Beitrags-Archiv für die Kategory 'Diverses'

Das Voynich-Manuskript im »Skeptiker«

Samstag, 31. Mai 2008 17:06

Das kritische Magazin »Skeptiker – Zeitschrift für Wissenschaft und kritisches Denken« wird sich in seiner in einigen Wochen erscheinenden Ausgabe auch des Voynich-Manuskriptes annehmen. Natürlich ist mir noch nicht der Inhalt des Artikels bekannt, aber es ist so gut wie sicher, dass »esoterischen« Spekulationen mit zersetzender Kritik begegnet werden wird. Wer sich an einer strikt materialistischen Kritik an bestimmten Aspekten der Untersuchung des Manuskriptes nicht stört, wird in diesem Artikel gewiss eine anregende Lektüre haben.

Thema: Medien | Kommentare (0) | Autor:

Déjà vu

Mittwoch, 23. Januar 2008 21:56

Manchmal kann man als aktiver Internet-Nutzer ganz seltsame Dinge erleben. Dies gilt vor allem, wenn man mehrere Projekte im Internet betreibt und plötzlich auf eine »gefühlte« Querverbindung stöÃ?t.

Dieses Blog wird mithilfe von WordPress betrieben. Es ist nicht das einzige Blog, das ich mehr oder weniger regelmäÃ?ig mit Inhalten fülle, und alle meine Blogs sind WordPress-Blogs. Zu WordPress empfinde ich eine solide Hassliebe; einerseits ist es eine sehr nützliche und einfach zu verwendende Software, andererseits gehen einige Entscheidungen im Software-Design momentan in eine – meiner Meinung nach – völlig falsche Richtung, was ein wichtiger Grund dafür geworden ist, dass man beim Bloggen immer wieder auf ärgerliche Programmierfehler stöÃ?t, die sich in WordPress zurzeit sehr häufen. Vor allem wer, wie ich, verschiedene Blogs auf unterschiedlichen Servern laufen lässt, muss zurzeit geradezu auf den einen oder anderen Fehler stoÃ?en. (Trotz dieser kritischen Phase im WordPress-Projekt könnte ich momentan niemandem eine bessere Software zum Bloggen empfehlen. Diese Phase wird entweder in einigen Monaten überwunden sein, oder es werden sich Menschen finden, die WordPress in besserer Weise weiterführen – freie Software lässt Menschen frei sein.)

Wegen dieser gegenwärtigen Bedingungen wird man schnell zum häufigen Besucher der diversen Support-Foren. Da mir der rohe, unhöfliche Umgangston im grö�ten deutschen Support-Forum persönlich nicht behagt und da das alternative deutsche Support-Forum momentan keine gro�e Nutzerbasis hat, finde ich mich vor allem im englischsprachigen Forum wieder. Dort habe ich schon manchen wertvollen Hinweis erhalten, wie ich bestimmte Probleme angehen kann; und natürlich habe ich aus meinen eigenen Erfahrungen und Einsichten heraus auch schon anderen weiterhelfen können. Wenn doch das wirkliche Leben genau so ein problemloses Geben und Nehmen wäre.

Natürlich wird das englische Support-Forum von vielen Menschen auf der ganzen Welt als erste Anlaufstelle durchsucht und gelesen, wenn ein Problem mit WordPress zu bewältigen ist. Und natürlich bedanken sich immer wieder Menschen in ihren Blogs für die wertvollen Tipps, die sie an dieser Stelle erhalten haben; häufig geht ein solcher Dank mit einen Link einher. Weil ich sehen kann, wer meine Blogs verlinkt, erfahre ich auf diese Weise, dass meine Mühe mit dem auch für mich nicht immer ganz einfachen Formulieren in englischer Sprache nicht umsonst war.

Manchmal sto�e ich dabei auf Blogs in ganz seltsamen Sprachen; in Sprachen, die ich vorher noch nie in schriftlicher Form gesehen habe und die ich gar nicht einordnen kann. Und das ist eines der ganz seltsamen Dinge, die mir heute begegnet sind, ein regelrechtes déjà vu. Es ist ein Text, den ich nicht lesen und verstehen kann (obwohl ich aus dem englischen Zitat heraus wei�, um welches technische Problem es sich handelt), und der mit den folgenden Worten beginnt:

Sial banget hari ini, gâ?? ada hujan dan gâ?? ada angin tiba-tiba saja toolbar wordpressku hilang entah kemana. Tanya ke mas Hendra kenapa toolbarku bisa hilang and beliau menjawab â??emangnya mas makai wordpress engine yang berapa? soalnya banyak teman-teman saya menanyakan hal yang sama seperti yang mas tanyakanâ??.

