Beiträge vom August, 2005

(Nur) ein Kunstwerk?

Sonntag, 21. August 2005 2:21

Was bei der Betrachtung des Voynich-Manuskriptes sofort in’s Auge fällt, ist seine sehr eigentümliche Bebilderung, die schnell den Eindruck erweckt, aus einer »anderen Welt« zu kommen. Das Schriftbild wirkt hingegen auf dem ersten Blick beinahe vertraut, und die Vermutung, dass es sich um eine unentzifferbare Geheimschrift handelt, liegt fern.

Einer der Gründe, warum diese Schrift nicht gelesen werden kann, könnte darin liegen, dass diese Schrift nicht zu lesen ist. (Das klingt dumm, ich weiß…)

Es ist durchaus denkbar, dass es sich beim gesamten Manuskript um ein Kunstwerk handelt, das eben Bilder einer anderen Welt zeigen soll. Natürlich nicht solche, die aus einem UFO heraus flugs gezeichnet wurden, sondern eher Bilder einer uns recht fremden geistigen Welt, ein künstlerischer Entwurf einer anderen Welt oder einer Traumwelt. Dann überrascht es auch weniger, dass jede Identifikation der »Pflanzen« bislang gescheitert ist (obwohl das eine so einfache Möglichkeit gewesen wäre, sich der Bedeutung des »Textes« zu nähern) und viele der Kräuter wie ein Patchwork zusammengesetzt erscheinen.

Auch das gesamte Schriftsystem könnte in einer solchen Konzeption eine allein künstlerische Komposition sein. Zu entziffern wäre dann nichts daran, und die ganze analytische Mühe mit den Transkriptionen ginge am Geist eines Werkes vorbei, dessen Mitteilung völlig andere Komponenten unserer Bewusstheit anzusprechen sucht. Der bisherige Misserfolg dieser Mühe wäre so auch kein Wunder mehr.

Wäre das ein einmaliges Werk? Nein, es gibt sogar ein vergleichbares Werk aus der modernen Zeit, nämlich den Codex Seraphinianus des italienischen Künstlers Luigi Serafini. (Im Gegensatz zum Hinweis in der englischsprachigen Webseite ist das Buch nicht mehr erhältlich.) Auch hier werden fremdartige, aber doch an Vertrautes anklingende Illustrationen in einer unlesbaren Phantasieschrift »beschrieben«. Und das Befremden beim Betrachten ist ähnlich, nur dass hier völlig klar ist, dass es sich um künstlerischen Ausdruck handelt. Das hat allerdings einige »Leser« nicht davon abgehalten, sich sehr mit diesem Text zu beschäftigen.

Einen wichtigen Unterschied gibt es aber doch. Das Schriftsystem des Voynich-Manuskriptes ist bemerkenswert gut entworfen und wird über das gesamtes Manuskript hindurch ohne nennenswerte Abweichungen verwendet. Hingegen ist das »Schriftsystem« des Codex Seraphinianus während der Erstellung des Werkes sichtbar gewachsen und erfuhr beachtliche Modifikationen, und die daraus gebildeten »Wörter« weisen keine über das ganze Buch einheitlichen Bildungsgesetze auf.

Und irgendwie will eine derartige Gründlichkeit beim Entwurf des Schriftsystemes im Voynich-Manuskript dann doch nicht zur Schlampigkeit und Eile der Ausführung dieses Werkes passen.

Thema: Kunst | Kommentare (0) | Autor:

Vergleich mit anderen Texten

Sonntag, 14. August 2005 2:28

Ein Problem bei Analysen von Transkriptionen des Voynich-Manuskiptes ist es, dass kein Vergleichsmaterial in »natürlichen« Sprachen zur Verfügung steht. Ein Analyse-Programm für eine Transkription erwartet doch ein sehr spezielles Format, und die händische Aufbereitung von bestehendem Textmaterial in diesem Format wäre sehr mühsam.

So etwas kann ein Computer besser. Und deshalb habe ich das Programm html2evt geschrieben, welches Dateien im HTML-Format in das richtige Format bringt. Allerdings bedient es sich zu diesem Zweck des Textbrowsers Lynx, was aber den angenehmen Nebeneffekt hat, dass auch direkt Texte aus dem Internet umgewandelt werden können. Hierzu muss einfach nur die URL als Parameter angegeben werden.

Eine kurze Dokumentation ist im Programm enthalten und kann mit perldoc extrahiert werden.

Thema: Hacking | Kommentare (0) | Autor:

Du hast ja recht!

