir das Original des Manuskriptes vorliegen haben.

Beim Versuch, das Manuskript zu lesen, hätte ein Original-Manuskript zwei Vorteile: Wir müssten nicht auch noch darüber spekulieren, wo ein unverständiger Kopist möglicherweise ein paar Fehler gemacht hat; und wenn uns eine Altersbestimmung des Manuskriptes gelingt, würde diese auch dem Alter des darin geschriebenen »Textes« entsprechen. Beides kann für das Verständnis des »Textes« hilfreich sein.

Auch ein ganz kleines Indiz am Rande spricht dafür, dass es sich um das Original-Manuskript handelt. Das Voynich-Manuskript weist Spuren verschiedener Restaurationen in der Vergangenheit auf. Auf einigen hochauflösenden Bildern des Manuskriptes lassen sich klar drei verschiedene Schichten von Tinte ausmachen, wobei die unterste Schicht, die mutmaßliche Originaltinte (vor allem in der Tierkreis-Sektion) stark verblichen ist. Die beiden anderen Tinten sind die Spuren zweier späterer Versuche, den verbleichenden »Text« des Manuskriptes mit frischer Tinte nachzuziehen und so zu erhalten.

Jemand muss diese Restaurationen durchgeführt haben.

Wer immer dieser Jemand war, er ist offenbar nicht auf die Idee gekommen, den Text des Manuskriptes zu erhalten, indem er eine Kopie des Manuskriptes anfertigt oder anfertigen lässt. Schon zu diesem Zeitpunkt war das Manuskript offenbar so unverständlich, dass ein Kopierversuch fehlerträchtig gewesen wäre. Vielleicht wurde aber auch das vorliegende Original-Manuskript bereits als besonders wertvolles Werk angesehen. Von der Anfertigung einer »schlechten« Kopie wurde jedenfalls abgesehen.

Ach, wenn wir doch nur mehr wüssten!

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Wann verwirft man eine Theorie

Samstag, 2. Dezember 2006 0:49

Da ich so viele deutsche Texte zum Voynich-Manuskript veröffentlicht habe, kommt es immer wieder dazu, dass mir andere Menschen ihre Theorien und Spekulationen zum Manuskript mitteilen. Man scheint in der Anonymität des Internet zu denken, ich wäre eine geeignete »Anlaufstelle«.

Tatsächlich ist es aber so, dass ich auch ein ausgedehntes Leben neben dem Manuskript habe. Und deshalb brauche ich oft sehr viel Zeit, um auf solche Mails zu antworten – ich muss mich ja damit beschäftigen, wenn ich Stellung dazu nehme.

Das Problem

Dabei stieß ich neulich zum ersten Mal auf ein interessantes Problem im Randbereich des Manuskriptes: Wann ist es möglich und angemessen, eine Theorie über das Manuskript zu verwerfen, ohne dass man sich in aller Tiefe damit beschäftigt hat.

Es ist natürlich immer »möglich«, aber eben oft unangemessen – vor allem, wenn man das Manuskript irgendwann einmal »lesen« möchte«.

Das Problem ist das recht geringe Wissen über das Manuskript. Jeder Mensch, der eine Theorie zum Voynich-Manuskript bildet, hat vorher über mögliche Deutungen dieses Rätsels spekuliert. Wenn diese Spekulation in ein Muster fällt, das Erkenntnis verspricht, entsteht unter Hinzuziehung anderer Fakten und Annahmen eine Theorie zum Manuskript. Eine solche Theorie erklärt das Manuskript (oder einen Teil des Manuskriptes), und diese Erklärung kann richtig, teilweise richtig oder falsch sein.

Da ich nichts über den Ursprung und Inhalt des Manuskriptes weiß, ist es mir schwer, eine Theorie zu beurteilen. Ich schaue immer zuerst auf die Annahmen, die jeder in seinem Deutungsversuch machen muss, bis das Rätsel wirklich gelöst ist – aber allein an Hand der Annahmen kann ich keine Entscheidung über den Gehalt der Theorie treffen.

