Die Monatsnamen
Das unverstandene Manuskript
Wenn man ein völlig unlesbares Buch unbekannter Sprache in einer fremdartigen Schrift (oder beim Voynich-Manuskript eher: bislang ungebrochenen Verschlüsselung) vor sich liegen hat und dieses Buch lesen und verstehen will, denn sucht man natürlich nach Anhaltspunkten, die zumindest einen Aufschluss über das Thema des Buches geben könnten – solche Anhaltspunkte könnten ja hilfreich sein.
Leider enthält das Voynich-Manuskript keine derartigen Anhaltspunkte. Die gezeichneten Pflanzen sind fremdartig, die scheinbar astrologischen und kosmologischen Diagramme auf dem Hintergrund der bekannten mittelalterlichen Weltanschauung völlig unverständlich und die Zeichnungen im biologischen Teil gehören zum Rätselhaftesten, was ich je gesehen habe – und das geht nicht nur mir so. Zusammengefasst: Die Illustrationen sind genau so unverständlich wie der Text selbst, sie scheinen ebenfalls auf eine unbekannte (optische) Weise verschlüsselt zu sein, wenn sie nicht gar reine Phantasieprodukte sind.
Es ist nicht überraschend, dass angesichts dieser Eigenschaften des Manuskriptes einige zum Schluss gekommen sind, dass es möglicherweise gar keinen Inhalt habe. Dieser Schluss ist bequem und entbindet von der leidigen Aufgabe, dieses Rätsel zu lösen. Er hat freilich einen schweren Nachteil und ist deshalb, so er nicht mit starken Belegen gestützt wird, unzulässig: Er ist nicht widerlegbar und damit ein reiner Glaubenssatz, keinen Deut besser als jede andere Spekulation. Der hoch strukturierte Charakter des Voynichianischen scheint genügend Beleg dafür zu sein, dass die Annahme, dahinter verberge sich »richtiger Text«, zurzeit eher gerechtfertigt zu sein scheint als die gegenteilige Annahme.
Nur eine Aussage kann man auf dem Hintergrund der gesamten bisherigen Forschung am »verdammten Manuskript« mit großer Sicherheit machen: Die Beschäftigung damit verspricht keinen leichten, vielleicht sogar gar keinen Erfolg, ist aber dafür mit einer besonders großen Gefahr des »Verrennens« und der massiven Selbsttäuschung verbunden. Wer möchte sich schon gern freiwillig auf derartig schlüpfrigen Boden begeben, ohne zu wissen, ob es überhaupt ein erreichbares Ziel am Ende des eingeschlagenen Weges gibt? Kein Wunder, dass sich die etablierte Wissenschaft offizell eher wenig an diesem Thema abarbeitet, zumal kaum neue Ergebnisse erzielbar und in einer Veröffentlichung darlegbar scheinen. Angesichts der Vermutung, dass der Inhalt dieses Buches wohl nicht besonders spektakulär sein wird – vielleicht ist es das Notizbuch eines frühneuzeitlichen Wissenschaftlers, der seine Forschung und ihre Ergebnisse vor der Inquisition verbergen musste; vielleicht ist es aber auch ein schlichter »Esoterik-Schinken« – müsste ein heutiger Wissenschaftler schon recht verrückt sein, um an solcher Aussichtslosigkeit seine Zeit und seine Ressourcen zu vergeuden, statt auf ergiebigerem Gebiet an seiner Karriere zu arbeiten.
Der überraschende Klartext
In dieser Situation überrascht es den noch Unkundigen ein wenig, dass sich auch klar lesbarer Text in lateinschen Lettern im Manuskripte findet. Es handelt sich um die Monatsnamen, die in den Tierkreis eingetragen wurden.
Die etwas dunklere Tintenfarbe der Monatsnamen verrät, dass es sich möglicherweise nicht um einen Text des ursprünglichen Autors, sondern um eine nachträgliche Hinzufügung eines späteren Besitzers handelt. Warum diese Hinzufügung gemacht wurde, bleibt jedoch rätselhaft, denn die Piktogramme der Tierkreiszeichen sprechen für sich selbst und sind trotz einiger grafischer Seltsamkeiten bis heute verständlich. Ferner ist die Zuordnung der Tierkreiszeichen zu den Monaten des gregorianischen Kalenders insofern falsch, als dass sich diese beiden Systeme nicht gut decken. Jeweils ein gutes Drittel des Monates, der hier zu einem Tierkreiszeichen zugeordnet wird, fällt in den vorhergehenden Monat.