Ich fühlte mich unwillkürlich an einen anderen Text erinnert, der an einer Stelle »mittendrin« so lautet:

kreba kaya okaha hokaye lake reba hotaye leba bai-ul-ea mase leome homreba rebakaye rekaba yoy hokai-ur-amoyrea hea kai-ul-akame tai-womka yoy bakir-ame kango akahame lea kame bal-ea oye lea hokaba lea kaye rea kir-eay ai-wo-mome laba hokaha hoka perea kao yomka bayokea hokai-ur-itira hokaba hoka pereba hokliba atai-ur-eba hokaye ramome reba hoka soye rea hotaybabe lekira hokai-ur-ikir-ame leba okaba […]

Nun, jetzt sehe ich diese beiden Texte untereinander, und ich kann gar nicht mehr so eine groÃ?e Ã?hnlichkeit erkennen. Aber ein bisschen Ã?hnlichkeit glaube ich auch jetzt noch zu fühlen, vor allem wegen der Häufigkeit kurzer Wörter. Der erste Text ist, wie schon gesagt, aus einer natürlichen Sprache, in der wenigstens noch gebloggt wird und die gewiss ihre Sprecher und Hörer hat. Der zweite »Text« hingegen ist eine meiner frühen Sackgassen im Voynich-Manuskript. Er entstand, als ich nach Möglichkeiten suchte, die Glyphenfolge in einer sprechbaren Form darzustellen. Ich versuchte damals auch, mich musikalisch-lyrisch an das Problem heranzupirschen, und halte das auch heute noch für eine gute Idee. Wenn man von der Idee ausgeht, dass der »Text« des Voynich-Manuskriptes eine reale Sprache ist, denn sollte man durchaus den Versuch wagen, nicht nur die Grammatik, sondern auch die Rhythmik dieser Sprache aufzufinden – vielleicht lässt sich auf diese Weise ein guter Kandidat für die Sprache des »Textes« finden. Natürlich sind solche Vorgehensweisen zwangsläufig zunächst spekulativ und müssen fruchtbar sein, um überhaupt ernst genommen werden zu können.

Natürlich ist der zweite »Text« ein völlig willkürliches Produkt meiner Vorstellung davon, was ich für »aussprechbar« halte. (Es ist noch willkürlicher, als die Entscheidungen, die im Rahmen einer Transkription getroffen werden müssen.) Er wurde mit einer Reihe einfacher Regeln aus der EVA-Transkription von Takeshi Takahashi erzeugt, Grundlage des »Textes« ist der biologische Teil des Manuskriptes. Die hier angewendeten Regeln verursachen darüber hinaus einen Informationsverlust, sie sind also schlechte Regeln. Insbesondere verschieben sich die Endungen der »Wörter« und die »Gallows« führen in bestimmten Konstellationen zu eingeschobenen Vokalen. Das ist aber noch nicht alles. »Wörter« aus zwei Zeichen, die auf einen Vokal enden, werden zum Bestandteil des nächsten »Wortes« gemacht, genau so wird mit »Wörtern« verfahren, die nur aus einem Vokal bestehen. Wo »Wörter« auf drei Vokalen enden, wird der letzte Vokal in das nächste Wort herübergezogen. Gruppen von drei Konsonaten bekommen ein willkürliches »e« zwischen dem ersten und dem zweiten Zeichen eingeschoben. Wenn sich eine solche Gruppe jedoch am Anfang eines »Wortes« befindet, werden zwei Konsonanten in das vorhergehende Wort gezogen. Als Ergebnis dieser Regeln scheint vieles von der repetitiven Struktur der Glyphenfolge aufgelöst worden zu sein, es findet sich aber dennoch in etwas subtilerer Form wieder.

Die vielen Bindestriche spiegeln eine rhythmische Struktur wider, die ich anfangs zu erkennen glaubte. (Sie schien sich mit den Gallows, der ch-Ligatur und der Folge eeee zu decken.) Leider musste ich diese Idee schon nach einer oberflächlichen Prüfung wieder aufgeben, aber die Bindestriche sind geblieben. Später habe ich diese Regeln in den Extractor meines Voynich Information Browsers aufgenommen, um die Schnittstelle für die Module zur Bearbeitung einer Transkription zu testen. Und obwohl es eine Spielerei ist, ist dieses sinnlose Modul doch geblieben. Vielleicht auch deshalb, weil es immer noch die einzige Aufbereitung des »Textes« ist, die mir eine sinnliche Erfahrung bereiten kann, indem ich sie spreche.