Ein Urteil nach dem so genannten »gesunden Menschenverstand« ist völlig ausgeschlossen. In diesem Wort werden nur verbreitete Vorurteile und die Inhalte der elementaren Schulbildung zusammengefasst. Das Voynich-Manuskript ist nun aber eine Anomalie. Dem »gesunden Menschenverstand« und übrigens auch den tiefer gehenden wissenschaftlichen Erkenntnissen zu Folge sollte es keine mittelalterliche Handschrift geben, die offenbar verschlüsselt oder in einer unbekannten Sprache verfasst ist und die jedem Leseversuch der heutigen computergestützten Kryptologie und der heutigen Sprachwissenschaft nach jahrzehntelanger Bemühung trotzen könnte. Leider hindert dies das Voynich-Manuskript nicht an seiner unbestreitbaren, gebieterischen Existenz. 😉

Wenn die Annahmen einer Theorie Bestandteile enthalten, die mir als Zumutung erscheinen, ist das also kein Grund. Egal, ob es sich um die Annahme einer Einwirkung außerirdischer Zivilisationen in der früheren Zeit handelt, oder ob bestimmte, außenseiterhaft wirkende Annahmen über die prähistorische Entstehung der menschlichen Sprache gemacht werden. So etwas wirkt auf mich »unsympathisch«, doch die Wahrheit hat sich noch nie darum gekümmert, ob sie »sympathisch« ist. Dass mir etwas nicht gefällt, ist nur eine Geschmacksfrage. Es hilft nicht beim Urteil.

Urteil an Hand der Fakten

Es gibt natürlich Theorien, die den bekannten Fakten widersprechen. Wenn jemand bestimmte Verfahren zur Verschlüsselung annimmt, so sollten diese Verfahren auch die bekannten statistischen Strukturen innerhalb der Seiten und innerhalb der Zeilen liefern, sonst ist es auszuschließen, dass die angenommenen Verfahren verwendet wurden. Wenn jemand Vergleiche zu einer toten oder lebendigen Sprache zieht, denn sollte sich in der untersuchten Sprache eine ähnlich hohe Redundanz wie in der Zeichenfolge des Manuskriptes zeigen, ansonsten ist auch diese Annahme zu verwerfen. (Die Strukturen innerhalb der Seiten und Zeilen könnten dann durchaus eine lyrische oder literarische Form sein.) Natürlich kann das Problem der Redundanz auch anders »bewältigt« werden, indem zusätzliche Annahmen über das Schriftsystem (oder den Code) gemacht werden.

Sehr viele Theorien stehen jedoch nicht sicher im Widerspruch zu den bekannten Fakten. Dieser Maßstab allein ist also nicht hinreichend.

Mein vorläufiger Maßstab

Deshalb muss ein anderer Maßstab gefunden werden, um eine Theorie zum Voynich-Manuskript vernünftig behandeln zu können.

Im Moment habe ich dieses Thema für mich noch nicht völlig abgeschlossen, mein Maßstab ist nur ein vorläufiges Teilergebnis meiner denkenden Betrachtung.

Ich lasse mich nämlich davon leiten, ob

  1. eine Theorie in irgendeiner Weise überprüfbar ist; und ob
  2. eine Theorie einen gedankliches Werkzeug liefert, das ein neues Licht auf das Manuskript zu werfen vermag, das vielleicht sogar aus dem gegenwärtigen Labyrinth heraus führen kann.

Wenn diese beiden Bedinungen einer Theorie nicht erfüllt sind, ist die Theorie nicht »verwertbar« und damit für meine Betrachtungen wertlos. (Das heißt aber nicht, dass sie nicht zum Ausgangspunkt für eine bessere Theorie werden kann.)

Überprüfbare Theorien

Die Frage, ob eine Theorie überprüfbar ist, lässt sich nicht so leicht beantworten, wie man zunächst denken mag.