Dienstag, 9. August 2005 1:06

Frank, Du hast ja völlig recht. Die Links auf die RSS-Feeds da unten im Footer sind kaum zu sehen und deshalb auch kaum zu finden. Und ganz wie Du es vorgeschlagen hast, sind die Feeds jetzt an die rechte Seite gewandert, zusammen mit der ganz normalen Navigation in einem eigenen Punkt. Und dort sollte jetzt doch jeder leicht die RSS-Links finden können, und von dort aus sollte sich der Link auch leicht in eine entsprechende Software einkopieren lassen.

Und wenn da einer mit manchem Browser drauf klickt, dann darf er sich ein ordentliches XML-Dokument anschauen, was den meisten Menschen gewiss nicht zusagt. Aber wer gedankenlos auf jeden Link klickt, ohne den Linktext zu lesen, dem kann niemand mehr helfen. Auch die beste Navigation nicht.

Thema: Diverses | Kommentare (0) | Autor:

Was war zuerst?

Dienstag, 9. August 2005 0:05

Eine Frage, die vielleicht manchem etwas sonderbar erscheint, ist die Frage nach der Reihenfolge, in der die einzelnen Seiten des Manuskriptes entstanden. Beinahe jede Seite enthält neben äußerst fremdartigem »Text« auch nicht weniger seltsame Illustrationen, und die Frage, die ich heute aufwerfen möchte, ist die folgende: Wurde beim Schreiben des Manuskriptes mit dem Text oder mit den Illustrationen begonnen.

Auf den meisten Seiten entsteht der Eindruck, dass der Text um die Illustrationen »herumfließt«, davon kann sich jeder selbst überzeugen. Und deshalb ist es eine schnelle Annahme, dass zunächst die Illustrationen wenigstens vorgezeichnet wurden, und anschließend erst der »Text« niedergeschrieben wurde.

Was daran zweifeln lässt, ist allerdings Seite f81r im biologischen Teil des Manuskriptes.

Der rechte »Rand« des Textes wirkt hier in einer Weise »flatterhaft«, wie es auf keiner anderen Seite beobachtet werden kann. Sicher, der Schreiber hat generell kaum Wert auf die Herstellung eines guten Layouts gelegt, und vieles an der Ausführung des Manuskriptes erweckt den starken Eindruck von Schlampigkeit und Eile — aber so einen rechten Rand sieht man denn doch nirgends. Wenn man diese Seite mit der Folgeseite f81v vergleicht, die im unteren Bereich einige badende Nymphen zeigt und dabei einen sehr abgeschlossen wirkenden rechten Rand hat, dann wirkt dieser Unterschied sehr auffallend.

Man möchte fast glauben, beim Schreiben der Seite f81r sei bewusst Platz für etwas gelassen worden, was erst nach dem Schreiben auf dem rechten Rand erstellt werden sollte — und aus unklaren Gründen ist es zu dieser Ausführung des Geplanten niemals gekommen. Und angesichts der Form dieser Ausbuchtung könnte hier durchaus eine für den biologischen Abschnitt typische Illustration mit in von Röhren verbundenen Becken badenden Nymphen geplant gewesen sein.

»Könnte«! Denn es ist nur eine Spekulation. Aber wenn die Spekulation zuträfe, dann wäre wenigstens ein Anteil der Illustrationen erst nach dem Schreiben gezeichnet worden, und das wäre etwas seltsam. Immerhin würde es erklären, warum der »Text« auf so vielen Seiten so gut passt. Das, worin er passen soll, entstand erst nach dem »Text«.

Thema: Spekulation | Kommentare (0) | Autor:

Fünffach

Freitag, 5. August 2005 16:06

Die kürzlich von mir beschriebene »Wortfolge« qokeedy qokeedy qokedy qokedy qokeedy auf Seite f75r erweckt auf dem ersten Blick den Eindruck, in jeder europäischen Sprache unmöglich zu sein. Wahrscheinlich stimmt dieser Eindruck insofern, dass es sich nicht wirklich um eine europäische Sprache handelt, wahrscheinlich überhaupt nicht um eine direkt niedergeschriebene Sprache.

Aber völlig unmöglich ist eine solche Anhäufung ähnlicher Wörter nicht, wie das folgende Beispiel eines sinnvollen deutschen Satzes zeigt: »Ich weiß, dass das ›das‹, das das ’s‹ am Ende hat, eigentlich auf ›ß‹ enden sollte.«

Dass ein solches Beispiel aber sehr an den Haaren herbeigezogen ist, dass kaum jemand so sprechen und vermutlich noch weniger Menschen so schreiben würden, das sollte jeder merken. Tatsächlich musste ich für diese Konstruktion etwas länger nachdenken.

Thema: Spekulation | Kommentare (0) | Autor: