Beitrags-Archiv für die Kategory 'Diverses'

Gerard Cheshire »liest« das Voynich-Manuskript

Donnerstag, 16. Mai 2019 15:45

Wie die Neue Zürcher Zeitung vermeldet [Archivversion], ist es einmal mehr jemanden gelungen, das »verdammte Manuskript« zu »lesen«:

Der an der University of Bristol tätige Romanist Gerard Cheshire glaubt, das Rätsel gelöst zu haben. In einem Beitrag der Fachzeitschrift «Romance Studies» legt er eine neue Interpretation des Texts vor. Der kurz vor der Mitte des 15. Jahrhunderts entstandene Text ist seiner Ansicht nach auf Protoromanisch geschrieben, eine untergegangene Sprache, die Vulgärlatein mit Elementen verschiedener anderer Sprachen mischt, die im Frühmittelalter im Mittelmeerraum gesprochen wurden

Protoromaisch, als eine Sprache, die ein verschliffenes, volkstümliches Latein mit nicht genannten lokalen Sprachen mischt, lässt schon einmal viel Raum für kreative Interpretationen. Vor allem, wenn es von dieser postulierten Sprache keinerlei andere, vielleicht sogar in gebräuchlicheren lateinischen Buchstaben geschriebenen Textzeugen gibt und wenn diese Lokalsprachen keine anderen Spuren in den Vulgärsprachen hinterlassen haben.

Es wirkt unwahrscheinlich, dass es von einer Sprache, die immerhin in ihrer Zeit als »würdig« und allgemeinverständlich genug empfunden wurde, ein derartiges Kompendium darin niederzuschreiben und sogar ein eigenes Alfabet für diese Niederschrift zu ersinnen, keinerlei weitere Texte geben soll.

Doch das ist nicht das einzige Problem: Ärgerlicherweise wird die Deutung des Manuskriptes als eine direkt notierte, natürliche Sprache für sich allein kaum die Strukturen innerhalb einer Seite und die Strukturen innerhalb einer Zeile erklären können, wenn es sich nicht gerade um lyrischen Text handelt. Die Vorstellung, dass es sich beim Voynich-Manuskript…

Laut Gerard Cheshire ist das Voynich-Manuskript ein Lehrbuch der Heilpflanzen und der Bäderkunde und enthält daneben astrologische Erörterungen zu verschiedenen Fragen des menschlichen Körpers, der Fortpflanzung und der Kindererziehung

…um ein Kompendium der Medizin, Wissenschaft und Philosophie des späten Mittelalters handelt, passt zwar relativ gut zum Anschein der Illustrationen, ist aber völlig inkompatibel zu scheinbaren Fließtextzeilen, deren Wortlängen zum Ende der Zeile hin kürzer werden – was übrigens keineswegs nur für das letzte Wort einer Zeile gilt, das ja tendenziell häufiger abgekürzt sein könnte, um es noch in die beim Schreiben eng werdende Zeile einzupassen.

Ein auch nur kurzes Textbeispiel der »Lesung« von Gerard Cheshire wurde von der Neuen Zürcher Zeitung leider nicht mitgeteilt.

via Brightsblog

Thema: Medien | Kommentare (0) | Autor:

Warum es hier (momentan) so still ist

Montag, 11. Januar 2010 15:33

Wo ein Ausblick zu schreiben wäre, habe ich zurzeit vor allem einen Rückblick.

Ich gestehe offen ein, dass mich das Ergebnis der Datierung des Pergamentes überrascht hat, und dass ich ebenso davon überrascht wurde, dass die Tinte »nicht lange« nach der Herstellung des Pergamentes aufgetragen wurde – wobei ich mir gerade in diesem Punkte ein wenig mehr Information wünschte. Aber es ist ja keine zerstörungsfreie Messung, und das »verdammte Manuskript« hat jetzt umso deutlicher belegt, dass es zumindest als Artefakt des späten Mittelalters echt ist und darin auch einen erheblichen Wert allein dadurch hat, dass es nicht in die allgemeinen Vorstellungen von diesem Zeitalter passen will – weder in der angewendeten, noch heute rätselhaften Kryptografie, noch in der seltsamen psychologischen Qualität seiner flüchtigen Illustrationen.

Als ich vor vielen Jahren damit begann, mich ernsthaft mit dem Voynich-Manuskript zu beschäftigen, ging ich zunächst davon aus, dass es echt ist – also keine moderne, aus geschäftlichen Interesse angefertigte Fälschung ist – und dass es alt ist, dass es spätestens im sechzehnten Jahrhundert verfasst wurde. Die in diesem verschlüsselten Dokument liegende Aufgabe einer Entschlüsselung hielt ich in der begeisterten Naivität eines Neulinges für eine leichte, und ich erwartete davon auch keinen besonderen Aufschluss über das Mittelalter, also keinen bemerkenswerten Text, der, erst einmal gelesen, wegen seines Inhaltes dazu führt, dass große historische Erkenntnisse in die Geschichtsbücher aufgenommen werden müssten. Nein, ich erwartete – vor allem wegen der fremdartigen, außerweltlichen Darstellungen – so etwas wie einen »Esoterik-Schinken« des Mittelalters, geschrieben in relativ schwach verschlüsselter Sprache, deren Strukturen noch in den »Wortformen« durch den »Text« hindurchdringen.

Im Laufe der Jahre wurde ich mir – mit zunehmenden Wissen über die Tatsächlichkeit des Manuskriptes – über meine anfänglichen Annahmen immer unsicherer.

Als ein Mensch, der weiß, Computer zu benutzen, stürzte ich mich zunächst in die verfügbaren Transkriptionen, um an ihnen recht gewöhnliche Untersuchungen vorzunehmen. Dabei fand ich heraus, wie seltsam und fremdartig in diesem Manuskript nicht nur die Illustrationen, sondern auch die »Texte« sind. Der auffällig europäische Charakter der Illustrationen passte nicht zu einer »sprachlichen« Struktur, die sich mit keiner in Europa gesprochenen Sprache in Übereinstimmung bringen lässt. Aus dieser Beobachtung heraus musste ich meine ersten Hypothesen, die über die angenehme Eingeschaft der Überprüfbarkeit verfügten, verwerfen und immer mehr durch nur schwierig überprüfbare Hypothesen ersetzen. Ich versank – wie so viele vor mir – in einem schlüpfrigen Sumpf der Spekulation und der zusätzlichen Annahmen. Zusätzliche Daten brachten nicht etwa zusätzliche Klarheit, sondern machten das Rätsel nur größer, unfassbarer, entmutigender. Das scheinbare Alter des Manuskriptes erschien mir im Spiegel des zunehmenden Wissens immer weniger glaubwürdig, und die Möglichkeit einer kunstvollen Fälschung durch einen späteren Betrüger und Geschäftemacher drängte sich immer mehr auf. Auch, wenn ich dies selten explizit erwähnte, lässt sich der gesamte Prozess in diesem Blog verfolgen.

Mit der jetzt endlich vorliegenden, sicheren Datierung des Voynich-Manuskriptes hat dieser Prozess eine weitere Stufe erreicht. Das Manuskript ist wirklich so alt, wie es mir auf dem ersten Blick erschien, und es wirklich so seltsam, wie es dem Betrachter entgegentritt.

Nun, das ist jetzt immerhin eine bekannte Tatsache. Wie jede Tatsache steht sie mit ihrer gebieterischen Existenz vor uns und wir sind damit geplagt, uns einen Reim darauf zu machen.