Wenn eine Theorie etwa ein bestimmtes Verfahren zur Verschlüsselung annimmt, heißt das noch lange nicht, dass damit bereits eine Entschlüsselung möglich wäre. Das erklärt sich am besten aus einem Beispiel. Ich beschreibe hier jetzt in aller Kürze eine ganz einfache Methode, wie man Texte »optisch« kodieren kann und mache einige Folgerungen dazu:

  • Die Zeichen werden nicht als Zeichen betrachtet, sondern als ein Zusammenhang einzelner Federstriche. Ein großes »M« ist etwa ein vertikaler Aufwärtsstrich, ein halblanger Diagonalstrich abwärts, ein halblanger Diagonalstrich aufwärts und ein vertikaler Abwärtsstrich.
  • Diese einzelnen Elemente der Federstriche werden in Symbole übertragen, die man zu Papier bringt. Aus dem »M« könnte so ein qokain werden, wenn die Symbole »qo«, »k«, »a«, »in« als Code für die entsprechenden Elemente dienen. Ein Wort würde ein Zeichen oder eine Ligatur des lateinischen Alfabetes kodieren.
  • Die hohe Redudanz des kodierten »Textes« entsteht dabei ganz von allein. Wenn der Schreiber in seiner lateinischen Schrift reichlich Gebrauch von Abkürzungen und Ligaturen macht (wie es damals üblich war) und die genaue Form eines Zeichens von seinem Kontext abhängt, denn entsteht auch das verwirrende Nebeneinander von Regelmaß und seltenen Erscheinungen im »Text« des Manuskriptes.
  • Eine solche Kodierung lässt sich schnell und ohne weitere Hilfsmittel durchführen, so dass es durchaus zu einer »schlampigen« Kursive kommen kann. Sie kann für einen »Eingeweihten« auch gut zu lesen sein.
  • Die beiden »Sprachen« des Manuskriptes sind zwei verschiedene Schreiber mit unterschiedlicher Handschrift und verschiedenen Konventionen beim Abkürzen. Bei der »optischen Dekodierung« würden diese Unterschiede offensichtlich werden.
  • Da jedes »Wort« einen Buchstaben oder eine Ligatur repräsentiert, enthält die einzelne Seite des Manuskriptes nur wenig Text, etwa ein bis fünf Sätze. Die statistischen Strukturen innerhalb einer Zeile und einer Seite bilden sprachliche Strukturen ab.

Ist diese Theorie zum Code des Manuskriptes »überprüfbar«? Im Prinzip ja, aber es gibt so viele »Freiheitsgrade«, dass eine wirkliche Überprüfung schwierig wird. Man könnte natürlich Texte verschiedener mittelalterlicher Sprachen in dieser Weise kodieren und nachschauen, was dabei herauskommt – und zwar am besten vorhandene handgeschriebene Texte, um auch die damals üblichen Ligaturen wiedergeben zu können. Ein sehr mühsames und zeitaufwändiges Unterfangen, und kein Misserfolg mit einer bestimmten Sprache oder einer bestimmten Handschrift verwirft die Annahme, dass das Voynich-Manuskript auf diese Weise kodiert wurde.

Letztlich ist eine Theorie nur überprüfbar, wenn sie auch widerlegbar ist. Wenn ich behaupte, der »Text« des Voynich-Manuskriptes sei eine Kodierung nach dem hier dargelegten Schema, so ist dies wegen der vielen Freiheitsgrade im angegebenen Schema kaum widerlegbar. Wenn ich jedoch ein präzises Schema angeben kann, erhalte ich eine widerlegbare und damit auch eine überprüfbare Theorie.

Das neue Licht

Eine Theorie, die das Rätsel des Voynich-Manuskriptes nicht in einem neuen Zusammenhang stellt, ist wahrscheinlich nicht viel wert.

Warum ist das so? Nun, alle bisherigen Annahmen über die Natur und den Inhalt des Manuskriptes haben sich als Sackgassen erwiesen. Sie wurden dabei jahrzehntelang mit der geballten gedanklichen Kraft von Experten untersucht. Dieses deprimierende Scheitern aller bisherigen Annäherungen an die Botschaft des Manuskriptes enthält seinerseits eine Botschaft: Die Annahmen könnten falsch gewesen sein.

