Dienstag, 9. August 2005 0:05
Eine Frage, die vielleicht manchem etwas sonderbar erscheint, ist die Frage nach der Reihenfolge, in der die einzelnen Seiten des Manuskriptes entstanden. Beinahe jede Seite enthält neben äußerst fremdartigem »Text« auch nicht weniger seltsame Illustrationen, und die Frage, die ich heute aufwerfen möchte, ist die folgende: Wurde beim Schreiben des Manuskriptes mit dem Text oder mit den Illustrationen begonnen.
Auf den meisten Seiten entsteht der Eindruck, dass der Text um die Illustrationen »herumfließt«, davon kann sich jeder selbst überzeugen. Und deshalb ist es eine schnelle Annahme, dass zunächst die Illustrationen wenigstens vorgezeichnet wurden, und anschließend erst der »Text« niedergeschrieben wurde.
Was daran zweifeln lässt, ist allerdings Seite f81r im biologischen Teil des Manuskriptes.
Der rechte »Rand« des Textes wirkt hier in einer Weise »flatterhaft«, wie es auf keiner anderen Seite beobachtet werden kann. Sicher, der Schreiber hat generell kaum Wert auf die Herstellung eines guten Layouts gelegt, und vieles an der Ausführung des Manuskriptes erweckt den starken Eindruck von Schlampigkeit und Eile — aber so einen rechten Rand sieht man denn doch nirgends. Wenn man diese Seite mit der Folgeseite f81v vergleicht, die im unteren Bereich einige badende Nymphen zeigt und dabei einen sehr abgeschlossen wirkenden rechten Rand hat, dann wirkt dieser Unterschied sehr auffallend.
Man möchte fast glauben, beim Schreiben der Seite f81r sei bewusst Platz für etwas gelassen worden, was erst nach dem Schreiben auf dem rechten Rand erstellt werden sollte — und aus unklaren Gründen ist es zu dieser Ausführung des Geplanten niemals gekommen. Und angesichts der Form dieser Ausbuchtung könnte hier durchaus eine für den biologischen Abschnitt typische Illustration mit in von Röhren verbundenen Becken badenden Nymphen geplant gewesen sein.
»Könnte«! Denn es ist nur eine Spekulation. Aber wenn die Spekulation zuträfe, dann wäre wenigstens ein Anteil der Illustrationen erst nach dem Schreiben gezeichnet worden, und das wäre etwas seltsam. Immerhin würde es erklären, warum der »Text« auf so vielen Seiten so gut passt. Das, worin er passen soll, entstand erst nach dem »Text«.