Beitrags-Archiv für die Kategory 'Hacking'

Das McCrone-Gutachten ist online

Donnerstag, 2. Juni 2011 2:47

Die chemische Analyse der im Voynich-Manuskripte verwendeten Tinte(n) durch das McCrone-Institut (im Auftrag des ORF für die Dokumentation, die 2009 gesendet wurde) ist jetzt veröffentlicht – und wenn nicht Nick Pelling in seinem Blog darauf hingewiesen hätte, denn hätte ich es gar nicht mitbekommen. Das achtseitige Dokument steht auf der Voynich-Seite der Beinecke-Bibliothek als PDF für interessierte Leser zur Verfügung. Leider hat die Beinecke-Bibliothek eine reine Textversion veröffentlicht, und die im Text erwähnten Abbildungen – unter anderem eine aus meiner Sicht hochinteressante Ultraviolett-Aufnahme der Seite f1r, die auch einige bislang ungesehene Features offenbart hat – sind nicht Bestandteil der Veröffentlichung. Das ist schade und ich hoffe sehr, dass diese Bestandteile der Analyse demnächst nachgereicht werden.

Zum Glück ist Englisch viel leichter zu lesen als der Text des »verdammten Manuskriptes«, aber für jene, die nur eine kurze Zusammenfassung ohne die »blutigen Details« haben möchten, seien hier sehr kurz einige Punkte aufgeführt:

Tinte – Für den Text und den Umriss der Illustrationen wurde mit allergrößter Wahrscheinlichkeit die gleiche Tinte verwendet.

Seitennummerierung – Wer sich schon etwas eingehender mit den hochauflösenden Bildern des Manuskriptes beschäftigt hat, wird nicht überrascht sein, dass bei der Nummerierung der Seiten eine andere Tinte verwendet wurde.

Die Nummerierung der Buchbündel, die schließlich zum Codex gebunden wurden, ist in einer dritten Tinte ausgeführt.

Das lateinische Alphabet auf Seite f1r wurde mit einer vierten Tinte geschrieben.

Darüber hinaus wurde auch die Zusammensetzung der Farben untersucht.

Kurze Interpretation

Ich bin nicht besonders überrascht. Dass die Nummerierung der Seiten mit einer anderen Tinte als der »Text« des Manuskriptes geschrieben wurde, zeigte sich bereits in der deutlich anderen Farbe – für mich sah die Seitennummerierung immer nach einer späteren Hinzufügung aus. Für diese Annahme gibt es jetzt auch ein hartes Indiz. Das bedeutet unter anderem, dass die heute vorliegende Reihenfolge der Seiten nicht unbedingt den Absichten des Autors oder der Autoren entsprechen muss. Schlussfolgerungen aus der Reihenfolge der Seite stehen also auf schwachen Füßen.

Die Beobachtung von J. B. Hurych, dass die Form der Ziffern Ähnlichkeiten zur Handschrift der Glyphen im »Text« des Manuskriptes aufweist, scheint auf diesem Hintergrund nicht mehr ein so sicheres Indiz dafür zu sein, dass diese Nummerierung vom Autor vorgenommen wurde. Allerdings spricht nichts dagegen, dass sie dennoch viele Jahre später vom Autor hinzugefügt wurde, vielleicht auch, weil das Buch gebunden oder neu gebunden werden sollte.

Dass die einzelnen Buchbündel von den Buchbindern nummeriert wurden, überrascht nicht. Es handelt sich um eine eher »technische« Angabe. Und das stark verblichene, ausradierte lateinische Alphabet auf der ersten Seite machte schon immer den starken Eindruck, ein Überbleibsel eines früheren Entzifferungsversuchs zu sein und nicht vom Autor zu stammen. Dies deckt sich auch mit den Schlüssen Jorge Stolfis aus dem Jahr 1999 (hui, 5 Uhr morgens, das klingt nach einer langen Nacht).

Also alles in allem nichts Neues…

Gestützt wird von dieser Analyse, dass das Voynich-Manuskript eine »Geschichte« hat, was der Annahme einer modernen Fälschung (etwa durch Wilfrid Voynich auf der Grundlage alten Pergamentes) widerspricht. Dies war jedoch auch vorher (den meisten Untersuchern) klar.

Thema: Ergebnisse, Sonstiges im Netz | Kommentare (4) | Autor:

Glyphenhäufigkeit pro Seite

Samstag, 7. Mai 2011 22:51

In einer Mail wurde ich mit einer sehr einfachen Frage konfrontiert: Wie sieht es mit einer Betrachtung der Glyphenhäufigkeit für die einzelnen Seiten des Manuskriptes aus?

Es sind manchmal die einfachen Fragen, die sich zwar relativ leicht beantworten lassen, an die ich selbst aber noch nie gedacht habe. Das habe ich für alle Freunde der nummerischen Auswertung gern nachgeholt. Die Ergebnisse dieser Auswertung und das dafür verwendete Skript stelle ich hier zum freien Download zur Verfügung, damit sich niemand noch einmal diese Mühe machen muss.

Das ZIP-Archiv enthält zwei Dateien.

  1. gcount.pl ist das Perl-Skript, mit dem ich die Ergebnisse erhalten habe, und
  2. gcount.txt ist das Ergebnis der Zählung für die vollständige Transkription von Takeshi Takahashi in der von Jorge Stolfi normalisierten Form
  3. .

Das Ergebnis ist eine einfache Textdatei. Die Zeilenenden sind nach Unix-Konvention markiert. Jede Zeile enthält drei durch Tabulatorzeichen getrennte Felder, nämlich

  1. die F-Nummer der Seite,
  2. die gezählte Glyphe und
  3. die Häufigkeit dieser Glyphe auf der Seite.

Leerzeichen erscheinen als Punkte, und unlesbare Glyphen sowie Weirdos als Asterisk. Die Auswertungen für die einzelnen Seiten sind nach Häufigkeit der Glyphen absteigend sortiert. Am Ende erscheint eine Seitenbezeichnung »total«, welche die Häufigkeiten für das gesamte Manuskript wiedergibt.

Das Skript sollte sich problemlos auf andere Transkriptionen anwenden lassen, so lange sie aus einem Lokator in spitzen Klammern bestehen, der die mit einem Punkt beendete F-Nummer enthält und von einer beliebigen Menge Leerzeichen (auch Null) vom Text getrennt ist; es entfernt allerdings keine in die Zeile eingebetteten Kommentare in geschweiften Klammern. Das Skript kann aus der Standardeingabe lesen, es ist aber auch möglich, beliebig viele Dateinamen als Parameter zu übergeben. Die Ausgabe sollte sich in jede Tabellenkalkulation importieren lassen und leicht weiterzuverarbeiten sein.

Thema: Hacking | Kommentare (2) | Autor:

Sprechbares Voynichianisch

Sonntag, 30. August 2009 23:09

bastsehung antheenig ar afenen schoig schorung föstries an thennor schollich sennorung theöstar or an thennachel stefenen schar ari föstar föstar gennan seyachen schithenung or antheenen schokeit föstarung föstes gennarenen senna […]

Unbekannter Autor, etwas dadaistisch transkribiert

Heute einmal etwas Voynich-Dada…

Da ich immer wieder einmal mit Anfragen zu tun habe, ob die beiden Curriersprachen denn wirklich so ein klarer und bedeutsamer Fakt sind oder ob es sich dabei eher um eine »Kleinigkeit« handelt, habe ich mir einmal die Mühe gemacht, die Transkription von Takeshi Takahashi mit einem kleinen Skript zu bearbeiten. Das Ziel der Bearbeitung war es, dass dabei ein (zumindest für mich) leicht sprechbarer Text herauskommt, ohne dass in diesem Zuge dem transkribierten »Text« allzuviel Gewalt angetan wird. Die dabei angewendeten Regeln erzeugen vor allem solche Konsonantengruppen und Diphtonge, die einem Sprecher der Deutschen Sprache entgegenkommen.

Das Ergebnis steht zum freien Download zur Verfügung. Es handelt sich um drei Dateien in einem ZIP-Archiv:

  1. a.txt – Seiten in Currier-Sprache A
  2. b.txt – Seiten in Currier-Sprache B
  3. x.txt – Seiten ohne zugeordnete Currier-Sprache

Natürlich ist eine solche Bearbeitung keine ernstgemeinte Analyse oder gar ein Beitrag zum Verständnis des »Textes«, und natürlich sind alle meine Regeln willkürlich. Dennoch kann das Ergebnis von Wert sein, denn es macht den Text sprechbar und damit auch für jene intuitiv fühlbar, denen die Ergebnisse eher nüchterner Forschung sonst verschlossen bleiben.

Insbesodere wird schnell deutlich, wie sehr die Glyphenfolge an eine natürliche Sprache erinnern kann, wie es sich etwa in der (hier eher willkürlich ausgewählten) Seite f8v in Currier-Sprache A zeigt, wenn man den folgenden Text einmal laut liest:

föstokeit sennooföst sennoig schoig ofoig stig opfestenen opfeydenen seenen
schföstig sennar stor schienen schor stythestung ofenen föcung
und-lich stenig senung storung star schoig sten schenen gennolar
geschoig schoig gennoig stan föstar schialung genen starung
stig stig gennar ofestar ifenen föstig gennar
genen föstan anfestung stung theenen genel ar
scho thestig gennar schinung föstar stofenel rung
othestig thesch stig stig stig fösten genel
schoig orstig stothestung stig föstor sten
sestarstung oenusolich thestung pfestung pfepstaroneit
sennorenel
pfestar sto roig genig schiar stuhfenen stig genen
thestor ofestar othenung stotheenel theiothenung oforstung sennafar
schor othennoig mennotheenen schoig thennoig star föstung festung theöstaneit
or stig stun stetheöcung stor stenel star stuthenung stor rung
stor star star ofenuung gestor stodinung sto renen
genel star genen

So wird schnell klar, warum in der Vergangenheit (und von vielen auch heute noch) dermaßen viel Energie darauf verwendet wird, die »Sprache« des Voynich-Manuskriptes zu identifizieren. Es ist nicht nur so, dass das Schriftbild des Manuskriptes wie eine flüssig geschriebene, natürliche Kursivschrift der beginnenden Neuzeit aussieht, auch hat das Ergebnis dieser Niederschrift viel Ähnlichkeit zu einer Sprache. Es ist zum Beispiel möglich, die Glyphen in eine »vokalische« und »konsonantische« Gruppe zu teilen, um den größten Teil des »Textes« aussprechbar zu machen. Auch wird erkennbar, wie unterschiedliche »Endungen« an den »Wörtern« vorkommen und den Eindruck einer Grammatik im üblichen Sinne dieses Wortes erwecken.

Aber ebenso wird auch klar, dass etwas an diesem »Text« nicht stimmen kann. Auffällig ist die große Neigung zu Wiederholungen. Das stig stig stig ist in EVA ein dreifach aufeinanderfolgendes chol.

cholcholchol.jpg

Auch die Tendenz, dass ähnlich gebildete »Wörter« aufeinanderfolgen, wird deutlich, dieses stor star star lautet in EVA chor chear chear.

chear.jpg

Was hier als föstung festung klingt, unterscheidet sich vor allem durch die Stellung des Gallows in Zusammenhang mit der ch-Glyphe, es lautet in EVA cthey tchy.

chtey.jpg

Nun stellen wir diesen Text einmal einem Beispiel in Currier-Sprache B gegenüber, es hadnelt sich im Folgenden um die Seite f81r.

pfeplstung und-theilich schoig opfestilich olpfestilich obeschlich olung
gestung meschig olstikeit und-thennoig stig ofar stilich othenung
und-finung mestuhs oltheenig oig stilich othennar schilich
gestilich und-theenel oig oig steföstung antheenulich enig
und-ig stoig otheenuung oig oig oig enen oig orenel
sennar oig isies ofenuung schor und-theenuung oig
geschenuhs otheenel steföstung ofinung otheenel
pfestilich und-theenuung ofang und-finung ofenuung olung
und-fenusung und-filich und-theenulich stepföstung
stig genel ofilich stuung und-fenel menung
olschioig oltheilich schithekstilich olfilich
anstilich filich oig schenulich und-theenuung mennolung
gestig schilich und-filich und-ig stilich stifang rung
und-thekstilich und-ig schenulich orenel aroig oäulich
seenel oig stulich und-theenulich ofilich
pfolstlich und-pfestig und-thennor olpfestilich opfoig oronnalung
anstiföstung otheenulich schinung und-theilich oig ostidar
oschenulich schilich oig schilich otheenulich orar
und-theilich schenulich stilich und-fenulich olaneit
und-pfestilich und-ig stilich und-theenuung odenen renel gennalung
geschilich und-theenig oltheenuung ofenuung olschinung ofinung mennoig
und-fenig stilich und-ig oig genen oig stidar oig olung
stung otheenel schitheöstung sennoen stung mestung
pfarolich schipföstung stoig und-fenig gennar ofilich olung
sennar schilich und-ig ofenel otheenul otheenig stilich lich
pfestilich und-theinung ofioig und-ig schior schilich oder-föstdsehung
seenig stilich und-theilich oltheilich gennoig und-thestilich
und-theislich stilich und-thennar stung fenen ofinung mestig
an schenulich schung stung mesteföstung anfar oltheenen oig
me schilich und-theilich sennor olthennar oltheenen oltheschlich
sennoig schilich oig mestilich schilich schung oltheilich stes ar or orenem

Die hier so häufige Endung -lich entspricht in EVA dy, eine geradezu typische »Wortendung« in Currier B. Und das oig ist ein EVA-ol, das im biologischen Teil (daraus stammt der Text) eines der häufigsten »Wörter« ist.