Von daher erscheint es mir beinahe sicher, dass eine Lösung dieses Rätsels ein völlig anderes Herangehen braucht. Das liegt natürlich auch daran, dass ich ein »Amateur« bin – der bereits geleisteten Arbeit von Spezialisten habe ich nicht mehr viel hinzuzufügen.

Aber auch solche neuen Theorien müssen meiner Meinung nach prinzipiell »überprüfbar«, also widerlegbar sein. Sonst ist kein vernünftiges Arbeiten an Hand dieser Theorien möglich, ich werde mich denn nicht weiter damit beschäftigen – aber ich lese weiterhin alles.

Und wehe, jetzt kommt mir einer mit seiner nicht widerlegbaren Theorie und liest mir das Manuskript vor… 😉

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Westerlinck-Code und Steganographie

Montag, 4. September 2006 23:10

Vom Westerlinck-Code, einem an sich sehr einfachen steganographischen Verfahren habe ich heute zum ersten Mal gehört, als ich einen Artikel auf heise online las.

Natürlich wurden auch Botschaften durch Verschlüsselung in normalen Texten versteckt: Beispielsweise durch den »Westerlinck-Code«, bei dem Zahlen mit drei Ziffern für die Buchstaben des Alphabets verwendet wurden. Jeder Buchstabe konnte dann durch eine Gruppe von drei Wörtern mit der richtigen Anzahl der Silben in einem Brief dargestellt werden. Wenn 112, so die Erklärung, den Buchstaben »n« codiert, kann er beispielsweise durch den Satz »I know nothing« dargestellt werden.

Natürlich erzeugt so ein Verfahren eine recht hohe Redundanz, und ich habe dabei sofort an einen verschlüsselten Text mit offenbar sehr hoher Redundanz gedacht. Aber diesen Gedanken konnte ich auch gleich wieder verwerfen.

Denn der »Text« des Voynich-Manuskriptes wird keine Steganographie enthalten.

Der Grund für diese Schlussfolgerung ist eigentlich ganz einfach einzusehen. Steganographie wird eingesetzt, um die Existenz einer Information hinter einer scheinbaren Belanglosigkeit zu verstecken, um diese Information auch vor einem aufmerksamen Mitleser zu verbergen. Wenn etwa die Ziffernfolge der Zahl Pi ein mitzuteilendes Geheimnis wäre, denn könnte ich sie wie folgt in einem englischen Text verbergen: »How I wish I could enumerate it…« — ich habe für diese schnelle Idee Englisch verwendet, weil ich in dieser Sprache einen größeren Vorrat an kurzen Wörtern zur Verfügung habe. Die Ziffern sind hier natürlich in den Anzahlen der Buchstaben verborgen, die die Worte bilden. Wer nicht auf diese Idee kommt, wird nicht bemerken, dass mit Hilfe dieser Worte eine geheime Information übermittelt wird. Und das ist auch schon der ganze Zweck einer solchen Vorgehensweise.

Ein offensichtlich verschlüsselter Text, hinter dem sich ganz gewiss eine Botschaft verbirgt, kann hingegen nicht steganographisch gemeint sein. Die Existenz der Information wird auf diese Weise nicht verborgen, sondern überdeutlich gemacht.

Das heißt aber nicht, dass die teilweise sehr fremdartigen Zeichnungen im Manuskript keine Steganographie enthalten können. Leider ist dieser Aspekt bislang nur wenig untersucht worden. Zum einen ist eine solche Untersuchung sehr schwierig, da ja nicht bekannt ist, in welcher Weise Informationen in den Zeichnungen verborgen sein könnte. Zum anderen liegt eine transkribierbare Zeichenfolge vor, die sich nach der Mühe der Transkription leicht mit Hilfe eines Computers untersuchen lässt und dabei »harte Daten« liefert.