Und das alles ist mir wieder eingefallen, als ich einen Text in einer natürlichen Sprache sah, der mich auf dem ersten Blick oberflächlich an diesen »Text« erinnerte. Natürlich war auch das eine Sackgasse…

Thema: Diverses | Kommentare (1) | Autor:

Die Texte von James Hampton

Samstag, 5. Januar 2008 4:42

Eine Seite aus dem Notizbuch von James Hampton. Für eine Anzeige in voller Größe bitte auf dieses Bild klicken

Ich habe bei meinem Text zum visionären Werk eines James Hampton einen wirklich wichtigen Link vergessen. Natürlich sind eingescannte Versionen der Hampton-«Texte« im Internet verfügbar. Wer Lust dazu verspürt, kann sich ja über eine Transkription Gedanken machen und vielleicht aufschlußreiche Vergleiche mit dem Voynich-Manuskript anstellen – ich werde in absehbarer Zeit wohl nicht dazu kommen.

Das heißt aber nicht, dass es ein unwichtiges Thema wäre. Jedes Dokument, das bei hinreichend großer »Textmenge« genügend Eigenschaften mit dem Voynich-Manuskript teilt, hilft, unser liebstes Rätsel aus seiner geschichtlichen Isolation herauszuholen und kann somit Licht auf die möglichen Umstände seiner Entstehung werfen. Wenn sich herausstellt, dass Hamptons »Text« in seinen Eigenschaften stark vom Voynich-Manuskript abweicht, ist allerdings selbst dieses kleine Hoffnung dahin.

Link: Die Hampton-«Texte« zum freien Download

Thema: Andere Rätsel, Kommunikation | Kommentare (0) | Autor:

James Hampton und der Thron

Donnerstag, 13. Dezember 2007 5:03

Wenn man vor dem Rätsel des Voynich-Manuskriptes steht, bekommt man unwillkürlich den Wunsch, eine Zeitmaschine zu besitzen. Man sagt sich, dass die vielen, schwer verständlichen Eigenschaften dieses Buches vor allem deshalb jeder Herangehensweise trotzen, weil so wenig über den gesellschaftlichen und spirituellen Kontext und über die Zeit bekannt ist, in der dieses Buch entstand.

Dies ist aber nicht unbedingt eine zutreffende Annahme. Das Voynich-Manuskript ist ein einzigartiges Werk eines Menschen, der innerhalb seiner Gesellschaft wohl eher ein Außenseiter war – denn sonst würde vieles in seinem Werk einen stärkeren Bezug zur damals üblichen Formensprache aufweisen und wäre damit auch für uns etwas verständlicher. Solche einzigartigen Werke können selbst dann noch rätselhaft bleiben, wenn vieles von ihrem Kontext bekannt ist und wenn sie erst vor kurzer Zeit entstanden.

In diesem Text wird ein besonders spektakuläres Beispiel für das Werk eines Außenseiters beleuchtet. Große Teile dieses Werkes weisen eine gefühlte Nähe zum Voynich-Manuskript auf.

Der Visionär und Außenseiter-Künstler James Hampton wurde am 8. April 1909 in Elloree, einer kleinen ländlichen Gemeinde in South Carolina, USA, geboren. Sein Vater war ein schwarzer Gospel-Sänger und baptistischer Prediger. Im Alter von 19 Jahren hat James Hampton seine Familie verlassen und ist zu einem älteren Bruder nach Washington D.C. gezogen. Dort versuchte er mit offenbar falschen Angaben über seine Schulbildung an eine Stelle im öffentlichen Dienst zu kommen. Nach verschiedenen Gelegenheitsarbeiten in der Zeit zwischen 1939 und 1942 wurde er Soldat, zu dessen Aufgabenbereich allerdings niemals die Teilnahme an Gefechten gehörte. Im Jahre 1945 wurde er ehrenhaft aus der Armee entlassen und zog wieder nach Washington D.C., wo er ein Jahr später eine Anstellung als Hausmeister erhielt. Diese Tätigkeit übte James Hampton aus, bis er am 4. November 1964 an Krebs verschied. Er hatte nur wenige Freunde, war alles in allem eher verschlossen, und er führte – von außen betrachtet – ein unauffälliges, ereignisloses, ja, vielleicht sogar ein recht langweiliges Leben. Ein Leben, wie es Millionen anderer Bürger der USA auch führen. Auch die Lücken in diesen spärlichen Angaben lassen zunächst nichts Außergewöhnliches erwarten.