Und ja, es hätte schlimmer kommen können! Der zweifelsfreie Beleg, dass es sich beim Voynich-Manuskript um eine moderne Fälschung handele, hätte bei mir durchaus eine gewisse Erlösung verursacht, aber er hätte auch bedeutet, dass Jahre der geistigen Auseinandersetzung mit diesem »verdammten Manuskript« nichts als vergeudete Energie gewesen wären. Aber so viel steht zumindest fest: Es hat sich in den ganzen Jahren niemand an einem kunstvollen Schwindel abgearbeitet, das Manuskript ist als authentisches Relikt des Mittelalters ein großes und beachtliches Rätsel, das danach schreit, in irgendeiner (hoffentlich nachvollziehbaren) Weise verstanden und interpretiert zu werden.

Insbesondere erhalten alle bislang erkämpften Ergebnisse in diesem Bemühen ihre Gültigkeit. Einige von ihnen sind so seltsam, dass sie eigentlich auch einen Hinweis auf die wirkliche Natur des Manuskriptes geben müssten:

  • Die Pflanzen in den Illustrationen haben keine biologische Existenz. Die Illustrationen sind möglicherweise ebenfalls auf eine schwer verständliche Weise verschlüsselt oder reine Phantasieprodukte. Angesichts des großen Raumes, den die Illustrationen auf teurem Schreibmaterial einnehmen, kann diese Tatsache nicht bedeutungslos sein, sie ist ein wichtiger Teil des Ganzen.
  • Der »Text« ist hochgradig redundant und transportiert pro EVA-Zeichen weniger als zwei Bit Information. Darüber hinaus ist der »Text« von aufeinanderfolgenden, identischen »Wörtern« geprägt, die so in keiner europäischen Sprache auftreten, während das Schriftsystem seine europäischen Vorbilder nicht verleugnen kann. Es lassen sich auch durch eingehende Betrachtung praktisch keine Wortarten anhand einer Stellung im Wortgefüge identifzieren (oder ich bin doch zumindest gründlich daran gescheitert), wenn man einmal von der artikelhaften »Wortbestandteilen« wie qo oder ot absieht. Die Annahme, dass es sich um eine schwach verschlüsselte, europäische Sprache handelt, fällt bei gründlicher Betrachtung in sich zusammen, und nur die Einführung einer zusätzlichen Hypothese von einer nicht-europäischen, ausgestorbenen oder künstlichen Sprache kann diese Annahme »retten«.
  • Die »Astrologie« (der Tierkreis) im Manuskript ist für das Mittelalter beispiellos. Besonders beachtenswert ist die völlige Indifferenz gegenüber dem Mond, der – nach meinen Informationen – in der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Astrologie eine wichtige Rolle spielte.
  • Die Illustrationen im »biologischen Teil« sind für das Mittelalter beispiellos und überdem das Seltsamste, was ich jemals gesehen habe. Die »kosmologischen« Illustrationen können beinahe jedes kosmologische Konzept darstellen, sind also kaum interpretierbar und damit als Verbildlichung eines damit transportierten Konzeptes sinnlos.
  • Es gibt keine deutlichen Anspielungen auf bekannte europäische Kultur, Religion, Esoterik oder Spiritualität des Mittelalters. Die wenigen diesbezüglichen Symbole erwecken durch ihre abweichende Tintenfarbe den Eindruck nachträglicher Hinzufügungen.

Auf diesem Hintergrund behält meine (leider letztlich unüberprüfbare) Hypothese, dass es sich beim Voynich-Manuskript um ein Produkt einer psychologischen Rückkopplung handele, ähnlich wie beim automatischen Schreiben, der Glossolalie oder beim kollektiven ideomotorischen Effekt, der die »Botschaften« auf einem Ouija-Brett hervorbringt, ihre Gültigkeit – und sie würde auch erklären, dass bislang jeder Versuch gescheitert ist, diesem »Texte« seinen Sinn zu entreißen.