Leider hat die Forschung der Kryptologen und Glyphenzähler (die Kryptologen und Glyphenzähler mögen mir so eine flapsige Formulierung verzeihen) bislang nicht so viel Licht in das Dunkel gebracht. Sie lieferte zwar eine beeindruckende Liste von »Text«-Eigenschaften im Manuskript, aber keine Lösung. Das Faktenwissen hat sich gemehrt, doch die Einsicht ist nicht gekommen. Tatsächlich ist der »Text« mit zunehmender Kenntnis der »harten Fakten« immer verwirrender und rätselhafter geworden, was jeden ernsthaft an diesem Rätsel arbeitenden Menschen immer wieder entmutigt.

Ich frage mich schon lange, ob dieser »Text« wirklich die »Nachricht« im Manuskript enthält. Die vereinigte Geisteskraft von zum Teil hervorragenden Forschern hat dem Text auch nach Jahrzehnten computergestützer Analyse noch keine Nachricht entreißen können — nicht einmal spürbare Annäherungen gab es. Dies förderte die Entstehung der ungewöhnlichsten Spekulationen (dieses Wort ist nicht abwertend gemeint) über den Inhalt und vor allem die Sprache des »Textes«. Selbst eine so fern liegende Idee, dass es sich bei diesem »Text« um eine phonetisch geschriebene fernöstliche Sprache handeln könnte, kann durchaus beachtliche Indizien sammeln — obwohl das gesamte Erscheinungsbild des Manuskriptes, das eindeutig auf einen europäischen Ursprung hindeutet, einer solchen These widerspricht.

Deshalb ist mir eben auch die Idee gekommen, dass die »Nachricht« des Manuskriptes doch steganographisch übermittelt sein könnte — und zwar in den Illustrationen. Diese scheinen vordergründig Pflanzen, kosmologische Entwürfe und die Seltsamkeiten des »biologischen Teiles« zu verbildlichen, sind aber dabei eigentlich für sich selbst zu rätselhaft, um eine vordergründige Deutung zuzulassen.

Es erscheint mir durchaus denkbar, dass der »Text« eine konstruierte und sinnlose Zeichenfolge ist (dann wäre allerdings das Verfahren noch aufzuklären, und zwar besser, als Rugg dies versucht hat) und die eigentliche Nachricht in den Illustrationen verborgenist.

Ein Beispiel für eine seltsame Wurzel und WuchsformWas für diese Idee spricht, ist das eher »außerirdische« Aussehen der meisten Pflanzen. Die einzelnen Elemente der Pflanzen wirken vertraut, es handelt sich um Stängel, Blätter, Wurzeln, Blüten. Aber die Kombination dieser Elemente wirkt oft »zusammengesetzt«, so sehen einige Pflanzen aus, als wäre der oberirdische Anteil der Pflanze auf die Wurzel »aufgesetzt«, andere Pflanzen weisen erhebliche Asymmetrien auf. Diese Besonderheiten im »Wuchs« der Pflanzen lassen den Gedanken möglich erscheinen, dass es sich um künstlich konstruierte Pflanzen handelt. Und eine solche Konstruktion könnte durchaus dem Zweck dienen, eine Nachricht zu übermitteln.

Die Aufmerksamkeit eines »unbefugten« Lesers würde dabei natürlich von der Glyphenfolge absorbiert — das klappt ja bis heute bei fast allen Forschern. So könnte jemand gewissermaßen eine doppelte Steganographie verwendet haben. Durch die offenbare Kodierung einer Nachricht in den Glyphen wird der Gedanke von einer steganographischen Information abgelenkt, und dennoch befindet sich eine steganographisch kodierte Information in den Illustrationen.