Dass James Hampton bei seiner Herkunft und in seinem gesellschaftlichen Kontext gläubiger Christ war, ist keineswegs ungewöhnlich, sondern entspricht der Erwartung. Auch, dass er schon früh unmittelbare, persönliche Erfahrungen mit der Gegenwart Gottes zu machen glaubte, war angesichts der damaligen Pfingstbewegung nicht einzigartig, wurde doch zu jenen Zeiten für viele Menschen mystisches Erleben wieder zum festen Bestandteil des gelebten Glaubens. Seine gewiss sehr tiefen mystischen Erfahrungen waren allerdings keine Träume, Eingebungen oder kurzen Visionen, sondern sie brachten James Hampton zu der inneren Gewissheit, dass er regelmäßig persönlich von Engeln und von Gott selbst besucht würde. Für seine Umwelt waren wohl keine Anzeichen offenbarer Geisteskrankheit zu erkennen, zumindest hat niemand so etwas berichtet oder gemutmaßt.

Das ist der Punkt, an dem die Geschichte etwas seltsam wird. Aber selbst auf diesem Hintergrund erwartet man – wenn man es noch nicht besser weiß – noch nichts wirklich Ungewöhnliches, sondern vielleicht ein Auftreten Hamptons als Prophet oder die Gründung einer weiteren, kleinen christlichen Gemeinschaft.

Um 1950 herum mietete James Hampton eine unbeheizte, spärlich beleuchtete Garage mit der Begründung, dass er an etwas arbeite und dafür mehr Platz benötige, als in seinem Zimmer verfügbar sei. Eine harmlos und unverfänglich klingende Aussage, doch als er Ende 1964 starb…

The Throne Of The Third Heaven Of The Nation's Millennium General Assembly

…hatte dieses »Etwas« monströse Dimensionen und bestand aus 180 Einzelteilen! Es war der »Thron des dritten Himmels der allgemeinen Jahrtausend-Versammlung der Nationen«, ein in jeder Hinsicht einzigartiges religiöses Kunstwerk. Jeden Tag nach Feierabend hatte Hampton einige Stunden in der Garage zugebracht, um dort dieses Werk nach den Anweisungen Gottes zu bauen.

James Hampton vor dem ThronDas gesamte Werk besteht überwiegend aus Müll und minderwertigen Materialien wie Glühlampen, Papprollen, Konservendosen, Schrott und Metallfolien. Das nebenstehende Bild, das Hampton vor dem Thron zeigt (für eine größere Ansicht auf das Bild klicken), gibt einen Eindruck von den räumlichen Ausmaßen des ganzen Kunstwerkes, welches im Bilde etwa zu einem Viertel sichtbar wird. Die gesamte Anordnung spiegelt biblische Inhalte wider. Auf der von vorne betrachtet linken Seite befinden sich Elemente, die auf das Alte Testament verweisen, die Elemente auf der rechten Seite beziehen sich auf das Neue Testament. Der eigentliche Thron ist ein reich verzierter Stuhl in der Mitte, über dem die Worte »Fürchte dich nicht« in englischer Sprache stehen – vielleicht das einzige leicht verständliche Element in diesem Werk…

Ein enigmatisches Zierelement mit Flügelformen... Die Darstellungen und ihre Formensprache sind einmalig und scheinen ohne Vorbild zu sein. Das meist verwendete Zierelement in den aufwändig gestalteten Details ist eine Flügelform. Vielleicht soll diese Form so etwas wie »Erhebung« symbolisieren, vielleicht handelt es sich aber auch um abstrakte Darstellungen für Engelswesen. Gibt ein solches Detail schon das Rätsel auf, ob es sich hierbei um reine Ornamentik oder um ein esoterisch bedeutsames und damit auch deutbares (und letztlich verständliches) Element handelt, so finden sich auch verschiedene abstrakte Symbole, die wohl sicher eine Bedeutung haben, aber auf Grund ihrer Einzigartigkeit nicht gedeutet werden können – und dies neben sicher und leicht deutbaren Elementen wie etwa den Gesetzestafeln mit dem Dekalog, den zehn Geboten der Bibel, in geradezu klassischer Darstellung. (Allerdings sind auch die zehn Gebote mit einer Besonderheit »ausgestattet«.)