Hier sehe ich noch einen Ansatzpunkt für weitere Untersuchungen, insbesondere würde mich ein Vergleich der Zeichenfolge des Voynich-Manuskriptes mit transkribierter Glossolalie eines überzeugten Praktizierenden sehr interessieren. Leider gibt es nicht genügend frei verfügbares und bequem transkribierbares Material, als dass ich einen solchen Vergleich durchführen könnte. (Wer hier mitliest und als Mitglied einer religiösen Gemeinschaft selbst Glossolalie praktiziert und bereit ist, mir einige längere Aufnahmen zur Verfügung zu stellen, melde sich bitte. Ein einfacher Kommentar zu diesem Artikel genügt, die angegebene Mailadresse wird nach außen nicht sichtbar und ich garantiere auf Wunsch auch eine völlig anonyme Behandlung, wenn ich das Ergebnis eines solchen Vergleiches veröffentliche. Ich selbst kann es nicht tun, da sich die Strukturen des Manuskriptes fest in mein Unterbewusstes eingegraben haben. Alle Vergleiche zwischen einer von mir erzeugten Glossolalie und dem Manuskript wären deshalb wertlos.)

Aber ich weiß natürlich auch, dass das nicht die »harten Daten« sind, die von vielen Forschern so gewünscht werden. Indizien dafür, dass jegliche Bemühung fruchtlos sein könnte, gibt es schon genug – allein durch das Scheitern einer großen, kollektiven Geistesanstrengung vieler, zum Teil hochqualifizierter Forscher am Voynich-Manuskript. Für mich ist dieses Zeichen ein Grund mehr, auf die »psychologische Karte« zu setzen, denn solche Untersuchungen wurden bislang eher vernachlässigt, obwohl sie durchaus möglich sind. Wenn der bislang beschrittene Weg sich als Sackgasse erweist, muss ein neuer Weg gesucht werden.

Thema: Diverses | Kommentare (23) | Autor:

Der ORF spannt uns auf die Folter…

Donnerstag, 3. Dezember 2009 21:02

Der ORF spannt uns alle zurzeit ganz ordentlich auf die Folter:

[…] jetzt bringt ein neuer Untersuchungsansatz Klarheit in das Dickicht von widerstreitenden Theorien und Ideen. Am Verwahrungsort des Voynich-Manuskripts, an der Universität Yale, hat man sich entschlossen, der mysteriösen Handschrift mit materialwissenschaftlichen Methoden zu Leibe zu rücken.

[…]

Das Ergebnis dieser Untersuchungen stellt alles, was man bisher über das Voynich-Manuskript wusste, auf den Kopf. Jetzt ist sicher: Alle bisherigen Theorien sind falsch. Denn das Buch ist viel älter als gedacht!

Ja, wie alt ist es denn nun? Und wie falsch sind die bisherigen Theorien, und wieviel älter als angenommen ist das verdammte Buch? Offenbar wollen die Programmgestalter des ORF, dass ihre Sendung am 10. Dezember auch gesehen wird und »erheitern« uns deshalb mit dunklen Andeutungen, als ob wir nicht genug zum Rätseln hätten – ich kann diese Sendung leider nicht sehen, denke aber, dass bei wirklich neuen und revolutionären Erkenntnissen eine gewaltige Aktivität auf der Mailingliste entstehen wird.

Ansonsten bin ich froh, dass es endlich einmal zu einer Altersbestimmung mit modernen Methoden gekommen ist, und dass das Manuskript wohl wirklich alt (und damit wahrscheinlich keine moderne Fälschung) ist. Oder genauer gesagt: Dass das Pergament des Manuskriptes alt ist. Auch erwarte ich von den Untersuchungen unter ultraviolettem Licht neue Aufschlüsse über die Entstehungsgeschichte des Manuskriptes.

Wer es gar nicht abwarten kann, werfe einen Blick auf Earth Times:

Forscher der Universität zu Arizona haben die Radiokarbon-Methode auf die 246 in Europa geschriebenen Seiten angewendet und herausgefunden, dass das Pergament zwischen 1404 und 1438 hergestellt wurde, wie Walter Koehler [ich vermute »Köhler«] mitteilte, ein ORF-Produzent, der die Fernsehdokumentation zum Manuskript überwachte.