Auch dieser scheinbar unmittelbar verständliche Text versteht sich also nicht ohne eine Deutung, und mangels einer tieferen Einsicht in Text und Zweck des Voynich-Manuskriptes muss eine solche Deutung spekulativ bleiben.
Eine Spekulation zu den Monatsnamen
Wenn diese Monatsnamen nicht ein Bestandteil des vom Autor geplanten Entwurfes sind, sondern von einem späteren Besitzer hinzugefügt wurden, denn müssen sie die Auffassung dieses späteren Besitzers vom Zweck dieser Diagramme widerspiegeln. Es ist möglich, dass sich dieser hypothetische spätere Besitzer dabei getäuscht hat. Aber dieser hier als zusätzliche Annahme eingeführte spätere Besitzer hat uns gegenüber einen Vorteil, er war nämlich zeitlich (und vielleicht auch örtlich) näher an der Entstehung des Manuskriptes. Vielleicht – um die Spekulation noch ein wenig gewagter zu machen – hat er den Autor sogar gekannt.
Seine Annahmen, so falsch sie sein mögen, verdienen also unsere Beachtung.
In den nachträglich hinzugefügten Monatsnamen zeigt sich, dass dieser hypothetische, spätere Besitzer den Tierkreis nicht in erster Linie als Tierkreis verstanden hat. Vielmehr scheint er ihn für eine Art »Kalender« gehalten zu haben, und die Tierkreiszeichen als eine Tarnung des wirklichen Inhaltes verstanden zu haben. Dies würde auch erklären, warum dieser Tierkreis selbst für Kenner der mittelalterlichen Astrologie einfach keinen Sinn ergibt; es handelt sich hier nicht um Astrologie, sondern um etwas völlig anderes.
Wenn dies stimmen sollte – es ist hier nur sehr dünn belegt – denn ist es das erste Anzeichen für eine optische Kryptografie in einzelnen Elementen der Illustrationen. Die Piktogramme der Tierkreiszeichen stellen kein astrologisches Konzept dar, sondern ein kalendarisches. Die Annahme einer solchen »optischen Kryptografie« gefällt mir allein deshalb, weil sie den fremdartigen Charakter so vieler Illustrationen gut erklären kann.
Weniger Spekulatives zu den Monatsnamen
Eines könnten uns die Monatsnamen in jedem Fall verraten, und das ist, in welcher Sprache sie geschrieben wurden. Auf diese Weise könnte ein kleiner Hinweis gewonnen werden, in welchem Sprachraum der Mensch lebte, der die Monatsnamen in dieses Manuskript eintrug.
Leider erweist sich das nicht als so eindeutig, wie es wünschenswert wäre. Sicher ist nur, dass sich dieser Mensch des lateinischen Alphabetes bedient hat, die Sprache der Monatsnamen hingegen bleibt dunkel. Das liegt zum Teil daran, dass die lateinischen Namen der Monate nur wenig verändert in alle europäischen Sprachen übernommen wurden, es liegt zum anderen Teil aber auch daran, dass die Orthografie der in Europa lebendigen Sprachen zum Zeitpunkt des Eintrages nicht normiert und damit willkürlich war. Einige Hinweise gibt die folgende Betrachtung der Monatsnamen im Manuskript vielleicht dennoch – leider führen sie nicht zu eindeutigen, »harten« Ergebnissen.
März
Dies ist ein sehr klar lesbares Wort, »mars«.
Beachtenswert ist hier die etwas ungewöhnliche Schreibweise des einleitenden Buchstaben »m«, die wir in gleicher Weise beim Monatsnamen für Mai wiederfinden werden. Die Schrift ist ansonsten eine ganz gewöhnliche Kursive, zwar etwas flüchtig geschrieben, aber gut lesbar.
In beinahe jedem Sprachraum könnte der März so geschrieben worden sein. Über die Sprache erhalten wir also keinen Aufschluss.
April
Auch dieses Wort ist sehr gut lesbar: »aberil«.
Die Form des »r« und des »a« kennen wir bereits vom März. Neue Buchstaben sind das »e«, das »b«, das »i« und das »l«. Die drei letzteren könnten durchaus für Zeichen aus einer heutigen Kurrentschrift gehalten werden, das »e« überrascht jedoch mit einer etwas eigenen Form. Es wird in zwei Strichen geschrieben, der erste ist ein flacher Bogen, der zweite sieht für ein ungeübtes Auge fast wie ein diakritisches Zeichen über diesem Bogen aus, formt aber den oberen Bogen einer Minuskel »e«. Ungewöhnlich ist weniger diese Schreibtechnik, sondern mehr dieser Schlenker des oberen Bogens nach oben. Allerdings werden wir dieses »e« noch in anderen Monatsnamen in gleicher Form sehen, so dass es sich hier eher um eine Eigenart der Handschrift als um ein bedeutungstragendes Element handeln wird.
Den »Aberil« haben wir noch ein zweites Mal:
Abgesehen davon, dass hier die Form des »e« weniger klar ist und dass der Punkt über dem »i« fehlt, ist hier nichts Neues zu entdecken.
Interessant an dieser Schreibweise ist die Aufweichung des »p« zu einem »b« und das zwischen »b« und »r« eingefügte »e«. Dies deutet darauf hin, dass es sich um eine Sprache handelt, die zumindest in einigen damals gesprochenen Dialekten Plosive vor anderen Konsonanten aufzuweichen trachtete. Allerdings wird dieser Hypothese von der Endung »-bre« der vier letzten Monate im Jahreslauf widersprochen, die weiter unten erläutert wird.
Mai
Der hier neu aufscheinende Buchstabe ist das »y«. Das Wort ist völlig klar lesbar, allein das diakritische Zeichen über dem »y«, das ein «?« formt, lässt ein wenig stutzen. Ob dieses Zeichen Bedeutung trägt, ist fraglich, denn in der zweiten Version des »ma?«…
…erscheint das »y« ohne dieses Zeichen.
Der einzige Hinweis, den wir aus dieser Schreibweise auf die Sprache erhalten, ist der Hinweis darauf, dass das »y« offenbar zur Notation eines konsonantischen »i« verwendet wurde. Das ist nicht so ungewöhnlich.
Für die Lesung des nächsten Monatsnamens bitte im Kopf behalten, dass das »y« in »May« unten einen Strich in Schreibrichtung aufweist, der zwar im ersten Beispiel nur als schwache Linie sichtbar ist, aber doch sicher ausgeführt wurde…
Juni
…denn das »y« in diesem »yony« ist sehr anders geformt. Es mag etwas bedeuten oder auch nicht, aber es ist so. Zusammen mit dem seltsamen Strich über dem auslautenden »y«, der eine gängige Abkürzung für ein »m« nach einem Vokal war, entsteht aus dem Schriftbild heraus ein sehr seltsamer Eindruck von diesem Monatsnamen. Dass der Strich eine Abkürzung für die Endung »-um« sein soll, kann eher ausgeschlossen werden, dafür wäre ein Zeichen ähnlich einer »9″ verwendet worden.
Eine mögliche Interpretation ist, dass die hier verwendete Endung »-y« für die Zeichenfolge »ij« stehen könnte. Ein konsonantisches »i« nach einem »n« ist eher unwahrscheinlich, es sei denn, dieses »n« wäre selbst stimmlos und formte den Vokal »o« zu einen Nasal um, wie dies im modernen Französisch der Fall ist.
Eine andere mögliche Interpretation, gestützt von der weiter unten gezeigten Schreibweise des Monates »August« ist, dass es sich um ein »g« handelt und dass der Monatsname folglich »yong« oder gar »gong« lautet. Wenn ein anlautendes »g« aufgeweicht wird, kann es durchaus an die Stelle eines lateinischen »j« treten, aber in modernen romanischen Sprachen wird niemals ein »g« vor einem »o« aufgeweicht, ohne dass dies durch ein eingeschobenes, stummes »e« markiert würde. Wir dürfen aber niemals vergessen, dass die Orthografie zu jener Zeit noch nicht normiert war und dass die Menschen ihre Muttersprache so schrieben, wie sie es für richtig hielten.
Sicher scheint nur, dass der Vokal »u« aus dem Monatsnamen zu einem »o« geworden ist. Dies scheint auf eine Eigenart der Sprache hinzudeuten und ist auch im Zusammenhang mit dem Folgenden interessant.
Juli
Leider habe ich hiervon kein gutes Bild vorliegen, und in diese schlechte Auflösung möchte ich nicht zu viel hineininterpretieren. Aber deutlich ist, dass der Vokal »u« auch hier zu einem »o« geworden ist.
In diesem alten Scan lese ich »jolliz«, vielleicht auch »iolliz«. In keinem Fall handelt es sich beim Anfangsbuchstaben um ein »y«, und vermutlich wurde hier auch kein konsonantisches »i« notiert, sondern ein anderer Laut.