Ein abstraktes Symbol, das an klatschende Hände erinnertSicher ist nur eines: James Hampton ist sehr planvoll vorgegangen. Es gibt Skizzen mit seinen Entwürfen, und es existiert auch ein Notizbuch, in dem er seine Offenbarungen festgehalten hat. Damit sollten selbst enigmatische Element wie das nebenstehende abstakte Symbol deutbar sein, wenn man diese Notizen nur aufmerksam und mit offenem Geiste liest. Allerdings gibt es dabei ein kleines Problem. Ein großer Teil der Texte in den Planskizzen und alle Offenbarungen Hamptons sind in einer außerordentlich schwer deutbaren Geheimschrift geschrieben, deren Eigenschaften so verwirrend sind, dass kaum jemand glaubt, dass sich darin ein »Inhalt« im herkömmlichen Sinne des Wortes verbergen könnte.

Eine Seite aus dem Notizbuch von James HamptonUnd das ist der Punkt, an dem sich die Ähnlichkeit zum Voynich-Manuskript überdeutlich zeigt. Eine künstlerische Gestaltung, die Vertrautes und Unerwartetes in verwirrender Weise kombiniert, kommt zusammen mit einer verschlüsselten Botschaft in einem eigenen und relativ komplexen Schriftsystem. Diese Botschaft ist nicht leicht zu deuten und bis heute unverstanden. (Ich bin mir sicher, dass sie wenigestens für James Hampton eine klare Bedeutung hatte.)

Jede Seite in Hamptons Notizbuch ist gleich aufgebaut. Am oberen Rand der Seite steht in lateinischer Schrift »St. James« mit einer laufenden Nummer, am unteren Rand steht in lateinischer Schrift das Wort »Relevation« (Offenbarung). Der größte Teil der Seite wird von einem »Text« eingenommen, dem man sofort anzusehen glaubt, dass er eher hastig geschrieben wurde; ganz so, als hätte James Hampton seine Offenbarungen schnell und etwas gedrängt mitschreiben müssen. Dieser »Text« ist in einem eigenen Schriftsystem verfasst, das aus ungefähr dreißig verschiedenen, zum Teil komplex aufgebauten Glyphen besteht. Es gibt keine Satzzeichen im Text und keine erkennbaren Zwischenräume zwischen »Wörtern« dieser Botschaft.

Scheinbar hat der Schreiber keine nachträglichen Korrekturen im Notizbuch vorgenommen, es ist also durchaus möglich, dass er Schreibfehler während des Schreibens nicht erkannte oder einfach stehen ließ. (Er hielt sich gewiss für inspiriert, das darf nicht vergessen werden.) Einige Glyphen erinnern grob an Buchstaben des lateinischen Alfabetes, die zum Teil gedreht oder gespiegelt wurden, andere Glyphen sind hingegen ohne Ähnlichkeit zum Schriftsystem des sozialen Umfeldes. Zum Teil scheinen auch mehrere deutlich getrennte Elemente ein einzelnes Zeichen zu bilden, da sie immer wieder in dieser Kombination auftauchen. Jedem, der sich schon einmal mit dem Voynich-Manuskript beschäftigt hat, erscheinen diese Eigenschaften des Textes und des Schriftsystemes vertraut.

Der Dekalog in Englisch und im Schriftsystem HamptonsIn einem Punkte scheint es uns jedoch besser zu gehen als beim Voynich-Manuskript, da uns die religiösen Bezüge und damit die wesentlichen kulturellen Hintergründe im Werke Hamptons vertraut sind. So gibt es zum Beispiel in den Notizen zwei verschiedene Bezüge auf die zehn Gebote, die dort auch im Schriftsystem Hamptons aufgeführt sind – an einer Stelle sogar neben der englischen Version. (Siehe nebenstehendes Bild, zum Vergrößern klicken.) Die Tatsache, dass diese beiden »Texte« bemerkenswert ähnlich (aber nicht identisch) sind, scheint auch zu bestätigen, dass dieses Schriftsystem einen Inhalt transportiert. Aber dieser »Stein von Rosette« zeigt letztlich nur, dass es sich bei der Niederschrift der Offenbarungen nicht um einfach verschlüsselte englische Sprache handelt, sondern um etwas völlig anderes, uns unverständliches.