Wenn man diesen »Text« laut liest, wird schnell klar, dass die Ähnlichkeit der unverständlichen Glyphen sehr trügerisch ist. Es klingt anders, und beim Lesen »fühlt es sich anders an«. Wenn es sich wirklich um Sprache handelte, denn wäre es mit Sicherheit eine andere Sprache. Das ist nicht nur eine kleine und eher bedeutungslose Verschiebung in der Statistik, sondern ein wirklicher Unterschied.

Dieser Unterschied geht übrigens einher mit vielen Ähnlichkeiten zwischen den beiden Currier-Sprachen.

Was dieser Unterschied wohl bedeuten mag? Das weiß zurzeit noch niemand. Dass wir so wenig wissen, liegt nicht etwa daran, dass es einen Mangel an Spekulationen gäbe; es liegt vielmehr daran, dass zu häufig die nur wenigen, gesicherten Fakten über das »verdammte Manuskript« bei Lösungsversuchen und Analysen ignoriert werden – selbst ich tendiere manchmal dazu.

Wer jetzt angesichts der sprechbaren Bearbeitung einer Transkription versucht, das Manuskript als direkt niedergeschriebene Sprache zu verstehen, ignoriert übrigens auch viele gesicherte Fakten – es muss angesichts der Strukturen in den Zeilen angenommen werden, dass mindestens die Zeilenenden mit etwas anderem aufgefüllt wurden, von den strikten Gesetzen der Wortbildung und der großen Häufigkeit von Wiederholungen ähnlicher oder gar gleicher »Wörter« direkt nacheinander einmal abgesehen…

Thema: Hacking | Kommentare (0) | Autor:

Strukturen innerhalb einer Zeile

Donnerstag, 21. Mai 2009 4:18

Die Annahme, dass es sich beim Voynich-Manuskript um eine direkt notierte Sprache in einem lediglich unverständlichen Notationssystem handele, wird durch viele belegte Eigenschaften der Glyphenfolge gestützt. Zusammen mit dem fließenden Text entsteht so der Eindruck von ohne Benutzung von Hilfsmitteln niedergeschriebenen Notizen, die nur relativ schwach verschlüsselt sind. Es gibt jedoch im Manuskripte Eigenschaften, die diesem Eindruck widersprechen. Schon mit relativ einfachen Untersuchungen lassen sich Strukturen innerhalb der Textzeilen des Manuskriptes aufzeigen, die in natürlicher, weitgehend phonetisch notierter Sprache nicht auftreten sollten und sehr rätselhaft sind. Die nähere Untersuchung dieser Eigenschaften verspricht einen Ansatz zum Verständnis des Verfahrens, das für die Verschlüsselung des Voynich-Manuskriptes Verwendung fand.

Viele Forscher gehen davon aus, dass es sich beim Voynich-Manuskript um eine direkt niedergeschriebene Sprache handele. Diese Annahme wird gestützt vom Augenschein und von einigen statistischen Eigenschaften der Zeichenfolge, die eine große Ähnlichkeit zu gewöhnlichen sprachlichen Strukturen nahelegen.

Geht man von dieser Annahme aus, so stellt sich beim »Lesen« des Manuskriptes in erster Linie das Problem, eine phonetische Zuordnung der Glyphen zu finden, welche diese Sprache wieder erklingen lässt, um daraus die Sprache zu identifizieren und nach Möglichkeit zu verstehen. Da ein solches Vorgehen bislang für eine Vielzahl von Sprachen gescheitert ist, kommt es immer wieder zu weit hergeholten Hypothesen, deren bekannteste wohl ist, dass es sich um eine phonetisch notierte fernöstliche Sprache handeln könne. Die Tatsache, dass die Illustrationen des Manuskriptes offensichtlich europäisch sind, dass sie keinerlei Ähnlichkeit mit fernöstlichen Symboliken aufweisen, kann solches Spekulieren leider nicht bremsen.

Diese Spekulationen führen allerdings zu nichts, sie sind nur mit dürftigen Indizien belegt und aufgrund der wegen des ideographischen Schriftsystemes nur rudimentär bekannten, historischen chinesischen Phonetik auch kaum falsifizierbar. Man könnte eben so »gut« annehmen, dass hier eine UFO-Besatzung ein Buch geschrieben und auf der Erde zurückgelassen habe, und man kann damit ebenfalls alles »erklären« ? wenn eine Hypothese jedoch alles »erklären« kann, denn erklärt sie nichts. Dass sich die »fernöstliche Annahme« dennoch so lange halten konnte und bis heute eine gewisse Aufmerksamkeit in Kreisen der »Voynichologen« genießt, ist vor allem ein Zeichen der Hilflosigkeit gegenüber dem »verdammten Manuskript« und dem Mangel an jeglichem Fortschritt im Bestreben, seine Nachricht zu lesen.

Eine wenig beachtete Tatsache, die nach meiner Auffassung der Annahme einer direkt niedergeschriebenen Sprache widerspricht, sind die Strukturen innerhalb der Zeilen des Manuskriptes. Die Länge und Struktur eines »Wortes« verändert sich mit fortschreitender Position des »Wortes« innerhalb der Zeile; das »Wort« wird tendenziell um so kürzer und ärmer an Gallows, je weiter es am Ende der Zeile steht. Zudem gibt es gewisse Glyphen, die geradezu typisch für die letzten »Wörter« einer Zeile sind, etwa EVA »m«. Letzteres ist eine Eigenschaft des Manuskriptes, die schon bei naiver Betrachtung ersichtlich ist, und deshalb wird sie wohl so selten einer Untersuchung gewürdigt und nur selten mit »harten« Daten belegt. Dabei widerspricht diese Beobachtung dem Augenschein, dass es sich beim größten Teil des Manuskriptes um direkt niedergeschriebenen Text handelt, der Absätze in beinahe gewöhnlicher Sprache formt.

Schon sehr einfache computergestützte Untersuchungen können aufzeigen, dass die Wörter innerhalb der Zeile nicht gleichmäßig verteilt sind, dass es also Strukturen innerhalb der Zeile gibt, die einer Erklärung bedürfen, wenn wir das Manuskript lesen wollen.

Verwendete Daten

  • Ich habe für die im Folgenden beschriebenen Untersuchungen die vollständige Transkription von Takeshi Takahashi aus dem interlinearen Archiv von Jorge Stolfi verwendet. Das Transkriptions-Alphabet ist folglich ein nicht-kapitialisertes EVA.
  • Hieraus habe ich ausschließlich den »pflanzenkundlichen Teil« (so benannt nach der Gestalt der Illustrationen, die wirklichen Inhalte sind uns ja nicht bekannt) und die reinen Textseiten untersucht, da in diesen Teilen des Manuskriptes der Augenschein eines fließenden Textes besonders stark ist und die Existenz von Strukturen innerhalb der Zeilen aus diesem Grunde nicht erwartet wird. Eine Unterscheidung zwischen den beiden Currier-Sprachen habe ich nicht gemacht, diese wäre allerdings einfach durchzuführen, wenn eine solche Untersuchung weitere Erkenntnis verspräche.
  • Die »astrologischen« und »kosmologischen« Seiten habe ich aus der Betrachtung ausgenommen, weil sie stark von Labels mit bekannten statistischen Eigenarten und von kreisförmigen Texten geprägt sind. Bei letzteren ist der Startpunkt für die Transkription oft reine Willkür. Die »biologischen« Seiten zeigen eine erhebliche textuelle Anomalie im Manuskript, die sich vor allem in einer hohen Redundanz des »Textes« äußert. (Der durchschnittliche Informationsgehalt eines Zeichens liegt dort unter einem Bit.) Der abschließende Teil besteht aus vielen sehr kurzen »Texten«, die schon für den Augenschein nicht den Eindruck normalen Flusstextes erwecken.
  • Ferner habe ich nur Zeilen verwendet, die im Locator des Transkriptionsarchives als Zeile in einem Absatz gekennzeichnet sind. Labels und Titel sind keine Zeilen und könnten die Ergebnisse verzerren.
    Alle »schwachen« Leerzeichen (in EVA mit einem Komma notiert) werden als Leerzeichen betrachtet, die ebenfalls eine »Wortgrenze« darstellen.
    Eine Zeile, die nicht wenigstens fünf Wörter enthält, wird nicht ausgewertet. Bei den gewählten Methoden zur Untersuchung der Wortgestalt in Abhängigkeit von der Position des »Wortes« in der Zeile könnten solche Zeilen das Ergebnis verzerren.

Auswertungen

Mit diesen Daten habe ich für jeweils

  • das erste »Wort« einer Zeile,
  • das letzte »Wort« eine Zeile,
  • das »Wort« in der Mitte der Zeile (Position ermittelt durch Division der Zeilenlänge durch 2) und zudem für
  • das zweite »Wort« einer Zeile (weil das erste Wort jeweils noch weitere Informationen über die Verschlüsselung der Zeile enthalten könnte und deshalb ungewöhnlich gebildet sein könnte)

die folgenden Statistiken erstellt:

  • Zählung der Worthäufigkeit
  • Zählung der Zeichenhäufigkeit in der Transkription
  • Zählung der Wortlänge in der Transkription

Darüber hinaus habe ich die Verteilung von Wörtern mit Gallows (EVA »t«, »k«, »p«, »f«) innerhalb der Zeilen untersucht.

Die von mir verwendeten Perl-Skripten und die vollständigen Ergebnisse dieser Auswertungen zusammen mit einer gut druckbaren Version dieses Textes als RTF-Datei stehen hier zum freien Download zur Verfügung.

Anmerkung zu den Auswertungen

Sowohl die Zeichenhäufigkeit als auch die »Wortlänge« ist eine Form der Auswertung, für die meines Erachtens die EVA-Transkription eher ungeeignet ist, wenn wirkliche Erkenntnisse erlangt werden sollen. Viele Glyphenfolgen, die im Manuskript den starken Anschein eines »Zeichens« erwecken, werden wegen des analytischen Charakters der EVA-Transkription zu mehreren ASCII-Zeichen, wie etwa die häufigen »ch«, »sh« und »iin«. Die Analyse der »Wortlängen« wird durch diesen Umstand verzerrt, und zwar in Abhängigkeit davon, wie das jeweils gezählte »Wort« gebildet ist; die »Zeichenhäufigkeit« ist ebenfalls eher sinnlos. Im besten Fall können solche Daten als Anhaltspunkte für eventuell lohnende, spätere Untersuchungen gelten.