August
Das ist ein sehr klarer Name: »augst«.
Interessant ist hier, dass das »u« nicht zu einem »o« geworden ist, sondern völlig verschwunden ist. Ob es sich um eine sprachliche Eigenart, eine gängige Abkürzung oder einen Verschreiber handelt, wissen wir nicht. Angesichts des eingefügten »e« beim »aberil«, das auf eine Tendenz zum Aufbrechen von gehäuften Konsonanten hindeutet, halte ich es eher für unwahrscheinlich, dass das »-gst« so gesprochen wurde. Das gilt noch mehr für die Endungen der letzten Monate.
September
Dies ist einer der schwer lesbaren Monatsnamen. Das »s« am Anfang ist noch deutlich, das darauf folgende »e« stark verschmiert und eher aus dem Kontext der anderen Monatsnamen heraus als solches lesbar. Das »p« ist deutlich, ein eventuell folgendes »t« aber unkenntlich. Das »e« ist zu einer flachen Linie mit einem kleinen Haken darüber geworden, das »m« einfach durch einen Strich über dem Vokal notiert. Die Endung scheint zu einem »b« mit einem hochgestellten »r« geworden zu sein.
Wenn dies der einzige Monatsname wäre, denn würde ich es für reine Spekulation halten, dass es sich hier um einen Monatsnamen handelt. Nur aus dem Kontext des Tierkreises wird deutlich, dass hier wohl »September« stehen soll. Angesichts der schwierigen Lesbarkeit möchte ich keine Spekulationen darüber eröffnen, ob hier ein »t« ausgefallen ist.
Oktember
Der kleine Scherz sei mir gegönnt, denn dieser Monat heißt hier tatsächlich…
…«octembre«, und das ist gut lesbar. Unklar ist einzig die Endung. Da hier das »r« und das »e« zusammenfließen, sind durchaus auch andere Lesarten wie »octembie« möglich. Dass das »o« zum einem »em« geworden ist, steht hingegen fest.
Welche Sprache der Schreiber dieses Wortes auch immer sprach, er schien den »Oktober« einen »Oktember« zu nennen. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit entstand dieser »Fehler« in Analogie zu den Bezeichnungen »September«, »November« und »Dezember« in einem sprachlichen Umfeld, dass sich des lateinischen Wortes für »acht« nicht mehr bewusst war. Leider werden durch diese Beobachtung keine Sprachen ausgeschlossen. Vielleicht kann man aber wenigstens ausschließen, dass der Schreiber dieses Wortes gut Latein konnte, denn in diesem Fall hätte ihm seine Schreibweise doch ein bisschen weh getan.
November
Hierzu gibt es wenig Neues zu sagen, der Text ist klar lesbar und vielleicht bis auf die Endung eindeutig.
Dezember
Ein bisschen schwierig ist es schon zu lesen, aber nicht so schwierig wie der September. Das mit dem ersten »e« zusammenfließende »d« ist aus dem Kontext klarer als auf dem Pergament.
Die einzige Auffälligkeit dieses Monatsnamens ist es, dass hier das »m« weggefallen ist. Der Oktember hat ein »m« bekommen, dass dem »Dezeber« fehlt. Es kann aber auch einfach nur bedeuten, dass hier beim flüchtigen Schreiben der Strich über dem »e« vergessen wurde.
Zusammenstellung
Wer wirklich möchte, kann gern aus diesen Monatsnamen auf die Sprache zu schließen versuchen – ich kann es nicht.
- mars
- aberil
- may, ma?
- yony, yong, yonij (?)
- jolliz (?)
- augst
- sepembr, septembr (?)
- octembre
- novembre
- decebre
Interessant sind der Mai, der Juni, der Juli und der Oktember, wenn die Sprache identifiziert werden soll. Hierfür sollten allerdings sprachliche Belege aus dem 14., 15. oder spätestens 16. Jahrhundert gefunden werden – vielleicht lässt sich ja doch der geographische Bereich, in dem dieses »verdammte Manuskript« lagerte (und vielleicht sogar entstand) ein wenig eingrenzen, und vielleicht lässt sich damit sogar eine zutreffende Annahme über die Sprache des Autors machen.
Diese könnte nämlich ein wichtiger, erster Schritt auf dem Weg zu einer Entzifferung sein.