Kurz: Obwohl wir den kulturellen Bezug dieses Werkes einordnen können, bleibt es rätselhaft. Wenn wir eine Zeitmaschine zur Verfügung hätten, könnten wir James Hampton besuchen und ihm vorsichtig ein paar Fragen stellen – denn im Gegensatz zum Voynich-Manuskript wissen wir ja genau, wer der Autor ist. Es scheint mir sicher, dass ein Gespräch mit James Hampton viele Fragen zu seinem Werk und zu seinen Offenbarungen klären könnte und darüber hinaus sehr interessant wäre.

Beim Voynich-Manuskript würde hingegen nicht einmal die Zeitmaschine helfen. Es sei denn, wir fänden den Autor. Und das könnte eine sehr schwierige Aufgabe sein, da wir nicht einmal wissen, wo wir mit der Suche anfangen sollten…

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Des Fernsehens Wirkung

Freitag, 18. August 2006 1:59

Vor einigen Tagen gab es eine Sendung zum Thema »Voynich-Manuskript« in der Reihe »Welt der Wunder« auf RTL 2.

Ich konnte diese Sendung leider nicht sehen. (Das liegt daran, dass ich keinen Fernseher habe.) Von daher kann ich mich auch noch nicht zur Qualität der darin dargebotenen Informationen äußern und möchte vorerst das Beste hoffen — leider tendieren solche Produktionen oft dazu, ein Thema auf eine eher reißerische Weise zu behandeln. Allerdings habe ich einen Freund darum gebeten, diese Sendung für mich aufzuzeichnen, und wenn dabei keine Panne passiert ist, werde ich etwas verspätet in den Genuss dieser Sendung kommen. Dann werde ich hier vielleicht auch eine etwas längere Stellungnahme geben, wenn mir dies nötig erscheint.

Ein Gutes hat diese Sendung allerdings gehabt. Die Zugriffe auf diesen Blog sind seitdem deutlich angestiegen, und auch der Voynich Information Browser wird seitdem viel häufiger verwendet. Für viele Interessierte im deutschsprachigen Raum wird diese Fernsehproduktion der erste Kontakt mit diesem Rätsel gewesen sein, und bei gar nicht wenigen wurde offenbar Appetit auf weitere Informationen geweckt. Tatsächlich ist das Voynich-Manuskript bisher in Deutschland kaum bekannt gewesen, und ich würde mich darüber freuen, wenn sich das ändert.

Dieses plötzlich erwachende Interesse erinnert mich an meine erste Begegnung mit dem Manuskript, an ein kleines Foto einer Seite des biologischen Teiles in einer alten Ausgabe der Spektrum der Wissenschaft — auch ich suchte schnell nach weiter führenden Informationen und ich wurde im Internet auch fündig. Wenn mir vorher jemand gesagt hätte, wie viel Mühe, Konfusion und Irrsal ich mir damit aufbürde, denn wäre mein erster Eifer gewiss etwas gebremst worden… 😉

Wer jetzt ein erstes Interesse spürt, sei also gewarnt: Schnell wird daraus eine Beschäftigung, die einem bis in die Träume verfolgen kann; und angesichts des bisherigen Scheiterns aller Versuche, einem Text in einer mittelalterlichen Geheimschrift seine Botschaft zu entnehmen, ist der Erfolg der ganzen Mühe sehr ungewiss. Von diesem Manuskript ausgehend findet man sich beim Versuch einer Deutung schnell in Bereichen der Mediävistik, Magie, Alchimie, Astrologie, Esoterik und Religionskunde wieder, in denen man sich auch regelrecht verlaufen kann — und zwar ohne dass man damit einer Lösung näher kommt. Und wenn man sich mit Hilfe des Computers mit den Transkriptionen auseinander setzt, kann dies leicht dazu führen, dass man zwei bis drei für diesen Zweck praktische Programmiersprachen erlernt, obwohl man eigentlich nicht das Programmieren lernen wollte, sondern das Lesen, nämlich das Lesen eines auf Pergament geschriebenen Manuskriptes. Die Beschäftigung kennt Phasen unglaublichen Enthuisamus mit einem Reichtums an Ideen, die bei näherer Analyse allesamt wie Seifenblasen platzen; die Beschäftigung kennt Phasen der völligen Entmutigung. Manchmal findet man monatelang keinen weiteren Ansatz, um sich dann wie aus heiterem Himmel an das Manuskript zu erinnern und plötzlich eine neue Idee zu haben, die zunächst plausibel erscheint — und doch bringt sie keine neue Einsicht hervor.