Ergebnis der Wortzählungen

Dies sind die »Wörter«, die mit einer Häufigkeit von mehr als 0,5 Prozent als erstes »Wort« in einer Zeile erscheinen:

daiin                    81  3.808%
saiin                    39  1.834%
sain                     32  1.504%
dain                     29  1.363%
qokeedy                  29  1.363%
sol                      28  1.316%
sor                      26  1.222%
qokeey                   25  1.175%
qokaiin                  22  1.034%
dshedy                   21  0.987%
qokain                   21  0.987%
sar                      20  0.940%
dar                      19  0.893%
tchedy                   19  0.893%
pol                      18  0.846%
dair                     17  0.799%
ol                       17  0.799%
qokedy                   16  0.752%
tol                      16  0.752%
qol                      15  0.705%
y                        15  0.705%
ycheey                   15  0.705%
dchedy                   13  0.611%
dol                      11  0.517%
qokal                    11  0.517%
sal                      11  0.517%

Zum Vergleich hier die gleiche Liste für das jeweils letzte »Wort« einer Zeile:

am                       39  1.834%
dy                       38  1.787%
ol                       33  1.551%
chedy                    32  1.504%
al                       28  1.316%
oly                      28  1.316%
dam                      26  1.222%
daiin                    23  1.081%
qoky                     23  1.081%
dal                      22  1.034%
otam                     17  0.799%
lchedy                   16  0.752%
lol                      16  0.752%
aiin                     15  0.705%
qokam                    15  0.705%
shedy                    15  0.705%
ary                      13  0.611%
dar                      13  0.611%
ram                      13  0.611%
dain                     12  0.564%
ldy                      12  0.564%
chey                     11  0.517%
oky                      11  0.517%
oldy                     11  0.517%
qoty                     11  0.517%

Einige Unterschiede fallen auf dem ersten Blick auf. Erwartet und schon oft beobachtet ist der häufige Zeilenabschluss mit einem »Wort«, welches auf »m« endet. Etwas unerwarteter ist hier die Tendenz zu eher kurzen »Wörtern« und das auffällige Fehlen von »Wörtern«, die mit »s« beginnen. (In EVA steht das »sh« in »shedy« für ein »ch« mit so etwas Ähnlichem wie einem diakritischen Zeichen darüber und nicht für die Glyphe »s« in »saiin«, »sain«, »sor«, »sal« oder »sar«.) Generell lässt sich ein völliges Fehlen der »s«-Glyphe in den häufigsten »Wörtern« am Ende einer Zeile feststellen. Die möglichen »Wörter« sind also innerhalb einer Zeile nicht gleichmäßig verteilt; zumindest für die erste und letzte Wortposition einer Zeile liegen sehr unterschiedliche Verteilungen der Worthäufigkeit vor.

Dies ist ein unerwartetes Ergebnis, wenn man davon ausgegangen ist, dass hier zusammenhängender Text in Absätzen geschrieben wurde, wie es dem Augenschein entspricht. Würde es sich um einen Text in Versform handeln, wäre dieses Ergebnis hingegen nicht überraschend, da diese Form eine gewisse Verteilung der Wortarten innerhalb der Zeilen begünstigen würde. Die Annahme, dass es sich um einen gewöhnlichen, jeweils eine Pflanze beschreibenden Text in direkt notierter Sprache handelt, kann bereits auf diesem Hintergrund angezweifelt werden.

Wenn aber eine Form von Kryptografie vorliegt, ist es durchaus denkbar, dass das jeweils erste »Wort« einen Hinweis auf den Schlüssel enthält, der für diese Zeile verwendet wurde.

Aus diesem Grund habe ich die gleiche Auswertung für das jeweils zweite »Wort« einer Zeile durchgeführt, und zwar mit dem folgenden Ergebnis:

ol                       69  3.244%
shedy                    56  2.633%
shey                     52  2.445%
aiin                     46  2.163%
chey                     45  2.116%
chedy                    40  1.881%
cheey                    32  1.504%
ar                       31  1.457%
qokeedy                  31  1.457%
qokeey                   25  1.175%
sheol                    25  1.175%
cheol                    24  1.128%
or                       24  1.128%
al                       21  0.987%
chol                     21  0.987%
qokedy                   20  0.940%
sheedy                   20  0.940%
daiin                    19  0.893%
qol                      19  0.893%
sheey                    19  0.893%
qokaiin                  18  0.846%
qokain                   18  0.846%
okaiin                   16  0.752%
ain                      15  0.705%
okeey                    15  0.705%
sheor                    15  0.705%
shol                     15  0.705%
okain                    14  0.658%
lchedy                   13  0.611%
qokal                    13  0.611%

Diese Liste enthält bereits kein »Wort« mehr, das mit »s« beginnt und auffallend viele kurze »Wörter« aus zwei Glyphen, sie weist also eine größeres Maß an Ähnlichkeit zur Verteilung der »Wörter« am Ende der Zeile auf. Allerdings gibt es hier auch eine wichtige Abweichung, und das ist die große Häufigkeit von »Wörtern«, die mit »ch« oder »sh« beginnen, was bei den häufigen »Wörtern« an abschließender Position in der Zeile kaum zu beobachten ist.

Die Zeile scheint also eine besondere, nicht offensichtliche Struktur zu haben. Die zweiten »Wörter« einer Zeile zeigen eine andere Häufigkeitsverteilung als die ersten »Wörter« einer Zeile, und beide Verteilungen unterscheiden sich recht deutlich von den letzten »Wörtern«. Die Ausdrucksweise »nicht offensichtlich« meint hier, dass diese Struktur bei einer Betrachtung des Manuskriptes nicht unmittelbar auffällt, sondern erst in einer Auswertung der Worthäufigkeiten in Abhängigkeit von der Wortposition innerhalb einer größeren Menge Text deutlich wird. In einer solchen Auswertung ist es dann aber sehr offensichtlich.

Es ist übrigens interessant, die gleiche Auswertung mit dem jeweils mittleren »Wort« einer Zeile durchzuführen. Ich habe die Position des mittleren »Wortes« ermittelt, indem ich die Anzahl der Wörter durch 2 geteilt habe und das Wort an dieser Position nahm, und kam so auf die folgende Häufigkeitsverteilung für das jeweils mittlere »Wort« einer Zeile:

chedy                    56  2.633%
shedy                    51  2.398%
ol                       38  1.787%
qokeey                   37  1.740%
daiin                    34  1.598%
qokedy                   34  1.598%
qokeedy                  33  1.551%
qokain                   32  1.504%
qokaiin                  29  1.363%
aiin                     26  1.222%
chey                     26  1.222%
qokal                    25  1.175%
chol                     19  0.893%
qol                      19  0.893%
okaiin                   18  0.846%
ar                       16  0.752%
or                       16  0.752%
qokar                    16  0.752%
otal                     15  0.705%
oteey                    15  0.705%
dal                      14  0.658%
dar                      14  0.658%
otedy                    14  0.658%
okain                    13  0.611%
qotedy                   13  0.611%
sheol                    13  0.611%
shey                     13  0.611%
al                       12  0.564%
cheol                    12  0.564%
okedy                    12  0.564%
okeey                    12  0.564%
cheey                    11  0.517%
dol                      11  0.517%
okeedy                   11  0.517%
otain                    11  0.517%
qoky                     11  0.517%

Auch hier findet sich unter den häufigen Wörtern keines, das mit »s« beginnt. Auffallend ist allerdings die größere Häufigkeit von »Wörtern«, die einen Gallow enthalten. Die Listen der Wörter mit einer Häufigkeit von über 0,5 Prozent an einer untersuchten Position innerhalb der Zeile weisen

  • 9 Gallows (34 Prozent der häufigsten »Wörter«) für die erste Position,
  • 9 Gallows (30 Prozent der häufigsten »Wörter«) für die zweite Position,
  • 17 Gallows (47 Prozent der häufigsten »Wörter«) für die mittlere Position, und
  • 5 Gallows (20 Prozent der häufigsten »Wörter«) für die letzte Position

auf. Auch dies ist ein eher unerwartetes Ergebnis, es erweckt zunächst den Anschein, die Wörter mit Gallows würden sich in der Mitte der Zeile ansammeln. Dies ist jedoch nicht der Fall. Um das zu untersuchen, habe ich die Verteilung der »Wörter« mit Gallows auf die jeweils fünf Positionen am Anfang der Zeile, am Ende der Zeile und in der Mitte der Zeile mit einem weiteren Perl-Skript untersucht. In der folgenden Liste gibt die erste Zeile die Gallowhäufigkeit in den ersten fünf »Wörtern« der Zeile, die zweite Zeile in den mittleren fünf »Wörtern« der Zeile und die dritte Zeile in den letzten fünf »Wörtern« der Zeile wieder:

Start of line       49.365% 44.335% 57.217% 57.264% 54.866% 
Center of line      54.725% 56.041% 55.806% 56.747% 55.101% 
End of line         57.593% 54.020% 56.700% 56.794% 39.821%

Abgesehen von einem leicht geringeren Auftreten der »Wörter« mit Gallows an der zweiten Position und einem deutlich geringerem Auftreten solcher »Wörter« an der letzten Position der Zeile zeigen sich hier keine Auffälligkeiten in der allgemeinen Verteilung.

Die auffällige Häufung von »Wörtern« mit Gallows in der Liste der häufigsten »Wörter« der Mittelposition kann also nur bedeuten, dass die »Wörter« mit Gallows am Anfang einer Zeile signifikant variabler und unregelmäßiger als in die Mitte der Zeile geformt sind und deshalb nicht in einer solchen Auflistung aufscheinen, da sie von regelmäßiger gebildeten »Wörtern« ohne Gallows von dort verdrängt werden. Dies sollte in folgenden Untersuchungen wesentlich präziser gefasst werden, für den Moment reicht die Erkenntnis, dass subtile Feinheiten der Wortstruktur von der Position des Wortes in der Zeile abhängig sind. Und genau das ist ein unerwartetes Ergebnis, wenn Wörter eines Absatzes einfach hintereinander weggeschrieben werden, es ist ein Zeichen dafür, dass hier trotz aller statistischer Sprachähnlichkeit der Glyphenfolge keine natürliche Wortfolge einer prosaischen Sprache vorliegen kann. Weitere Gedanken hierzu folgen in den abschließenden Betrachtungen.

Verteilung der Wortlängen

Eine andere Beobachtung lässt sich hingegen bestätigen. Die Wörter werden zum Ende hin kürzer, zumindest, wenn man die Wortlängen in einer EVA-Transkription betrachtet. Selbst, wenn dies nur ein Artefakt des EVA-Alfabetes sein sollte, zeigt es doch statistisch greifbare, strukturelle Änderungen in der Gestalt der durchschnittlichen »Wörter« in Abhängigkeit von ihrer Position in einer Zeile.

Beim ersten Wort einer Zeile beträgt die durchschnittliche Wortlänge 5,57 Zeichen, beim letzten Wort 4,7 Zeichen, der Unterschied beträgt also fast ein EVA-Zeichen und ist damit durchaus als signifikant zu betrachten. Die Länge des mittleren Wortes beträgt übrigens im Durchschnitt 5,3 EVA-Zeichen, und mit der deutlichen Ausnahme der zweiten Wortposition einer Zeile nimmt die Länge tendenziell mit der Position des »Wortes« in der Zeile ab. Es handelt sich hierbei nicht nur um ein Artefakt, das dadurch entsteht, dass der Autor zum Ende einer Zeile hin zu Abkürzungen tendiert.

Zeichenverteilung

Ohne zu diesem Thema zu sehr in die numerischen Einzelheiten gehen zu wollen, sei noch angemerkt, dass auch die Verteilung der Zeichenhäufigkeiten von der Position des »Wortes« in der Zeile abhängig ist.

Die sieben häufigsten Glyphen der »Wörter«

  • an der ersten Position sind: e, o, y, h, d, i, a;
  • an der zweiten Position sind: e, o, h, y, c, k, d;
  • an der mittleren Position sind: o, e, y, h, d, a, k;
  • an der letzten Position sind: o, a, y, l, d, e, h.

Es zeigt sich, dass zum Ende einer Zeile hin tendenziell die Glyphen »e« und die Gruppe »ch« und »sh« seltener werden, während die Glyphen »a« und »l« in der Häufigkeit zunehmen. Macht bei den »Wörtern« zum Zeilenanfang die Glyphe »a« noch 7,2% und »l« 5,2% des Glyphenvorrates aus, so ist am Ende einer Zeile das »a« mit 12,6% und das »l« mit 9% vertreten. Auf der anderen Seite fällt die Häufigkeit der Glyphe »e« von 12,2% beim ersten »Wort« einer Zeile auf 6,6% beim letzten Wort einer Zeile ab. Der größte Teil des Glyphenvorrates ist aber beinahe invariant gegenüber der Wortposition, so dass diese Veränderungen der Zeichenhäufigkeit innerhalb einer Zeile kaum auffallen.

Wäre das »Voynichianische« eine Sprache, so hätte sie die bemerkenswerte Eigenschaft, dass beim Schreiben zusammenhängender Texte in einem Absatz innerhalb einer Zeile eine Gruppe von Vokalen immer seltener wird, während eine andere Gruppe von Vokalen immer häufiger würde, und das bei jeder geschriebenen Zeile. Es fällt schwer, sich eine menschliche Sprache mit dieser Eigenschaft vorzustellen; es fällt vergleichbar schwer, ein sinnvolles Schriftsystem zu ersinnen, das solche Auffälligkeiten hervorbringt. Könnte man die Verkürzungen der Wörter noch mit Abkürzungen wegerklären, die sich tendenziell zum Zeilenende häufen, so bleibt die Erklärung eines solchen im Schriftbild aufscheinenden Lautwandels sehr knifflig. Die Hypothese, dass das »Voynichianische« eine Sprache ist, scheint mir angesichts dieser Analyse kaum noch haltbar.

Abschließende Betrachtungen

Was bedeutet das alles? Ich weiß es nicht, noch nicht. Mir sind jetzt »nur« ein paar weitere Fakten bekannt, die bei jedem Versuch einer Entzifferung dieser mittelalterlichen Kopfnuss berücksichtigt werden müssen:

  1. Es handelt sich nicht um eine relativ direkt niedergeschriebene Sprache, auch keine fernöstliche. Das Voynich-Manuskript entstand in einem Prozess der Verschlüsselung.
  2. Bei der Verschlüsselung hat die entstehende Zeile den »Wörtern« in dieser Zeile eine nachweisbare Struktur gegeben, die möglicherweise Rückschlüsse auf das angewendete Verfahren gestattet. Die »Wörter« in der Zeile sind in einer Weise geordnet, die ich noch nicht verstehe. Da auch die Glyphen innerhalb eines »Wortes« auf eigentümliche Weise geordnet sind, scheiden einfache Zeichenersetzungen aus. (Diese wären auch schon geknackt worden.) Es handelt sich vielmehr um eine Umordnung von Informationseinheiten, die zur beobachteten Struktur führte und die hoffentlich mit einfachen Mitteln umkehrbar ist. So lange wir nicht wissen, in welcher Sprache der Klartext gehalten ist, erscheint mir das Erraten der beim Verschlüsseln angewendeten Umordnungen als kaum lösbare Aufgabe.
  3. Gesetzt dem Fall, es handelt sich beim Voynich-Manuskript um eine bedeutungslose Zeichenfolge, muss eine Erklärung für die darin aufscheinenden Strukturen gefunden werden. Diese sind einerseits sprachliche Strukturen, da zum Beispiel das Zipfsche Gesetz vom dokumentierten »Wortvorrat« erfüllt wird, sie sind aber andererseits außersprachliche und schwer erklärbare Strukturen.
  4. Wenn das »verdammte Manusskript« eine entzifferbare Mitteilung enthält, ist es die vordringlichste Aufgabe der Entzifferung, diese Strukturen zu verstehen und zu deuten. Insbesondere sollte die Anomalie des zweiten »Wortes« einer Zeile verstanden werden, denn diese liefert möglicherweise einen Hinweis auf den in der jeweiligen Zeile verwendeten Schlüssel.

Das Frustrierende in diesem ganzen Prozess besteht darin, dass das Manuskript so aussieht, als sei es ohne besondere Hilfsmittel verfasst und recht unmittelbar niedergeschrieben worden. Welches Verfahren dabei auch immer angewendet wurde, es kann nicht allzu schwierig sein. Aber es war mit Sicherheit sehr intelligent und völlig anders als die kryptografischen Standards des späten Mittelalters.

Thema: Ergebnisse, Hacking | Kommentare (1) | Autor:

Wenn es im Texte blüht

Dienstag, 10. März 2009 17:17

Nur, um einmal so eine kleine Sackgasse aufzuzeigen, in die man immer wieder rennt, wenn man sich mit dem Voynich-Manuskript beschäftigt…

Es kommt vor allem im pflanzenkundlichen Teil des Voynich-Manuskriptes immer wieder vor, dass der Text durch die Zeichnung einer Pflanze unterbrochen wird, wie zum Beispiel hier auf der Seite f17r:

Eine Unterbrechung des Textflusses durch eine Pflanze

Und jedes Mal, wenn ich versuche, mein unlesbares Lieblingsbuch zu »lesen«, kommt es vor, dass ich darin Dinge sehe, die sich bei einer genaueren Untersuchung in Nichts auflösen.

So auch heute.

Als ich die Seite f17r betrachtete, war ich eher am (mutmaßlich lateinischen) Text am oberen Rand dieser Seite interessiert, der mit den Worten »mallior allor« zu beginnen scheint und sich dann in die zunehmende Unlesbarkeit auflöst. Genau genommen, wollte ich nachschauen, ob dieser Text vom gleichen Schreiber geschrieben sein könnte, der auch den Text auf Seite f116v verfasste und ferner, ob es Ähnlichkeiten zwischen dieser Handschrift und der Handschrift der Monatsnamen im Tierkreis gäbe. Wie so oft, hat sich diese kleine Untersuchung in der Beliebigkeit solcher Interpretationen aufgelöst und kein »hartes« Ergebnis zutage gefördert.

Die Augen in den Wurzeln der Pflanze auf Seite f17rDoch ich schaute mir die relativ gewöhnlich aussehende Pflanze mit ihren enigmatischen, in roter Farbe gezeichneten »Wurzelaugen« noch einmal in aller Ruhe an. Dabei fiel mein Blick ganz unwillkürlich auch auf den Text, dessen Fluss im zweiten und dritten Absatz von den Blüten und Blütenstängeln unterbrochen wird.

Und plötzlich glaubte ich, etwas Auffälliges zu sehen. Ausgerechnet auf einer Seite, auf der sogar die Wurzeln Augen bekommen haben, fiel mir ein eigentümlicher »Weirdo« auf, eine Mischung aus »d« und »g« in EVA, der in der vierten Zeile des Textes unmittelbar vor der Blüte auftaucht.

Der Weirdo in der vierten Zeile, im Wort opydgUnd dann fand ich es weiter etwas auffällig, dass eine »g«-artige Form mitten in einer Zeile auftritt. Ich bin es gewohnt, dass die besonderen Glyphen »m« und das viel seltenere »g« gehäuft am Ende einer Zeile auftreten, und ich habe mich schon oft gefragt, warum das so ist. Es ist ja für mich völlig klar, dass es eine Stuktur innerhalb der Zeilen gibt, die gewissermaßen die Wörter innerhalb einer Zeile »sortiert«, und ich weiß auch, dass jeder Versuch einer Entschlüsselung diese Erscheinung in Betracht ziehen sollte, aber ich kann mir immer noch keinen Reim darauf machen. (Vielleicht ist es auch eine formale Eigenart einer mir unbekannten Form der Lyrik…)

Ich schaute mir daraufhin die anderen Wörter an, die dort stehen, wo der Textfluss durch die Pflanze unterbrochen wird. Es handelt sich um die Wörter »okchom«, »opdyg«, »cphaldy«, »chetey«, »zepchy«, »ykchy«, »chypcham«, »mdol« oder »ymdol« und »daiin«. Mit Ausnahme des recht gewöhnlichen »daiin« und des auch manchmal auftretenden »ykchy« sind dies in ihrer Überzahl sehr ungewöhnliche Wörter im Manuskripte.

Und deshalb war ich auf einmal »alarmiert«.

(Für jene, die sich jetzt wundern: Nach einigen Jahren Beschäftigung mit diesem »verdammten Manuskript« bekommt man ein sehr genaues Gefühl dafür, welche Wörter darin »ungewöhnlich« sind und muss kaum noch nachschlagen. Aber die Regeln, die man unbewusst wahrnimmt und die sich in diesem Gefühl verdichtet haben, lassen sich nur sehr schwierig in einer Weise formulieren, aus der sich ein Algorithmus für einen Computer machen lässt. Ich arbeite aber immer noch daran.)

Es erschien mir so, als würde der Umbruch des Textes durch eine Pflanze auf den Text rückwirken, als würde er »ungewöhnliche« Wörter »erzeugen«. Das war nun eine Erscheinung, die ich so noch nie wahrgenommen hatte und die einer kurzen Untersuchung würdig war.

Als erstes schrieb ich mir ein kleines Skript, das Wörter extrahiert und zählt, die vor dem Umbruch durch eine Pflanze auftauchen. Dieses Skript setzt die eingebetteten Kommentare voraus, wie sie in Jorge Stolfis interlinearem Archiv üblich sind. Mit Hilfe dieses Skriptes und meines Tools viat erzeugte ich dann eine Liste von Wörtern aus der vollständigen Transkription von Takeshi Takahashi, die im pflanzenkundlichen Teil vor einer Pflanzenzeichnung im Textfluss auftauchen. Die Kommandozeile dafür ist recht einfach:

viat -t H -i H | perl plantbreak.pl

Als Ergebnis der Ausführung des Skriptes entstehen zwei Dateien.

  • allstat.txt
    In dieser Datei finden sich alle Wörter nach Häufigkeit sortiert, die im gesamten untersuchten Text erscheinen.
  • bplant.txt
    In dieser Datei finden sich die Wörter nach Häufigkeit sortiert, die vor einer gezeichneten Pflanze erscheinen.

Leider sind die ersten zwanzig Zeilen der »Wörter vor den Pflanzen« denn doch nicht mehr so alarmierend, sie sehen so aus:

62    daiin
50    dy
43    s
20    cthy
19    dal
17    dain
15    dam
14    oky
14    dar
13    ol
13    sy
13    aiin
12    d
10    y
9     dan
9     qoty
9     chy
8     chdy
8     or
8     chckhy

Das allgegenwärtige »daiin« ist auch hier an der Spitze. Aber immerhin zeigt sich hier doch eine etwas andere Verteilung von Wörtern als im normalen Textfluss:

474   daiin
234   chol
159   chor
159   s
141   dy
128   or
115   dar
112   shol
107   aiin
105   chy
98    cthy
96    sho
92    ol
85    dain
75    y
73    chey
70    shy
69    ar
67    chedy
67    shor

Die zunächst offenbare, andere Verteilung der Wörter relativiert sich aber schnell, wenn man einen Blick in das Manuskript wirft. Sehr häufig sind die Wörter vor einer Pflanze nämlich auch die letzten Wörter einer Zeile, und diese sind oft ungewöhnlich. (Vor allem häufen sich hier die auf »m« endenden Wörter, ganz so, als sei dieses »m« eine Abkürzung, die verwendet wird, wenn der Raum auf dem Pergament eng wird.)

Dennoch habe ich ein weiteres Experiment angehängt, da ich einmal wissen wollte, wie sich die Endglyphen auf die Wortlisten verteilen. Auch hierfür verwende ich wieder ein sehr einfach gestricktes Skript.

Bei der Wortliste mit allen Wörtern des pflanzenkundlichen Teiles sieht die Verteilung auf die Endglyphen so aus:

a    30       0.26%
c    2        0.02%             
d    234      2.06%
e    45       0.40%
f    11       0.10%     
g    40       0.35%
h    39       0.34%
i    2        0.02%
k    26       0.23%
l    1666    14.66%
m    370      3.26%
n    1840    16.19%
o    491      4.32%
p    11       0.10%
r    1894    16.67%
s    497      4.37%
t    28       0.25%
x    1        0.01%
y    4138    36.41%

Die gleiche Liste für die Wörter vor den Pflanzen zeigt einige charakteristische Abweichungen:

a    5        0.44%
d    55       4.85%
e    1        0.09%
f    1        0.09%
g    4        0.35%
h    9        0.79%
i    1        0.09%
k    1        0.09%
l    140     12.35%
m    72       6.35%
n    202     17.81%
o    19       1.68%
r    76       6.70%
s    87       7.67%
t    2        0.18%
y    459     40.48%

Am augenfälligsten ist dabei vielleicht die doppelt so hohe Häufigkeit der Glyphen »m« und »d«, die im ähnlichen Umfang erhöhte Häufigkeit der Glyphe »s« und das etwas häufigere »y«. Es ist also etwas »anders« vor den Pflanzen, und dies lässt sich schon mit sehr einfachen Mitteln aufzeigen.