Donnerstag, 3. September 2009 11:03
Hi Elias,
Spannende Arbeit! Dazu ein paar Anmerkungen:
Ist es wirklich so ungewöhnlich, den kalendarischen Monaten die Tierkreiszeichen zuzuordnen? Ich weiß, dass sie gegeneinander verschoben sind, aber ich glaube mich an alte Kalender zu erinnern, die trotzdem jeden Monat einem Tierkreiszeichen zuordneten.
Ansonsten weiß ich nicht, ob es so einfach ist, wie es scheint… wenn du dir zB die zweite Schreibung des »April« ansiehst, so scheint der letzte Buchstabe (wenn man ihn unvoreingenommen, ohne Kontext, betrachtet) eher ein »b« als ein »l« zu sein. Damit liest sich das ganze dann schon als »Aberib«, und könnte außer »April« noch viele andere Dinge bedeuten.
Im Übrigen bin ich gerade dabei, mich durch die ganzen Marginalien zu ackern und sie, wenn ich sie schon nicht richtig analysieren kann, wenigstens zu katalogisieren. Vor den Monatsnamen bin ich bislang zurückgeschreckt; hättest du Lust, deinen Post zu einem Teil meines Papers zu machen? Damit könnte man den »Katalog« komplettieren; Ich würd mich sehr freuen!
Falls du Interesse hast, schick mir doch einfach ne kurze Nachricht und wir können das per Mail bequatschen.
Cheerio, Elmar
Donnerstag, 3. September 2009 14:43
Ein fröhliches Hallo, Elmar,
stimmt, jetzt, wo ich das zweite »Aberil« ohne Kontext sehe, könnte es wirklich ein »b« am Ende sein. Für mich sieht es allerdings eher nach einer Spreizung der Feder im »l« aus, aber ausschließen kann ich nichts. Wenn man einen bestimmten Text erwartet, kann einem die Wahrnehmung hübsche Streiche spielen, und leider ist jede Beschäftigung mit dem Voynich-Manuskript sehr anfällig für solche psychologischen Fallen. Deshalb finde ich wohl auch die Zuordnung der Monate zum Tierkreis so bemerkenswert – ich erwarte nämlich eine »optische Kryptografie« in den Illustrationen.
Wenn es dir hilft, kannst du dich gern an diesem Text bedienen. Ich habe im Moment leider etwas viel um die Ohren, sonst hätte ich ihn schon in mein bescheidenes Englisch übersetzt – das ist allemal besser als die Babelfish-Kryptografie.
So so, »sprechbar« [pronouncible] heißt also »speechcash« 😀
Lass es Dir gut gehen!
Elias
Freitag, 4. September 2009 11:27
Hiyas,
Okay, ich werd deinen Post dann gelegentlich (Was auch immer das heißt… 😉 übersetzen und als ein Kapitel in mein kleines Paper aufnehmen, wenn’s recht ist. (Ich schick’s dir natürlich vorher nochmal um dein Plazet einzuholen.)
Ich hoffe, das wird noch vor Ende des Jahres was…
Horrido, Elmar
Sonntag, 6. September 2009 13:22
Das mit dem »Oktember« könnte auch einfach nur eine falsch angewandte Flexion sein.
Der Schreiber glaubte also vielleicht schlicht, dass »Oktober« falsch geschrieben sein muss und es eigentlich »Octember« heißen müsste, weil das die übliche Form bei den nach Zahlen benannten Monaten (also September, November, Dezember) ist.
Dann hat er aber gewusst, dass auch der Name Oktober auf eine Zahl zurückgeht und war an sich des Lateins mächtig.
Gleichzeitig war dann aber auch »Oktember« nicht der übliche Begriff in seiner Muttersprache, welche das auch immer gewesen sein mag. Das Wort wäre demnach schlicht eine »gelehrte Konstruktion«, die gelegentlich auch mal schlicht falsch sind. 😉
Montag, 7. September 2009 18:41
also, ich hab noch mal ein wenig rumgelesen. »Octembre« ist Vulgärlatein und war im Altfranzösischen und wohl auch noch im Mittelfranzösischen eine weit verbreitete Form des Monatsnamen.
Montag, 14. September 2009 23:07
[…] asozialen und spammigen „Kommentares“ für unverfänglich hält, schaue sich bitte einmal den so kommentierten Text an! Spätestens dann wird klar, dass dieser „Kommentar“ keine normale Leserreaktion […]
Freitag, 13. November 2009 2:29
Bevor Papst Gregor 1582 10 Tage aus dem Kalender geschnippselt hatte – waren da nicht die Tierkreiszeichen um ein weiteres Drittel gegen die Monate verschoben, so daß zum Beispiel die Fische nur noch zu einem Drittel im März lagen?
