Das Voynich-Manuskript bei der GWUP

Ich muss ehrlich gesagt zugeben, dass ich mich schon ein bisschen erschrocken habe, als ich eben wegen einer ganz anderen Sache die Seiten der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung der Parawissenschaften (GWUP) aufsuchte und dort einen Artikel über mein verhasstes Lieblingsbuch unter den Themen fand. Ja, ich fühlte mich einen Moment lang wie ein angehender Parawissenschaftler… 😉

Aber der Text ist alles andere als schlecht und jede Beschäftigung mit dem Thema verdammend – im Gegensatz zur Astrologie oder Homöopathie hat die Beschäftigung mit dem Voynich-Manuskript doch immerhin noch eine reale Substanz, die in Yale herumliegt. Der Artikel auf den Seiten der GWUP ist eine kurze und für die meisten Menschen ausreichende Einführung in das Manuskript und die damit verbundene Geschichte des Scheiterns aller bisherigen Ansätze in der Entschlüsselung – und zwar mit einem Abschluss, dem ich nur zustimmen kann:

Nach fast 100 Jahren Voynich-Manuskript-Forschung bleibt also nur die Erkenntnis, dass fast alle zentralen Fragen zu diesem Thema ungelöst sind. Das Voynich-Manuskript gilt daher als das bedeutendste Verschlüsselungsrätsel überhaupt. […] Ein (mutmaßlich) 500 Jahre altes, in Gänze verschlüsseltes und unentziffertes Buch ist daher absolut einzigartig.

In der Tat, das macht es ja auch so hoffnungslos und faszinierend zugleich

Bei einem Blick auf die zahlreichen Veröffentlichungen zum Voynich-Manuskript fällt auf, dass sich bisher vor allem Hobby-Forscher und Laien mit dem rätselhaften Dokument beschäftigt haben. Sachkundige Wissenschaftler sind dagegen eher spärlich vertreten. Es gibt daher durchaus noch Raum für weitere Untersuchungen. Dabei ist eines klar: Auch ohne pseudowissenschaftliche Theorien und abenteuerliche Spekulationen ist das Thema Voynich-Manuskript spannend genug.

Ganz so schlimm ist es aber auch wieder nicht. Sicher, ich bin der typische Hobby-Forscher und Laie, aber darin auch eine gewisse Ausnahme. Dass sich so wenig »richtige« Wissenschaftler mit dem Manuskript beschäftigen, liegt sicher auch daran, dass dort wahrscheinlich nicht viel Ruhm zu ernten ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass der »Text« nennenswerte neue Einblicke in seine Zeit gibt, kommt mir eher gering vor – im besten Fall handelt es sich um einen interessanten »Eso-Schinken«. Von den Schwierigkeiten, die für diese eher geringen Einsichten überwunden werden müssen, legt die bisherige Geschichte des Scheiterns beredtes Zeugnis ab. Von der riesigen Gefahr, sich in der Sackgasse einer Selbsttäuschung zu verrennen, überzeugt einem schnell die Verranntheit Newbolds oder Brumbaughs, die beide in Verfahren endeten, mit deren Hilfe sich wohl alles im Text lesen lässt – und dann eifrig ihre eigenen Wünsche und Gedanken als Ergebnisse der Forschung präsentierten. Wer sich davon wirklich nicht abschrecken lässt, der hat wohl keinen wissenschaftlichen Ruf mehr zu verlieren… 😉

Und ich fühle mich doch nicht mehr wie ein Parawissenschaftler, sondern doch wieder mehr wie ein »Freak«, der bei seinem Vorhaben vor der Aufgabe steht, gleichzeitig einen offenen Geist und einen klaren Verstand zu bewahren, und der dabei doch vor gewissen psychologischen Abgründen auf der Hut sein muss.

Aber dass so viele Wissenschaftler immer wieder der Arbeit Gordon Ruggs so viel Glaubwürdigkeit zubilligen, obwohl sein (vielleicht ausbaufähiges) Verfahren etliche belegte Strukturen (vor allem die rätselhafte Glyphenverteilung innerhalb der Zeilen und der Seiten) des richtigen Manuskriptes gar nicht reproduzieren konnte, das fällt schon wieder einmal auf. Ob es wohl daran liegt, dass die »Nonsens-Hypothese« die Anomalie dieses Manuskriptes auf elegantem Wege zur Unbeachtlichkeit erklärt?

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Datum: Montag, 2. März 2009 5:17
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