Aber so lange sich dieser Effekt mit den Effekten am Zeilenende überlagert, ist er für sich zu wenig aussagekräftig. Ich werde allerdings noch weitere Experimente in dieser Richtung machen und mir einmal anschauen, ob sie irgendwohin führen…

Thema: Hacking | Kommentare (2) | Autor:

Der große Frust

Sonntag, 1. März 2009 0:51

Es ist nicht leicht möglich, sich rationell dem Anomalen zu nähern. Wenn sich ein Mensch einer Erscheinung gedanklich annähert, denn tut er dies in der Regel, indem er Muster darin sucht, um aus diesen Mustern eine Einsicht in die Beschaffenheit des Gegenstandes zu erhalten. Im Idealfall bekommt ein Mensch während dieses Unterfangens nach und nach aus seinen Irrtümern und weiter führenden Hypothesen das Gefühl, einen »festen Boden« unter den Füßen zu bekommen, und von dort ausgehend geht es dann voran, bis im Idealfall eine Einsicht zustande kommt.

Nehmen wir einmal ein Beispiel aus meinem Leben.

In der Mitte des Jahres 2000 stellte ich auf digitalen Fotografien im Internet und später auch auf solchen eines Freundes gelegentlich etwas fest, was wie schwach glimmende Kügelchen mit einer undeutlichen, inneren Struktur aussah. Natürlich durchsuchte ich daraufhin erst einmal das Internet, um eine Aufklärung zu finden. Dort fand ich nach kurzer Zeit Einiges zum Thema. Ich »lernte«, dass diese Leuchterscheinungen »Orbs« genannt wurden, und ich »lernte«, dass viele Menschen der Meinung waren, es handele sich hier um ein paranormales Phänomen. Angesichts der großen Anzahl solcher Bilder konnte ich die paranormale Hypothese nicht glauben, zumal die »Orbs« neben ihrer Fähigkeit, auf Fotos aufzuscheinen, keinerlei reproduzierbare Wechselwirkung mit der Umwelt zeigten. (Die immer wieder behauptete »Wahrnehmung« der »Orbs« durch Haustiere erwies sich bei erster Durchsicht des Bildmateriales als Haufen interpretierter Zufälligkeiten, es gab außerordentlich viele Bilder, auf denen die Hunde und Katzen mit offensichtlicher Gleichgültigkeit auf die »Orbs« reagierten.)

Aber es hatte mich gepackt, und so wollte ich erfahren, was es mit den »Orbs« wirklich auf sich hat. Sie tauchten ja auch auf Fotos eines Freundes auf, und ich setzte mich mit einer Mail mit diesem Freund in Kontakt, verwies auf ein im Internet veröffentlichtes Bild von ihm und fragte ihn, welchen Reim er sich auf die fahle Leuchterscheinung machen könnte. Er war zunächst genau so ratlos wie ich, hatte so etwas öfter einmal gesehen, aber deshalb die Fotos eher als »unbrauchbar« aussortiert. Zum Glück hatte er seine Fotos archiviert, und ich bat ihn, einmal einen flüchtigen Blick in sein Archiv zu tun, damit wir vielleicht Genaueres über diese »Erscheinungen« erfahren – dabei habe ich die »paranormale Hypothese«, die ich auf englischsprachigen Websites kennen lernte, bewusst nicht erwähnt.

Mein Freund nahm sich tatsächlich zwei Stunden Zeit für diese kleine Frage, und am Ende standen folgende Einsichten:

  • Er fotografierte damals sowohl digital (für das Internet) als auch auf klassischem Filmmaterial, aber alle »Orbs« sah er nur auf digitalen Fotos.
  • Die meisten »Orbs« wurden dann sichtbar, wenn Fotos aus Kneipen, Distotheken oder ähnlichen Etablissments im Betrieb geschossen wurden – dies machte er vor allem für die Internet-Arbeit.

Das war ja schon einmal ein Muster. Im nachfolgenden Mailverkehr kamen wir auf die Idee, einmal die EXIF-Daten in den Digitalfotos mit »Orbs« zu betrachten, um vielleicht einen weiteren Hinweis auf die Natur dieser Erscheinung zu bekommen.

Dabei stellte er fest, dass alle »Orbs« in seinen Fotos auf Blitzlichtaufnahmen erschienen, und zwar vor allem unter ungünstigen Lichtbedingungen.

Wir bildeten die Hypothese, dass es sich um defokussierte Staubteilchen handeln könnte, die vom Blitzlicht angeschienen werden. Die scheinbare Ausdehnung dieser »Orbs« wäre dann ein Effekt der Unschärfe. Mit dieser Hypothese war es meinem Freund sofort möglich, ein paar typische »Orb«-Fotos zu reproduzieren, indem er seine Kamera im Halbdunkel vor einer staubigen Matratze platzierte, auf die er vorm Auslösen einige Male mit seiner Hand schlug. Jetzt erst machte ich meinen Freund auf die teils recht esoterischen Deutungen des Phänomens aufmerksam, und wir lernten beide eine Menge darüber, wie sich Menschen eine unverstandene Erscheinung zurechtinterpretieren konnten.

So eine schnelle Einsicht ist ein Idealfall. Es war nicht viel »Forschung« erforderlich, um die Muster in der Erscheinung zu erkennen und um auf diesem Wege eine befriedigende Erklärung zu bekommen. Viel mehr fanden wir es beide erstaunlich, mit wie großem Ernst Menschen teilweise absurde Thesen vertreten, ohne auch nur einen Moment lang über mögliche andere Erklärungen nachzudenken. Die schiere Menge der »Orb«-Fotos hätte jeden darauf bringen können, dass es sich um etwas sehr alltägliches handeln musste.

(Später machte mein Freund auch »Orb«-Fotos bei Nieselregen, hier sind es allerdings feine Wassertröpfchen, die als »Orbs« erscheinen. Das Resultat ist sehr ähnlich. Wenn wir das wollten, könnten wir die Leichtgläubigkeit vieler Menschen ausnutzen, indem wir auf Bestellung »paranormale« Fotos anfertigen, aber diese Art »Geschäft« verachten wir.)

So weit eine kleine Erfolgsgeschichte.

Beim Voynich-Manuskript kann ich nicht einmal eine kleine Erfolgsgeschichte berichten. Der große Erfolg, ein endlich gelesenes und verstandenes Manuskript, liegt in noch größerer Ferne.

Denn das Voynich-Manuskript ist anomal. Es bleibt anomal, gleich, auf welcher Ebene es betrachtet wird. Das erschwert jede Beschäftigung mit dem »verdammten Manuskript«.

Das verwendete Schriftsystem ist einzigartig und nirgends anders belegt. Es hat dabei aber Ähnlichkeiten zu üblichen lateinischen Schriften und gängigen Abkürzungen des spätmittelalterlichen Europas.

Der »Text« weist zwar verheißungsvolle und sehr deutliche Regelmäßigkeiten in der Wortbildung auf, aber ein großer Anteil des Textkörpers weicht von diesen Regeln ab. Diese Abweichungen verteilen sich völlig unregelmäßig im Manuskript, nur das erste Wort einer pflanzenkundlichen Seite ist beinahe immer unregelmäßig gebildet.

Die innere Struktur der regelmäßig gebildeten »Wörter« erinnert an natürliche Sprachen, passt aber zu keiner Sprache, die im europäischen Raum Spuren hinterlassen hat.

Die Illustrationen scheinen reine Fantasiegebilde zu sein, sie lassen sich nicht biologischen, astronomischen, astrologischen oder esoterischen Erscheinungen außerhalb des Manuskriptes zuordnen. Das heißt aber nicht, dass sie nicht gelegentlich starke Ähnlichkeiten zu wirklichen Erscheinungen hätten.

Nach einigen Jahren mit dem »verdammten Manuskript« habe ich zumindest eines gelernt: Wann immer ich nach einem erkannten Muster greife – wie etwa den »harmonischen Regeln« für die Glyphenfolge – führt dieser Weg in eine Sackgasse. Die Regelmäßigkeit des Manuskriptes ist vorhanden, und sie deutet an, dass sich Bedeutung in ihr verbirgt, dass es sich nicht um eine zufällige Folge von Glyphen handelt. Aber die Ausnahmen von diesen Regeln verteilen sich völlig willkürlich über das Manuskript und machen jeden Versuch zunichte, weitere Einsichten zu gewinnen.

Es ist frustrierend.

Und dieser Frust greift nicht nur nach mir, sondern nach jedem Menschen, der sich mit dem Voynich-Manuskript beschäftigt. Seit etlichen Jahrzehnten beschäftigen sich Menschen von hohem akademischen Bildungsgrad, Spezialisten aller Art sowie diverse wissenschaftliche Laien wie ich mit diesem Buch, ohne dass auch nur die Spur einer Einsicht in die Bedeutung des Textes entstanden ist. Was uns allen bleibt, ist der begründete Glaube, dass der Text wohl wenigstens für seinen Schreiber eine Bedeutung gehabt haben wird – und auch der begründetste Glaube kann nicht eine rationelle, belegbare, zu Ergebnissen führende Einsicht ersetzen.

Anfangs, als ich das Problem unterschätzte, war ich noch etwas motivierter. Die flüchtige Schrift, die nicht nach einem schweren Rätsel aussah, hatte mich in den Bann gezogen, hatte mir durch die Jahrhunderte zugeflüstert, dass sie leicht zu schreiben gewesen sei, gar nicht nach einem Code aussieht und dass sie deshalb wohl auch leicht zu lesen sein würde.

Selbst darin widerspricht sich dieses Manuskript selbst.

Und manchmal halte ich das für die eigentliche Botschaft. Manchmal glaube ich, dass ich ein großartiges Kunstwerk vor mir sehe – nicht das »sinnlose Geschwafel«, das einige Forscher gern im Voynich-Manuskript sehen würden, sondern ein aufwändig und sehr genau und überlegt geschaffenes Werk, das mit allen Aspekten der menschlichen Wahrnehmung spielt, um ihr die Grenzen aufzuzeigen. Denn das erklärt für mich noch am besten, was im Voynich-Manuskript vor mir liegt.

Und dann verfolge ich doch wieder eine neue Idee, um mich schon nach kurzer Zeit in der inzwischen sehr vertrauten Sackgasse wiederzufinden…

So gut ist dieses Kunstwerk. 😉

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Verteilung unharmonischer Wörter auf Zeilen

Dienstag, 23. September 2008 19:46

Nachdem die Datenbank um eine Tabelle erweitert ist, die eine Zählung von Verstößen gegen die harmonischen Gesetze in den »Wörtern« ermöglicht, liegt es nahe, einmal die Verteilung dieser »Wörter« auf den Seiten des Manuskriptes zu betrachten.

Es erscheint mir unwahrscheinlich, dass bei acht Prozent des »Textes« durch Fehler bei der Transkription oder bei den früheren Restaurationen solche Abweichungen entstanden sein sollten, vielmehr halte ich diese besonders gebildeten »Wörter« für eine Auffälligkeit im Manuskript.