Vielleicht kann man daraus einen Hinweis auf das Alter dieser Eintragungen ableiten.
(p.s.: ein anderer Kommentar von mir harrt noch der Moderation 😉
Freitag, 13. November 2009 6:11
Erzähl mir niemand etwas von »künstlicher Intelligenz«. Die Spamfilter sind unfassbar doof… 😉
Montag, 8. Februar 2010 16:52
Hi,
habe gerade nach langer Zeit mal wieder in das Blog gesehen und bin über die Monatsnamen gestolpert.
Ich habe nicht die Zeit und Lust mir das Manuskript selbst anzuschauen, aber wenn ich die transkribierte Liste der Monatsnamen mal als richtig akpeztiere, dann siehst das für mich sehr nach einem (alt)spanischen Dialekt aus – Katalanisch oder Kastilisch.
Vielleicht könnte man in dem Zusammmenhang ja mal bei einer Uni an einem Hispanistik-Institut nachfragen, ob die Monatsnamen aus der Liste wirklich mit einem (alt)spanischen Dialekt übereinstimmen.
Wäre eventuell ein Einstieg für eine Entschlüsselung – wobei die Monatsnamen ja offenbar von anderer Hand in den Text kamen.
GLG, Björn
PS: Habe noch eine Idee, die mir aber so spekulativ erscheint, daß ich sie lieber in dieses PS verbanne.
Wenn das Manuskript in Spanien entstanden ist, und wir die Entstehung ungefähr in die gleiche Zeit datieren, wie den Beschreibstoff, befinder wir uns in der Zeit vor der Reconquista. Unter Umständen ist das Voynich-Manuskript also in einem maurischen Umfeld entstanden. Vielleicht der Versuch einen arabischen Text zu transkribieren.
Weiß jemand, ob es Versuche gegeben hat, die Dechiffrierung unter der Annahme eines arabischen Klartextes durchzuführen?
Die arabische These hat allerdings einen gravierenden Nachteil:
Vielleicht liegt dem Voynich-Manuskript ja ein arabischer Text zugrunde, den der Verfasser dann mit einem – europäisch aussehenden – allerdings frei erfundenen Alphabet wiedergibt! Dann könnten sich die offensichtlichen Redundanzen daraus ergeben, daß der Autor als nichtarabischschreibend ähnliche, aber verschieden Schriftzeichen, als gleich transkribiert hat?
Fragen über Fragen, und damit verschiede ich mich in
PPS: Wurde nach der kürzlich erfolgten Datierung des Beschreibstoffes auch Datierung der Titen durchgeführt? Wenn ja, welches Ergebnis zeitigte diese?
Die Tinte könnte auch in anderer Weise für die Datierung und Lokalisation hilfreich sein: Zu verschiedenen Zeiten wurde Tinte nach unterschiedlichen chemischen Verfahren hergestellt. Eine chemische Analyse der Tinte erlaubt Rückschlüsse auf die Herstellungsweise, diese wiederum erlaubt eine Datierung und Eingrenzung auf einen geographischen Raum.
Damits nicht ganz trocken endet, einige Beispiele:
Purpurfarbene Titen war im gesamten Mittelalter der päpstlichen Kanzlei vorbehalten, grüne Tinte war im frühen Mittelalter ausschließlich den französischen Königen vorbehalten.
In diesem Sinne, königliche Grüße an alle Voynichianer!
Dienstag, 1. Oktober 2013 18:31
Hallo erstmal zusammen!
Sagt mal, ganz spontan würde ich bei der Lesung der Monatsnamen vom Okzitanischen als Grundlage ausgehen. Es würde in den zeitlichen, (vermutlichen) norditalienischen und linguistischen Kontext passen. Weiterhin weßen die Namen sowie ihre Schreibweise eine meiner Meinung nach starke Ähnlichkeit zu den Formen im Okzitanischen auf.
LG
Freitag, 16. September 2016 15:17
Monatsnamen auf okzitanisch, aus der Wikipedia derselben Sprache:
genièr
febrièr
març
abril
mai
junh
julhet
agost
setembre
octobre
novembre
decembre
Kommt ganz gut hin.
Freitag, 29. April 2022 15:34
der zusätzliche monat ist deshalb,weil man zu der Zeit 13 Monate hatte. der neujahrsbeginn war am 1.April. daher stammt der Brauch jemanden in den April schicken.