Eine interessante Theorie
Eine recht interessante Theorie zum Aufbau des Codes äußerte gestern Elmar Vogt auf der Mailing-Liste zum Manuskript. Ich finde diesen Ansatz recht interessant und erkläre deshalb an dieser Stelle kurz den grundlegenden Gedanken.
Die Theorie geht von der Beobachtung aus, dass die Zeichen des lateinischen Alphabetes aus einer relativ kleinen Menge geometrischer Figuren aufgebaut sind. Etwas vergleichbares gilt für die Glyphen des Voynich-Manuskriptes, die nur aus wenigen Linienzügen komponiert sind.
Die Verschlüsselung im Manuskript könnte daher auf die folgende Weise hergestellt worden sein:
- Es wird eine Tabelle aus den Formen erstellt, mit denen lateinsche Buchstaben gebildet werden können
- Jeder Buchstabe des Klartextes (und vielleicht auch weitere Zeichen wie Ziffern, diakritische Symbole, gängige Abkürzungen) wird in seine einzelnen Formen zerlegt.
- Und abschließend werden diese Formen in die Linienzüge der Glyphen des Manuskriptes übersetzt
Diese verblüffend einfache Theorie deckt sich in den folgenden Punkten mit den rätselhaften Eigenschaften des Manuskriptes:
- Der Verschlüsselung und Entschlüsselung könnte schnell und manuell mit einfachen Hilfsmitteln vorgenommen werden. Selbst im 15. Jhdt. wäre dies problemlos möglich gewesen.
- Ein solches Verfahren wäre einzigartig oder doch wenigstens sehr ungewöhnlich.
- Es gäbe keine 1:1-Korrespondenz zwischen Voynich-Glyphen und Buchstaben des Klartextes, was das bisherige Scheitern aller Versuche erklären hilft.
- Die geringe Entropie des Textes wäre erklärlich.
- Der Zeichensatz des Manuskriptes könnte sehr klein sein. Schon fünfzehn Zeichen wären hinreichend.
- Die Leerzeichen hätten keinen Bezug zu Wortgrenzen im Klartext, sondern könnten zur Vermeidung von Doppeldeutigkeiten eingefügt sein. Der Buchstabe »d« setzt sich ja aus den gleichen Formen wie die Buchstabenkombination »ol« zusammen, die Trennung im Schlüsseltext könnte solche Mehrdeutigkeiten beseitigen.
- Bei so motivierten Leerzeichen könnte auch die entdeckte »Grammatik« der »Wörter« im Manuskript erklärlich sein, da nur vor und nach bestimmten Formen eine unzweideutige Trennung erforderlich wäre
Eventuell werde ich, wenn ich in den nächsten Tagen die Muße dazu finde, selbst einige Untersuchungen dieser kurz dargestellten Theorie unternehmen.