Nun ja, das stimmt nicht ganz. Neue Einsichten kommen schon, manchmal sogar recht verblüffende, die deutlich machen, dass die Glyphenfolge des Manuskriptes nicht bedeutungslos sein kann. Aber die eine, große Einsicht, auf die jeder hinarbeitet — die Möglichkeit, den Text des Manuskriptes lesen zu können — die bleibt regelmäßig aus. Dabei scheint eine Lösung oft zum Greifen nahe. Manchmal fängt man schon an, zu glauben, dass das ein Bestandteil der Botschaft des Manuskriptes ist.

Wer sich von solchen, kurz dargelegten Erfahrungen nicht völlig entmutigen lässt, wer sich vielleicht sogar nach solchen Worten erst richtig angespornt fühlt, der ist hier richtig.

Was in erster Linie benötigt wird, um an der Lösung dieses Rätsels mitzuwirken, ist ein offener Geist auch für zunächst scheinbar fern liegende Ideen — die meisten nahe liegenden Ideen sind schon längst in Theorie gefasst, überprüft und widerlegt. Ein guter erster Schritt ist die Teilnahme an der deutschsprachigen Mailingliste, die sich dem offenen Austausch sowohl über hochgradig spekulative und esoterische Themen als auch über eher nüchterndes und analytisches Herangehen an die Lösung widmet. Keine Idee ist uns so fernliegend, dass wir sie völlig ausschließen werden. Im Moment ist das Mailaufkommen über diese Liste eher gering, so dass das Verfolgen der wichtigsten Stränge keine Überforderung des Lesers darstellt.

Wer die englische Sprache beherrscht, sollte unbedingt auch an der englischsprachigen Mailingliste teilnehmen, die eine überwiegend wissenschaftliche Ausrichtung hat. Das Archiv dieser Mailingliste gibt auch einen guten ersten Einblick in die bisher beschrittenen Wege in der Deutung des Manuskriptes — und in die deprimierende Geschichte des Scheiterns, die uns so offengeistig für weniger »harte« Vorgehensweisen macht. Allerdings ist das Mailaufkommen der englischen Liste zuweilen sehr hoch, und viele angeschnittene Themen erfordern weitere Kenntnisse zur bekannten Geschichte des Manuskriptes, zur Kryptologie und zur Mediävistik. Auch ist die dort zuweilen ausgiebig gepflegte Ironie im wissenschaftlichen Disput für manche Menschen schwer verdaulich. Dennoch kann ich eine Teilhabe dort nur empfehlen.

Vieles weitere findet sich unter den hier angegebenen Links, die sowohl auf deutsche als auch auf englische Seiten führen. Ich hoffe, mit dieser kleinen Darlegung bei einigen Menschen unwiderstehlichen Appetit erzeugt zu haben. 😉

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Eine interessante Transkription

Samstag, 12. August 2006 5:03

Beinahe hätte ich es völlig vergessen, das hier zu erwähnen: Neben den »klassischen Transkriptionen« und der aktuellen Transkription von Takeshi Takahashi, die sich des Transkriptionsalphabetes EVA bedient, gibt es noch eine weitere, beachtliche Transkription des gesamten Manuskriptes.

Dies ist die Version 1.01 der Transkription von CG. (Kann mir mal jemand den vollständigen Namen von CG nennen?) Diese Transkription unterscheidet sich von den klassischen Transkriptionen und den neueren EVA-Transkriptionen in mehreren Punkten:

  • Das verwendete Alphabet versucht auch feine Details in den teilweise sehr ähnlich aussehenden Glyphen zu berücksichtigen. Damit ist das Alphabet zwar schwierig zu erlernen, aber es macht kaum Annahmen über die Struktur des Zeichenvorrates. Da jede derartige Annahme auch falsch sein kann, ist eine solche Herangehensweise von Vorteil.
  • Die gesamte Transkription wurde an Hand hoch auflösender Bilder des Manuskriptes erstellt. Dies ist eine deutliche Verbesserung gegenüber allen bisherigen Projekten zur Übertragung der Glyphenfolge in eine für den Computer verarbeitbaren Zeichenfolge.