In der ersten derartigen Untersuchung will ich überprüfen, in welcher Weise sich diese Wörter auf den Zeilen einer Seite verteilen. Hierbei ist mir eine Schwäche meiner Datenbank aufgefallen. Sie enthält bislang keine Information darüber, welches die Position der transkribierten Zeile auf der Seite ist. Deshalb habe ich ein kleines Python-Skript geschrieben, das diese Information erstellt, es steht hier zum freien Download: Python-Skript zum Hinzufügen einer Zeilennummer in die Zeilentabelle

Mit dieser Änderung ist eine Analyse nach Zeilen recht einfach geworden, es handelt sich um eine einfache SQL-Abfrage (hier für den pflanzenkundlichen Teil in der Currier-Sprache A aus der Transkription von Takeshi Takahashi angegeben):

SELECT 	lineno AS Line,
	SUM(wordcount) AS Words,
	SUM(harm_failcount) AS Enharm,
	SUM(harm_failcount) / SUM(wordcount) AS Percent
FROM	voy_line
JOIN	voy_lineword ON lword_line = line_id
JOIN	voy_word ON word_id = lword_word
JOIN	voy_harmony ON word_id = harm_word
JOIN	voy_page ON line_page = page_id
WHERE	illustration_type = 'H'
AND	currier_hand = 'A'
AND	line_trans = 'H'
GROUP 	BY lineno

Es ist nicht sehr sinnvoll, diese Analyse über jene Seiten zu machen, bei denen die Transkriptionen eine große Menge Labels enthalten. Diese Labels erscheinen in den Transkriptionen als eigene Zeilen, und die etwas unheitliche Benennung im Lokator einer solchen »Zeile« macht es nicht leicht, solche Zeilen auszuschließen. Diese künstlichen Zeilen sind auf zweierlei Weise besonders; sie sind sehr kurz (oft nur ein »Wort«), und die darin enthaltenen »Wörter« haben eine Häufung von Eigentümlichkeiten, die sie als eine besondere Klasse kennzeichnet. Deshalb habe ich mich auf den pflanzenkundlichen und abschließenden Teil beschränkt, in dem es große Mengen »Fließtext« gibt. Den biologischen Teil habe ich ebenfalls untersucht, aber hier sind alle Ergebnisse wegen der vielen Labels mit ganz besonderer Skepsis zu betrachten.

Die Ergebnisse dieser Untersuchung (durchgeführt an der Transkription von Takeshi Takahashi) stehen wie immer zum freien Download zur Verfügung – allerdings diesmal nur in der Form von Zahlenreihen. Denn es sind eigentlich keine besonderen Ergebnisse, es ist ein kompletter Fehlschlag: Download der Ergebnisse meiner Analyse

Was sich bei dieser einfachen Analyse nämlich zeigt, ist »nur«, dass die nicht den harmonischen Regeln entsprechenden Wörter ohne auffällige Regelmäßigkeit über die Zeilen verteilt sind. Das ist zwar auch eine Erkenntnis, aber nicht unbedingt eine erhellende.

Aber ich bleibe dran…

Thema: Ergebnisse | Kommentare (0) | Autor:

Überprüfung der harmonischen Gesetze

Freitag, 22. August 2008 21:58

Es ist eine Sache, nach einem Blick in die Transkriptionen und vor allem auch in die Bilder des Manuskriptes die »harmonischen« Gesetze für die Bildung der Glyphenfolgen in einem »Wort« zu erkennen. Eine solche Einsicht wirkt jedoch um einiges überzeugender, wenn man sie mit ein paar Zahlen belegen kann.

Um mich dieser Aufgabe zu widmen, habe ich ein Python-Skript geschrieben, dass meiner Voynich-Datenbank eine neue Tabelle hinzufügt. Das Skript für die harmonische Analyse der „Wörter“ im Manuskripte stelle ich hier wie üblich zum freien Download.

Nach der Anpassung der Zugangsdaten für die Datenbank und dem Start des Skriptes wird die neue Tabelle voy_harmony in der Datenbank erzeugt. Diese besteht nur aus zwei Spalten, nämlich

  • harm_word INTEGER
    Die ID des Wortes, für das die Verstöße gegen die Harmonieregeln gezählt wurden
  • harm_failcount INTEGER
    Die Anzahl der Verstöße gegen die harmonischen Regeln für dieses Wort

Das Skript zählt alle Verstöße gegen die harmonischen Regeln, außer, wenn sie in einigen Fällen die letzte Glyphe eines Wortes betreffen. Eine solche Zählung findet für jedes Wort statt, dass ausschließlich aus lesbaren Zeichen besteht. Jeder Weirdo wird – mit Ausnahme seines Auftretens an letzter Position im Wort – als Verstoß gegen die harmonischen Regeln gezählt.

Mit Hilfe dieser Tabelle lassen sich natürlich ausführliche Analysen machen. Um mich von der Gültigkeit der harmonischen Regeln für einen Großteil des Manuskriptes zu überzeugen, habe ich einmal eine kleine Zählung über alle Wörter aus allen Transkriptionen gemacht:

SELECT  COUNT(*) AS words,
        SUM(count) AS frequency,
        harm_failcount AS unharmonicals
FROM    voy_word
JOIN    voy_harmony ON word_id = harm_word
GROUP   BY unharmonicals;

Das Ergebnis dieser Zählung ist erstaunlich, zumal in diese Zählung auch alle »Wörter« derjenigen Seiten eingegangen sind, die eine besondere Häufung von Weirdos und ungewöhnlich geformten »Wörtern« zeigen.

+-------+-----------+---------------+
| words | frequency | unharmonicals |
+-------+-----------+---------------+
|  8384 |    111003 |             0 |
|  2329 |      7779 |             1 |
|   704 |      1836 |             2 |
|   116 |       194 |             3 |
|    14 |        15 |             4 |
|     1 |         1 |             5 |
+-------+-----------+---------------+
6 rows in set (0.91 sec)

Wenn man die verschieden geformten »Wörter« betrachtet, ohne ihre Häufigkeit in Rechnung zu stellen, denn sind 27,4 Prozent des gesamten »Wortschatzes« (der gewiss auch viele Fehler der Transkriptoren und der frühen Restauratoren enthält) »unharmonisch« geformt. Bezieht man jedoch die Häufigkeit dieser Wörter in Betracht, so erweisen sich nur 8,1 Prozent der »Wörter« des gesamten »Textes« im Manuskript als »unharmonisch«.

Die »harmonischen« Regeln erzwingen durch ihre starre Struktur eine recht hohe Redundanz des Textes. Die »unharmonischen« Wörter haben also einen höheren Gehalt an Information, sie tragen vielleicht auch eine (oder sogar: die) Bedeutung.

Was als nächster Schritt sehr interessant wäre, das wäre eine Analyse, ob die »unharmonischen« Wörter gehäuft an bestimmten Stellen des Manuskriptes (Position des »Wortes« in der Zeile, Position der Zeile auf der Seite, bestimmte Abschnitte im Manuskripte) auftreten, oder ob sich sich gleichmäßig über den gesamten Text verteilen. Eine solche Analyse werde ich in den nächsten Wochen einmal angehen.

Thema: Ergebnisse, Hilfsmittel | Kommentare (2) | Autor:

Die Harmonie der Glyphenfolgen

Samstag, 5. Juli 2008 0:21

Dieser Text ist »etwas« älter, ich hatte ihn am 15. Februar 2005 auf einer inzwischen nicht mehr verfügbaren Homepage veröffentlicht. Die geäußerten Gedanken erscheinen mir aber immer noch als wertvoll und wichtig, deshalb diese erneute Veröffentlichung.

Unabhängig von den Feinstrukturen der »Wörter« im Voynich-Manuskript lassen sich harmonische Regeln für die Folge der Glyphen in einem »Wort« feststellen. Diese Regeln sind verhältnismäßig einfach, wurden aber vom Autor im gesamten Manuskript angewandt. Beim Betrachten dieser Regeln kommen Zweifel daran auf, dass es sich beim Voynich-Manuskript um niedergeschriebene Sprache im gewöhnlichen Sinn des Wortes handeln kann.

Die Glyphenklassen im Voynich-ManuskriptIch werde mich für die folgenden Darlegungen des Transkriptions-Systemes EVA bedienen, die »Wörter«, Glyphen und Glyphfolgen werden zur leichteren Erkennung in fetter Schrift gesetzt. Für Wortzählungen habe ich die vollständige Transkription von Takeshi Takahashi verwendet.

Jemand, der sich längere Zeit mit dem Voynich-Manuskript beschäftigt, bekommt eine gewisse Intuition dafür, dass die Reihenfolge der Glyphen in einem Wort sehr festen Regeln folgt. Es kann nicht jede Glyphe an jeder Position stehen – bestimmte Glyphfolgen wirken auf der Stelle »falsch«.

Zunächst fällt ein erkennbares System von Präfixen und Suffixen auf. Das typische »Wort« im Manuskript beginnt mit q-, qo- oder o- und endet mit Glyphenfolgen aus einer recht großen Auswahl, in welcher die Gruppen -in, -ir, -il, -es und -dy besonders auffällig hervorstechen. Diese offensichtlichen Strukturmerkmale führten des öfteren zur Annahme, dass es sich hierbei um durchschimmernde Spuren einer Grammatik mit Flexionsystem handeln müsse – allerdings hat diese Annahme noch nicht bei der Identifikation der Sprache geholfen.

Ich möchte diesen vielbetrachteten Aspekt einmal außer Acht lassen und auf die zeichnerische Harmonie der Glyphfolgen eingehen.

Nach einigen Monaten des ernsthaften Forschens wird jedem Menschen intuitiv klar, dass es sich bei der Glyphenfolge qoteody um ein mögliches »Wort« handelt. Dieses »Wort« erscheint dann auch zwölf Mal im Manuskript – es ist damit eines der nicht besonders häufigen Worte, so dass diese »Klarheit« nicht (wie etwa beim sehr häufigen qoteedy) aus der Erinnerung kommen kann. Ebenso ist intuitiv klar, dass die Glyphenfolge qoteidy, die ja transkribiert auf dem ersten Blick sehr ähnlich aussieht, ein sehr ungewöhnliches »Wort« wäre. Und tatsächlich, dieses »Wort« kommt im Manuskript nicht vor.

Aber was unterscheidet diese Glyphenfolgen? Welches Bildungsgesetz für die »Wörter« nimmt man hier intuitiv auf, so dass man oft recht zielsicher entscheiden kann, ob ein bestimmtes »Wort« möglich ist oder nicht?

Die Beantwortung dieser Frage führt auf ein Harmoniegesetz für die aufeinanderfolgenden Glyphen, welches auch das beobachtete Suffixsystem auf natürliche Weise hervorbringt. Doch um dieses zu erkennen, muss man sich von den Transkriptionen abwenden und dem Schriftbild des Manuskriptes zuwenden. Zur besseren Erläuterung habe ich eine Grafik mit den hier postulierten Glyphenklassen und ein paar Beispielen in diese Seite eingefügt und die Glyphen der EVA-Transkription gegenübergestellt.

Die grundlegenden Glyphenklassen

Wenn man die Glyphen in den Bildern des Manuskriptes sorgfältig untersucht, stellt man schnell fest, dass der Glyphenvorrat relativ einfach aufgebaut ist. Es lassen sich drei Klassen von Glyphen an Hand ihres ersten Striches unterscheiden, dem zur Differenzierung in die speziellen Glyphen verschiedenste Dekorationen hinzugefügt werden können. Diese Reihenfolge beim Zeichnen der Glyphen lässt sich an vielen Stellen des Manuskriptes bestätigen, da durch das Absetzen der Feder Lücken in der Glyphe entstehen und häufig nach dem Absetzen die Feder in die Tinte getaucht wurde, so dass der folgende Strich dunkler erscheint.

Neben diesen drei Klassen gibt es noch zwei wichtige Ausnahmezeichen – leider kümmert sich die Wirklichkeit nicht immer um das analytische Streben nach Vereinfachung. Schon jetzt sei gesagt, dass eine dieser Ausnahmen für die »Wortbildung« im Rahmen der beobachteten Harmoniegesetze von Bedeutung ist.

Die nur an vereinzelten Stellen auftretenden »weirdos« werden hier nicht behandelt, fügen sich jedoch manchmal gut in das System ein. Manchmal allerdings auch nicht.

Die i-Klasse: Der erste Strich aller Glyphen dieser Klasse ist ein kurzer Abwärtsstrich, der um etwa 30 Grad gegen die Vertikale nach links geneigt ist. Beim EVA-Zeichen i wird die Glyphe nur von diesem Strich gebildet, darüber hinaus gibt es die wichtigen Glyphen n, r, l und m, die mit diesem Strich beginnen und ihm eine Verzierung hinzufügen.