Leider habe ich noch keine gute Idee, wie sich diese Hypothese untersuchen lässt. Es müssten an folgenden »Fronten« gearbeitet werden:

  1. Es wird ein Verfahren benötigt, dass mit Mitteln, die bereits im Spätmittelalter zur Verfügung standen, eine sinnlose Glyphenfolge erzeugt, deren Eigenschaften dem Manuskripte nahe kommt. Das ist keineswegs einfach und in Handarbeit offenbar unmöglich. Leider hat Gordon Rugg zu wenig Material nach seinem Verfahren erstellt, um eine umfangreiche statistische Untersuchung und einen anschließenden Vergleich mit dem Manuskript zu ermöglichen.
  2. Es wird eine »Beschreibungssprache« für die Gestaltmerkmale der Illustrationen benötigt (eine schwierige Aufgabe allein bei den Pflanzen). Nachdem die Illustrationen in dieses System übertragen worden sind, muss eine Untersuchung dieser Merkmale erfolgen, um die Frage zu klären, ob auf diese Weise Informationen verborgen wurden.

Beide Schritte sind mit großen Schwierigkeiten verbunden.

Allerdings sollte mit dem zweiten Schritt begonnen werden. Da beim Verstecken von Informationen auch sehr kleine Details eine Bedeutung tragen können, ist der Entwurf einer angemessenen Beschreibungssprache sehr schwierig. Bislang wurde auf diesem Gebiet nach meinem Wissen keine analytische Arbeit geleistet, man müsste von Null beginnen. Auch handelt es sich hier nicht um eine Arbeit, die eine Einzelperson im Alleingang machen sollte — ein »Verrennen« könnte schnell zu einem Jahr unbrauchbarer und vergebener Arbeit führen.

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Des Fernsehens Wirkung

Freitag, 18. August 2006 1:59

Vor einigen Tagen gab es eine Sendung zum Thema »Voynich-Manuskript« in der Reihe »Welt der Wunder« auf RTL 2.

Ich konnte diese Sendung leider nicht sehen. (Das liegt daran, dass ich keinen Fernseher habe.) Von daher kann ich mich auch noch nicht zur Qualität der darin dargebotenen Informationen äußern und möchte vorerst das Beste hoffen — leider tendieren solche Produktionen oft dazu, ein Thema auf eine eher reißerische Weise zu behandeln. Allerdings habe ich einen Freund darum gebeten, diese Sendung für mich aufzuzeichnen, und wenn dabei keine Panne passiert ist, werde ich etwas verspätet in den Genuss dieser Sendung kommen. Dann werde ich hier vielleicht auch eine etwas längere Stellungnahme geben, wenn mir dies nötig erscheint.

Ein Gutes hat diese Sendung allerdings gehabt. Die Zugriffe auf diesen Blog sind seitdem deutlich angestiegen, und auch der Voynich Information Browser wird seitdem viel häufiger verwendet. Für viele Interessierte im deutschsprachigen Raum wird diese Fernsehproduktion der erste Kontakt mit diesem Rätsel gewesen sein, und bei gar nicht wenigen wurde offenbar Appetit auf weitere Informationen geweckt. Tatsächlich ist das Voynich-Manuskript bisher in Deutschland kaum bekannt gewesen, und ich würde mich darüber freuen, wenn sich das ändert.

Dieses plötzlich erwachende Interesse erinnert mich an meine erste Begegnung mit dem Manuskript, an ein kleines Foto einer Seite des biologischen Teiles in einer alten Ausgabe der Spektrum der Wissenschaft — auch ich suchte schnell nach weiter führenden Informationen und ich wurde im Internet auch fündig. Wenn mir vorher jemand gesagt hätte, wie viel Mühe, Konfusion und Irrsal ich mir damit aufbürde, denn wäre mein erster Eifer gewiss etwas gebremst worden… 😉