Wenn es mich das nächste Mal überfällt, werde ich wohl ein paar Programme für das spezielle Format dieser Transkription schreiben. Dies ist relativ einfach, da der Aufbau dieses Textes wesentlich leichter zu verarbeiten ist. Diese Programme werden selbstverständlich auch hier veröffentlicht.

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Das Voynich-Manuskript, eine Einführung

Dienstag, 25. Juli 2006 1:17

Mein Einführungstext steht jetzt als Seite in diesem Blog zur Verfügung. Er wurde für diese Verwendung etwas gekürzt, deshalb habe ich die ungekürzte Version zum freien Download zur Verfügung gestellt.

Uff! 😀

Thema: Diverses | Kommentare (0) | Autor:

Der Einführungstext

Montag, 24. Juli 2006 22:46

Mein deutschsprachiger Einführungstext, der sich bislang in der Seitenstruktur des Weltretters befand, ist momentan nicht mehr verfügbar, da der Weltretter seine Internet-Site umstellt. Fortan wird beim Weltretter ein Blog betrieben.

Ich werde den ursprünglichen Text mit allen seinen Stärken und Schwächen so schnell wie möglich in diesem Blog einpflegen. Er wird denn als ganz gewöhnliche Seite in der Navigation erscheinen. Wer einen Link auf meinen Text gesetzt hat, sollte diesen Link bei nächster Gelegenheit anpassen.

Thema: Diverses, Kommunikation | Kommentare (0) | Autor:

Deutsches Voynich-Wiki eröffnet

Freitag, 7. Juli 2006 14:14

Zur leichten und dennoch strukturierten Sammlung aller Erkenntnisse, Spekulationen und Fakten rund um das Voynich-Manuskript wurde ein deutschsprachiges Voynich-Wiki eröffnet.

Im Moment befindet sich dieses Projekt in der Anfangsphase und ist lediglich ein Gerüst, das gefüllt werden will. Deshalb erscheint es auch noch nicht in der Linkliste. Ein Wiki lebt davon, dass möglichst viele Menschen mitmachen — und dass schließlich alle davon profitieren.

Ich persönlich finde diese Idee begrüßenswert und werde gewiss in den nächsten Wochen auch einige Beiträge leisten.

Thema: Diverses | Kommentare (2) | Autor:

Die eisigen Rollen

Dienstag, 13. Juni 2006 4:23

Eben gerade habe ich etwas im Internet gefunden, was mir völlig neu ist: Auf Grönland wurden am 13. August 1934 drei Schriftrollen unbekannten Ursprunges gefunden, die für alle Voynich-Interessierten alarmierend sein sollten (die Übersetzung aus dem Englischen habe ich schnell angefertigt, sie kann schlecht sein — die Hervorhebung ist von mir):

Eine Grabung in der Region Brattahlid auf Grönland förderte einen eigenartigen metallischen Kasten ans Tageslicht, der unter alten norwegischen Ruinen vergraben war. Was die Wissenschaftler in Erstaunen versetzte, war die besondere [wohl chemische, Anmerkung von mir] Zusammensetzung des Kastens. Es scheint sich um eine metallische Legierung zu handeln, aber ihre genaue Zusammensetzung konnte auch durch Experten noch nicht aufgeklärt werden.

Doch das ist nicht das einzige Geheimnis: Der Kasten enthielt drei Schriftrollen unbekannten Ursprunges. »Die Schriftrollen sind in einem besonderen Alphabet beschriftet, das sehr ähnlich zum Voynich-Manuskript ist«, sagte Professor Klavs Westerdahl, ein bekannter Kryptologe der Universität Kopenhagen. […]

Da ich im Moment nur diese eine Quelle zur Verfügung habe, kann es sich natürlich gut um eine »Ente« handeln, aber ich bin sofort aus meiner morgendlichen Müdigkeit aufgerüttelt worden.

Bislang erwies sich ja die Einmaligkeit des Voynich-Manuskriptes als großes Problem bei jedem Versuch der Annäherung, und deshalb wäre jedes ähnliche Dokument eine gewisse Hilfe. Dies gilt auch für Schriftrollen, die keinerlei Illustrationen enthalten, wenn auf diese Weise wenigstens ein kleiner Hinweis auf die mögliche Sprache des Dokumentes gegeben wird.

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