Die e-Klasse: Der erste Strich dieser Klasse ist ein ungefähr halbkreisförmiger Bogen, dessen Anfang ähnlich geneigt ist wie der Abwärtsstrich der i-Klasse. Bei den EVA-Zeichen e, c und h wird die Glyphe nur von diesem Stich gebildet, darüber hinaus gibt es in dieser Klasse die wichtigen Glyphen o, d, s, y und die wegen ihrer Seltenheit als »weirdos« zu betrachtenden g und b.

Die Gallows: Der erste Strich dieser Klasse ist ein deutlich über der Scheiblinie angesetzter, strikt vertikaler Abwärtsstrich, dem immer eine weitere Dekoration hinzugefügt wird. Der Strich tritt also niemals allein als Glyphe auf. In diese Klasse gehören die EVA-Zeichen k, t, f und p, ferner sind einige der »weirdos« auf diese Art gebildet.

Die Ausnahmeglyphen

Wie schon erwähnt, gibt es genau zwei Glyphen, die aus diesem einfachen Schema der drei Klassen herausfallen. Beide scheinen wichtige Funktionen im Manuskript zu erfüllen, und eine dieser Ausnahmen (das a) ist entscheidend für die Aufrechterhaltung des später beschriebenen Harmoniegesetzes.

Die q-Glyphe: Diese Glyphe tritt nur am Anfang eines »Wortes« auf. Sie besteht aus einem strikt vertikalen Abwärtsstrich, der aber im Gegensatz zu den Glyphen der Gallow-Klasse auf Höhe der Schreiblinie angesetzt wird und diese Linie nach unten hin deutlich durchbricht. Am oberen Ende dieses Striches wird eine nach links gewandte gerade Linie im Winkel von ungefähr 45 Grad angesetzt, diese wird bis zur Mitte des Schreiblinienbereiches fortgesetzt und dort horizontal, aber leicht nach oben weisend abgeknickt. Die sehr häufig folgende Glyphe o wird mit diesem Horizontalstrich verbunden, so dass in diesem Fall der Eindruck einer Ligatur entsteht.

Die a-Glyphe: Diese Glyphe entsteht aus der Kombination (oder Ligatur) des Bogens der e-Klasse mit dem Abwärtsstrich der i-Klasse. Ihre besondere Bedeutung für die Harmoniegesetze wird an späterer Stelle klar werden.

Die Ligaturen

Es gibt einige sehr bemerkenswerte Glyphenfolgen, die einen starken Eindruck von Ligaturen erwecken und deshalb an dieser Stelle (mit allen Vorbehalten wegen des unbekannten Schriftsystemes) auch so genannt werden, die sich aber fast alle mit einer (relativ seltenen, aber sehr wichtigen) Ausnahme zwanglos in das System einfügen. Die häufigsten Formen seien hier kurz aufgelistet – es gibt aber darüber hinaus vereinzelt sehr komplexe Formen von drei oder mehr Glyphen sowie Ligaturen mit den Glyphen o und y.

Ligaturen der e-Klasse

Die folgenden Ligaturen fügen sich durch den ersten Strich zwanglos in die e-Klasse ein und werden im Folgenden auch so behandelt.

Die ch-Ligatur: Dies sind einfach zwei e-Glyphen, die am oberen Ansatzpunkt durch eine deutliche, strikt horizontale Linie verbunden sind.

Die sh-Ligatur: Sie entspricht der ch-Ligatur, enthält jedoch als zusätzliche Verzierung einen Bogen auf oder über der horizontalen Linie. Die Form dieses Bogens ist so variabel, dass immer wieder die Frage aufgeworfen wurde, ob sie nicht Information tragen könnte. Für die Betrachtung der »harmonischen Wortbildung« spielt diese Frage jedoch keine große Rolle.

Gemischte ie-Ligatur

Die ih-Ligatur: Dies ist die einzige Ligatur dieser Klasse und die zuvor benannte wichtige Ausnahme. Sie sieht der ch-Ligatur sehr ähnlich, aber das erste Zeichen ist der einfache Strich der i-Glyphe. Diese Ligatur tritt nur in dieser Reihenfolge auf, es gibt keine ci-Ligatur. Aus den späteren Darlegungen wird deutlich werden, dass eine hypothetische ci-Ligatur im Rahmen der Harmoniegesetze nicht erforderlich ist und daher wohl auch nicht auftritt.

Ligaturen mit eingebetteten Gallows

Die ch- und ih-Ligaturen (und die gelegentlichen ähnlich gebildeten Ligaturen mit o oder y) können ein eingebettetes Zeichen der Gallow-Klasse enthalten, welches die horizontale Linie kreuzt (cfh, cph, ckh, cth, ifh, iph, ikh und ith). Diese Kombination sieht dann so aus, als würde die Gallow-Glyphe auf einer Art von Podest stehen. Das Auftreten dieser Ligaturen ist sehr rätselhaft und einer umfassenden Betrachtung in einem eigenen Text würdig.

Und damit ist auch alles erklärt, was zum Verständnis der Harmoniegesetze erforderlich ist. Wer sich von den ausführlichen Erläuterungen zu den Zeichenklassen etwas »erschlagen« fühlt, sollte noch einmal einen Blick auf meine kleine Grafik werfen – manchmal sagt ein Bild wirklich mehr als tausend Worte. Alles in allem sollten die Kriterien für die Zuordnung einer Glyphe zu einer Klasse und die Bewertung einer Ligatur jetzt so klar sein, dass sie von jedem Leser verstanden und in einer Analyse angewendet werden können. Dabei ist auch für die meisten (aber natürlich nicht für alle) »weirdos« eine eindeutige Zuordnung zu einer dieser Klassen möglich. Für die wichtigsten Weirdos sei dies hier vorweggenommen:

»Weirdos« der i-Klasse: sind j und eventuell auch z, dessen Glyphe durch den strikt horizontalen ersten Strich zwischen den Gallows und der i-Klasse steht und den starken Eindruck eines zu klein geratenen k macht.

»Weirdos« der e-Klasse: sind b und eventuell u, dessen Glyphe allerdings zusammen mit der a-Glyphe eine Klasse bilden müsste, wenn sie häufiger wäre. Der Eindruck der Glyphe ist der einer Ligatur aus e und n.

»Weirdos« ohne mögliche Zuordnung: sind v und x – in beiden Fällen ist der »normale« Aufbau der Glyphen verlassen worden, die Zeichen scheinen aus einem völlig anderem Zusammenhang in dieses Manuskript geraten zu sein.

Die sieben Harmoniegesetze

Jetzt sind endlich alle Definitionen vorhanden, um die sieben Harmoniegesetze für die Glyphenfolge im Voynich-Manuskript zu postulieren. Verglichen mit den Erläuterungen im Vorfelde sind sie sehr einfach und kurz, die Reihenfolge spiegelt die Wichtigkeit der Gesetze (also den Mangel an Ausnahmen) wider.

Erstes Harmoniegesetz: Die e-Folge – Auf eine Glyphe der e-Klasse folgt eine weitere Glyphe der e-Klasse, eine ch-Ligatur, ein Gallow oder eine a-Glyphe.

Zweites Harmoniegesetz: Die i-Folge – Auf eine i-Glyphe folgt eine weitere Glyphe der i-Klasse oder eine Ligatur der ih-Klasse.

Drittes Harmoniegesetz: Der i-Abschluss – Eine Glyhpe der i-Klasse, die keine i- oder l-Glype ist, beendet in der Regel ein »Wort«.

Viertes Harmoniegesetz: Vermeidung »nackter« Abschlüsse – Ein »Wort« endet niemals mit einer »nackten« i- oder e-Glyphe, sondern immer mit einem komplexeren Zeichen aus diesen Glyphenklassen.

Fünftes Harmoniegesetz: Die l-Ausnahme – Die Glyphe l kann als Glyphe der e-Klasse verwendet werden, obwohl sie an sich eine Glype der i-Klasse ist.

Sechstes Harmoniegesetz: Der i-e-Wechsel – Wenn auf eine Glyphe der i-Klasse eine Ligatur der ih-Klasse folgt, wird das »Wort« mit Glyphen der e-Klasse fortgesetzt.

Siebentes Harmoniegesetz: Die e-Gallow Äquivalenz – Ein Gallow ist fast immer von Glyphen der e-Klasse umgeben oder in eine Ligatur der ih-Klasse eingebettet.

Als leicht verständliche Zusammenfassung dieser Harmoniegesetze, ohne komplizierte Formulierung ausgedrückt, können die folgenden Punkte gelten:

  • Auf i folgt i oder e in der Form ih.
  • Auf e folgt e oder i in der Form a.
  • l ist ein »Jokerzeichen«, das sowohl i als auch e sein kann.
  • Die Gallows gelten als e.

Es sind genau diese sehr einfachen und für einen Großteil des Textes angewandten Regeln, die das Schriftbild des Voynich-Manuskriptes so ästhetisch ansprechend wirken lassen. Jeder Verstoß gegen diese Regeln fällt sofort optisch als ein »unpassendes Zeichen« auf. Wer das nicht glauben kann, besorge sich den Zeichensatz »EVA Hand 1″, installiere ihn und lasse einen beliebigen Text mit diesem Zeichensatz darstellen – vom harmonischen Schriftbild des Voynich-Manuskriptes ist das Ergebnis weit entfernt.

Was hat das zu bedeuten?

Natürlich schreit dieses Ergebnis danach, interpretiert zu werden. Es kann sich auf keinen Fall um einen Zufall handeln, dass konsequent Regeln zum Aufrechterhalten eines harmonischen Schriftbildes angewandt wurden. Es ist sehr schwierig, eine Seite im pflanzenkundlichen Teil zu finden, in der mehr als zwei bis drei »Wörter« eine Ausnahme von diesen Regeln bilden. Die häufigste Ausnahme ist übrigens der Wechsel von i nach o und von o nach i — und ich vermute inzwischen regelmäßig einen Transkriptionsfehler oder eine übersehene »Wortgrenze«, wenn ich letzteres in einer Transkription sehe. Manchmal ist der kleine Strich, der a und o voneinander unterscheidet, fast unsichtbar, und manchmal ist die Erkennung des Zwischenraumes zwischen den »Wörtern« sehr schwierig.

Ich hätte diese sehr häufige Ausnahme durch eine achte Harmonieregel abdecken können. Aber es lag mir viel daran, das Paradigma »auf i folgt i, auf e folgt e und der Wechsel geschieht über a und ih« so deutlich wie nur möglich werden zu lassen. Mit einer Ausnahmenhäufigkeit im Bereich der 2 Prozent kann ich bei diesem Postulat gut leben – wird es doch andererseits so stark bestätigt.

Dennoch, eine »harmonische« Regel für das Schriftbild ist verwunderlich.

Der Schreiber des Voynich-Manuskriptes hat bemerkenswert wenig auf Layout geachtet, er hat in der Regel keine Linien für die »Schrift« vorgezeichnet und so ein recht unregelmäßiges Schriftbild in Kauf genommen. Da nimmt es Wunder, dass diese rigiden »Wortbildungsgesetze« für optische Harmonie im Schriftbild sorgen – das passt einfach nicht gut zusammen.

Dies ist eine leichte Bestätigung für den Verdacht, dass es sich beim vorliegenden Manuskript um eine Abschrift handelt. Die Aussicht, dass der Abschreiber vielleicht ein Manuskript kopierte, das er selbst nicht verstand und dabei gewiss Fehler machte, ist für alle Entzifferungsbemühungen ein Albtraum.

Haben wir es mit einem »Text« zu tun?

Wenn jemand am Voynich-Manuskript forscht und dieses große Rätsel lösen will, so geschieht dies unter der Voraussetzung, dass es einen »sinnvollen Klartext« gibt, der wiederhergestellt und gelesen werden will. Ob man annimmt, es handele sich um eine geistreich ersonnene Verschlüsselung oder eine verloren gegangene Schrift einer unbekannten Sprache, spielt in diesen Bemühungen keine Rolle.

Doch würde bei der Notation oder Verschlüsselung eines sprachlichen Textes ein derartiges, auf optische Harmonie optimiertes Schriftbild entstehen? Mir erscheint das etwas fragwürdig.