Wer jetzt ein erstes Interesse spürt, sei also gewarnt: Schnell wird daraus eine Beschäftigung, die einem bis in die Träume verfolgen kann; und angesichts des bisherigen Scheiterns aller Versuche, einem Text in einer mittelalterlichen Geheimschrift seine Botschaft zu entnehmen, ist der Erfolg der ganzen Mühe sehr ungewiss. Von diesem Manuskript ausgehend findet man sich beim Versuch einer Deutung schnell in Bereichen der Mediävistik, Magie, Alchimie, Astrologie, Esoterik und Religionskunde wieder, in denen man sich auch regelrecht verlaufen kann — und zwar ohne dass man damit einer Lösung näher kommt. Und wenn man sich mit Hilfe des Computers mit den Transkriptionen auseinander setzt, kann dies leicht dazu führen, dass man zwei bis drei für diesen Zweck praktische Programmiersprachen erlernt, obwohl man eigentlich nicht das Programmieren lernen wollte, sondern das Lesen, nämlich das Lesen eines auf Pergament geschriebenen Manuskriptes. Die Beschäftigung kennt Phasen unglaublichen Enthuisamus mit einem Reichtums an Ideen, die bei näherer Analyse allesamt wie Seifenblasen platzen; die Beschäftigung kennt Phasen der völligen Entmutigung. Manchmal findet man monatelang keinen weiteren Ansatz, um sich dann wie aus heiterem Himmel an das Manuskript zu erinnern und plötzlich eine neue Idee zu haben, die zunächst plausibel erscheint — und doch bringt sie keine neue Einsicht hervor.

Nun ja, das stimmt nicht ganz. Neue Einsichten kommen schon, manchmal sogar recht verblüffende, die deutlich machen, dass die Glyphenfolge des Manuskriptes nicht bedeutungslos sein kann. Aber die eine, große Einsicht, auf die jeder hinarbeitet — die Möglichkeit, den Text des Manuskriptes lesen zu können — die bleibt regelmäßig aus. Dabei scheint eine Lösung oft zum Greifen nahe. Manchmal fängt man schon an, zu glauben, dass das ein Bestandteil der Botschaft des Manuskriptes ist.

Wer sich von solchen, kurz dargelegten Erfahrungen nicht völlig entmutigen lässt, wer sich vielleicht sogar nach solchen Worten erst richtig angespornt fühlt, der ist hier richtig.

Was in erster Linie benötigt wird, um an der Lösung dieses Rätsels mitzuwirken, ist ein offener Geist auch für zunächst scheinbar fern liegende Ideen — die meisten nahe liegenden Ideen sind schon längst in Theorie gefasst, überprüft und widerlegt. Ein guter erster Schritt ist die Teilnahme an der deutschsprachigen Mailingliste, die sich dem offenen Austausch sowohl über hochgradig spekulative und esoterische Themen als auch über eher nüchterndes und analytisches Herangehen an die Lösung widmet. Keine Idee ist uns so fernliegend, dass wir sie völlig ausschließen werden. Im Moment ist das Mailaufkommen über diese Liste eher gering, so dass das Verfolgen der wichtigsten Stränge keine Überforderung des Lesers darstellt.

Wer die englische Sprache beherrscht, sollte unbedingt auch an der englischsprachigen Mailingliste teilnehmen, die eine überwiegend wissenschaftliche Ausrichtung hat. Das Archiv dieser Mailingliste gibt auch einen guten ersten Einblick in die bisher beschrittenen Wege in der Deutung des Manuskriptes — und in die deprimierende Geschichte des Scheiterns, die uns so offengeistig für weniger »harte« Vorgehensweisen macht. Allerdings ist das Mailaufkommen der englischen Liste zuweilen sehr hoch, und viele angeschnittene Themen erfordern weitere Kenntnisse zur bekannten Geschichte des Manuskriptes, zur Kryptologie und zur Mediävistik. Auch ist die dort zuweilen ausgiebig gepflegte Ironie im wissenschaftlichen Disput für manche Menschen schwer verdaulich. Dennoch kann ich eine Teilhabe dort nur empfehlen.

Vieles weitere findet sich unter den hier angegebenen Links, die sowohl auf deutsche als auch auf englische Seiten führen. Ich hoffe, mit dieser kleinen Darlegung bei einigen Menschen unwiderstehlichen Appetit erzeugt zu haben. 😉

Thema: Diverses | Kommentare (0)