Ich will damit nicht sagen, dass im Manuskript keine sinnvolle Botschaft enthalten ist. Ich will nur sagen, dass man den Geist für die Möglichkeit offen halten sollte, dass diese Botschaft nicht unbedingt in der Form eines Textes im gewöhnlichen Sinne des Wortes vorliegen muss – also als Folge von phonetischen Zeichen und Wörtern, die eine Sprache abbilden, so etwas, wie jetzt bei Ihnen gerade im Browser sichtbar ist.

Deshalb meine schnelle Hypothese einer sinnvollen Notation, die kein Text ist – und bei der die harmonischen Regeln sogar ein sinnvolles Feature wären: Das Manuskript könnte eine musikalische Notation einer Form von Musik sein, die nach relativ strengen Regeln komponiert wurde. Eine solche »Botschaft« ist vollkommen sinnvoll, und ihre Niederschrift ist (für Musizierende) sehr nützlich. Nur mit dem »Lesen« wird es natürlich nichts, vielleicht sollte man es einmal mit Singen ausprobieren.

Viele rätselhafte Eigenarten würden auf Grund dieser einfachen Idee erklärlich.

  • Die deutlichen Strukturen, welche die Zeile des Manuskriptes als eine »Bedeutungseinheit« kennzeichnen, könnten die Zeile als eine musikalische »Bedeutungseinheit«, etwa eine Phrase erklären.
  • Die starke Neigung des »Textes« zu Wiederholungen und leichten Abänderungen im nächsten »Wort« sind als musikalisches Stilmittel wirklich nicht ungewöhnlich. Ein kurzes Thema wird mehrfach, eventuell mit leichten Abwandlungen oder in einer anderen Tonhöhe wiederholt — ob im Kinderlied oder in einer komplexen Sinfonie.
  • Die besonderen statistischen Eigenschaften der ersten Zeile eines »Absatzes« oder einer Seite könnten Besonderheiten zum Anfang einer musikalischen Komposition oder eines deutlich abgegrenzten Teiles einer solchen widerspiegeln.
  • Die typischen Endungen der »Wörter« entsprechen bestimmten harmonischen musikalischen Wendungen oder bestimmten, für das Ende einer musikalischen Bedeutungseinheit typischen rhythmischen Mustern.
  • Das hohe Maß an Ordnung, welches den »Text« des Manuskriptes prägt, findet sich in jeder »wohlklingenden« Musik. Ebenso findet sich ein gewisses Maß an Überraschung und Unordnung darin – ansonsten wird die Musik als »langweilig« empfunden.
  • Die beiden »Currier-Sprachen« könnten den heutigen Tongeschlechtern Dur und Moll entsprechen – ich weiß allerdings nicht, ob sich diese zum Erstellungszeitpunkt des Manuskriptes bereits aus den mittelalterlichen Kirchentonarten als wichtige Tonleitern herausgebildet hatten.
  • Das Scheitern aller bisherigen Versuche, den »Klartext« des Manuskriptes unter der Annahme einer sprachlichen Information wiederherzustellen, ist völlig verständlich. Es hat seine Ursache in einer falschen Annahme über die Beschaffenheit des Textes.

Auf Grund dieser Annahme kann die »optische Harmonie der Kursive« mit den hier dargelegten Harmonieregeln eine sinnvolle und vernünftige Eigenschaft sein. Es hätte sich jemand ein musikalisches Notationssystem ausgedacht, welches »wohlklingende« musikalische Stilelemente auch »gut aussehen« lässt. In unserer heutigen Notenschrift ist das gar nicht so sehr anders, krasse Dissonanzen wie der Gleichklang des Intervalles der Sekunde wirken in der Notation auffällig und tonartfremde Noten erfordern zusätzliche Zeichen, die in der Regel schon optisch klar machen, dass hier etwas »ungewöhnliches« erklingt.

Abschließendes

Ich erwarte nicht, dass ein einziger Forscher glücklich über diese etwas plumpe, zurzeit noch mit wenig »harten Daten« belegte Erklärung ist. Zu vieles bleibt dabei unerklärt, etwa die Natur der Illustrationen oder die Labels. Ich selbst werde ein wenig in dieser Richtung weiterforschen – aber ich bin selbst ein »ausgelernter Optimist« und glaube nicht an den großen Durchbruch nach einer einzigen guten Idee.

Fraglich bleibt es vor allem, warum es keinen anderen überlieferten Zeugen für ein derartiges Notationssystem geben sollte. Eine schnelle Erklärung wäre, dass auf diese Weise monophone (einstimmige) Musik notiert wurde – die im späten Mittelalter von der polyphonen (mehrstimmigen) Musik immer mehr abgelöst wurde. Das System verschwand, weil es nicht leicht an die neue »musikalische Mode« anzupassen war – und es begann der Siegeszug des heutigen Notensystemes. Diese geht in seinem Kern übrigens auch auf ein mittelalterliches Vorbild, die »Numensysteme« zurück.

Eines aber sollte jedem klar sein: Nach vielen Jahrzehnten der Forschung, mit vereinter Geisteskraft, großen Enthusiasmus und der verfügbaren Rechenleistung der Jetztzeit ist das Voynich-Manuskript immer noch vollkommen »unverstanden«. Dass es sich nicht um einen mittelalterlichen »Fake« handelt, steht für mich unter Berücksichtung der bekannten Fakten und der sehr fremdartigen Struktur des »Textes« außer Frage. Von daher sollte jeder in aller Ruhe prüfen, ob der Fehler nicht in den grundlegenden Annahmen der bisherigen Forschung liegen könnte. Wir alle wollen aus einer Folge von rätselhaften Glyphen jene Stimme aus dem späten Mittelalter hören, die ein so einzigartiges und rätselhaftes Werk geschaffen hat. Und warum sollte diese Stimme nicht singen?

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Transkriptionen aus der Datenbank holen

Montag, 7. April 2008 1:36

So nützlich es auch ist, die Transkriptionen in einer relationalen Datenbank zu haben, so sehr wünscht man sich doch manchmal, dass diese als gewöhnlicher Text vorliegen. Um ein bequemes Extrahieren von Transkriptionen aus der Datenbank zu ermöglichen, habe ich noch ein kleines Python-Skript geschrieben. Dieses Skript steht hier zum freien Download, und wer sich immer mit diesem Manuskript plagt, der darf es gern benutzen oder für seine speziellen Bedürfnisse anpassen.

Download-Link: Ein Python-Skript zum Extrahieren von Transkriptionen aus der Datenbank

Wer das Skript benutzen will, muss die Zugangsdaten für seine Datenbank im Quelltext angeben. Dieser Teil des Quelltextes dürfte sich auch für jene selbst erklären, die sich mit Python sonst schwer tun. Deshalb habe ich keine andere Methode zur Konfiguration vorgesehen.

Die Verwendung ist relativ einfach. Es handelt sich um ein Skript für die Kommandozeile, mit Optionen kann gesteuert werden, welcher Anteil aus welcher Transkription extrahiert werden soll.

Übersicht über die Optionen

Bei allen Optionen muss die korrekte Groß-/Kleinschreibung beachtet werden.

-h
Ausgabe einer kurzen Hilfe zu den Optionen, die eine gute Gedächtnisstütze sein kann.

-O DATEINAME
Umleitung der Ausgabe in eine Datei. Das können allerdings auch fast alle Betriebssysteme.

-t TRANSCODE
Auswahl der gewünschten Transkription durch den ihr zugeordneten Code, der aus einem Buchstaben besteht. Wenn diese Angabe nicht gemacht wird, wird die Transkription von Takeshi Takahashi verwendet.

-H HANDCODE
Auswahl der Handschrift nach dem Schema von Currier. Definierte Codes sind 1, 2, 3, 4, 5, X und Y. Es können mehrere Codes angegeben werden, etwa 345. Wenn diese Angabe nicht gemacht wird, werden Seiten unabhängig von dieser Information extrahiert.

-l LANGCODE
Auswahl der Currier-Sprache. Definierte Codes sind A und B. Es kann auch AB angegeben werden, um nur jene Bereiche zu extrahieren, denen sich eine Currier-Sprache zuordnen lässt. Wenn diese Angabe nicht gemacht wird, werden Seiten unabhängig von dieser Information extrahiert.

-i ILLUCODE
Auswahl von Seiten nach ihrer Illustration. Definierte Codes sind T für reinen Text, H für Pflanzenkunde, A für astronomische Seiten, Z für den Tierkreis, B für biologische Seiten, C für Kosmologie, P für pharmazeutische Seiten und S für den abschließenden Teil. Auch hier können mehrere Codes angegeben werden. Wenn diese Angabe nicht gemacht wird, werden alle Seiten unabhängig von ihrer Illustration extrahiert.

-r BEREICH
Auswahl von Seiten nach ihrer Seitennummer. Die Bereiche können sehr flexibel angegeben werden, weitere Informationen weiter unten. Wenn diese Angabe nicht gemacht wird, dann wird aus dem gesamten Manuskript extrahiert.

-a ALPHABET
Auswahl eines Transkriptions-Alphabetes für die Ausgabe. Definiert sind EVA, Frogguy, FSG, Currier und Bennett. Wenn diese Angabe nicht gemacht wird, findet EVA Verwendung.

-T
Ausgabe aller definierten Transkriptionscodes mit Angaben zum Umfang der Transkription.

-v
Anzeige der Programmversion.

Zur Angabe von Seitenbereichen

In den Angaben der Seitenbereiche mit -r sind keine Leerzeichen gestattet.

Ein Seitenbereich kann eine Einzelseite sein, etwa f10r. Diese wird direkt angegeben.

Es kann sich um Seiten im Bereich von einer Startseite bis zu einer Endseite handeln. Dann werden die beiden Seiten durch einen Doppelpunkt getrennt. Um die Seiten von f20v bis f22r zu extrahieren, muss der Bereich f20v:f22r angegeben werden.

Es kann sich um Seiten vom Anfang bis zu einer bestimmten Seite handeln. Dann wird der Endseite ein Doppelpunkt vorangestellt. Um die Seiten bis f10r zu erhalten, muss der Bereich :f10r angegeben werden. Von von einer Seite beginned bis zum Ende des Manuskriptes zu extrahieren, wird der Doppelpunkt nachgestellt.

Das f zum Beginn der Seitennummer kann weggelassen werden. Statt f2r:f4r kann auch einfach 2r:4r geschrieben werden. Es ist im Kontext dieser Option immer klar, was gemeint ist, das »f« für »Folio« ist semantisch überflüssig.

Verschiedene Seitenbereiche können mit + kombiniert werden. Wer die Seiten von 1r bis 5v und von 30r bis 45v erhalten möchte, kann die Angabe 1r:5v+30r:45v machen. Überlappungen sind dabei kein Problem, es wird stets der größtmögliche Seitenbereich ausgewählt. Dieser kann durch die weiteren Optionen gefiltert werden.

Beispiele

Zunächst ein ganz einfaches Beispiel. Um die pflanzenkundlichen Seiten in der Currier-Sprache B zu erhalten, wird das folgende Kommando benutzt:

python voynich.py -i H -l B

Dieses Kommando kann etwas abgekürzt werden, indem die Leerzeichen zwischen den Optionen und ihren Parametern weggelassen werden.

python voynich.py -iH -lB

Mit der Angabe eines zusätzlichen Seitenbereiches können etwa nur die Seiten ab f48r erhalten werden.

python voynich.py -iH -lB -r48r:

Installation für die bequeme Anwendung

Wenn man dieses Skript häufiger verwendet, wird man es wohl über seinen normalen Suchpfad für Kommandos zugänglich machen. In Unix-artigen Systemen kann es direkt ausführbar gemacht werden und sollte auf Anhieb laufen, die beim Tippen etwas lästige Dateinamenserweiterung ».py« kann einfach entfernt werden.

Kurzlizenz

Jeder Mensch, der am Voynich-Manuskript forscht, darf mit diesem Skript machen, was er will. Wenn jemand nützliche Erweiterungen programmiert, wäre es nett, wenn diese erweiterte Version ebenso frei zur Verfügung gestellt würde.

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