Ferner haben Experten des McCrone-Forschungsinstitutes zu Chicago festgestellt, dass die Tinte nicht zu einem späteren Zeitpunkt aufgetragen wurde. Der Text wurde wahrscheinlich in Norditalien geschrieben.

Vor diesen Befunden »gab es keinen ernsthaften Experten, der es in die vorkolubianischen Zeiten datiert hätte«, sagte Koehler, sondern eher in ein 16. Jahrhundert, in dem codierte Texte modern waren.

Besonders gespannt bin ich allerdings auf die UV-Untersuchungen. Bislang bin ich aufgrund der Erscheinung in den hochauflösenden Fotographien der Yale-Universität davon ausgegangen, dass das Manuskript verblüffend wenig Korrekturen enthält, was angesichts eines unglaublich schwierigen Kodierungsverfahrens etwas überrascht. Sollten jedoch mehrfach fehlerhafte Stellen von Pergament entfernt worden sein, ist es vielleicht gar nicht mehr so überraschend. Mit einem bisschen Glück eröffnen sich vielleicht neue Einsichten in das angewendete Verschlüsselungsverfahren.

Nachtrag: Beim östereichischen »Standard« gibt es eine deutschsprachige Zusammenfassung der neuen Erkenntnisse.

Thema: Medien | Kommentare (8) | Autor:

Das Voynich-Rätsel im Fernsehen

Freitag, 27. November 2009 0:38

Für Leser aus Östereich und aus dem süddeutschen Raum ist es vielleicht interesseant: Auf der Homepage des ORF wird eine Dokumentation zum Voynich-Manuskript angekündigt.

DAS VOYNICH-RÄTSEL
Die geheimnisvollste Handschrift der Welt

Es ist die mysteriöseste Handschrift der Welt: Ein Buch, verfasst von einem unbekannten Autor, illustriert mit ebenso skurrilen wie rätselhaften Darstellungen – und in einer Sprache geschrieben, die von den besten Kryptographen nicht entschlüsselt werden kann […]

Die Dokumentation wird am 10. Dezember 2009 um 21:05 Uhr im Programm von ORF 2 ausgestrahlt, sie wird am folgenden Tag, den 11. Dezember 2009, um 09:30 Uhr wiederholt. Anfang 2010 wird diese Dokumentation auch im Programm von ARTE gesendet werden und damit in ganz Deutschland zu sehen sein – der Sendetermin ist allerdings zurzeit noch nicht bekannt.

Danke für den Hinweis an René Zandbergen.

Thema: Medien | Kommentare (3) | Autor:

Das ZDF…

Donnerstag, 5. November 2009 22:05

Das ZDF… dieses Zweite Deutsche Fiasko im Fernsehempfänger, es ist immer gut für irgendeinen leicht esoterisch angehauchten Unfug, und eben gerade habe ich in einer Mail gelesen (ich selbst verzichte ja dankend auf die »Segnungen« des Fernsehens), dass heute im ZDF ein Krimi mit dem Voynich-Manuskript als Hintergrund für den konstruierten Mordfall ausgestrahlt wurde. Nach allem, was ich bis jetzt weiß, handelt es sich inhaltlich um den ZDF-typischen, mit Psychogeklimper und dumpfen Klischees völlig ungenießbar gemachten Schwachsinn – aber die Ausstrahlung dieser Sendung wird wahrscheinlich dennoch den armen Server hier an den Rand der Belastbarkeit bringen.

Wer nach »Genuss« dieser ZDF-Produktion Interesse an einem wirklich schwierigen Rätsel bekommen hat, möge doch bitte die vielen hier gegebenen Links verfolgen und sich einen ersten Eindruck davon machen, welche Ansätze zur Entschlüsselung bislang trotz allen Aufwandes erfolglos blieben. Leider steht der größte Teil des sehr umfangreichen Materiales nur in englischer Sprache zur Verfügung – aber ist damit immer noch deutlich leichter verständlich als das Voynich-Manuskript. Und wer nach diesem »bisschen« Lektüre erst so richtig Interesse bekommen hat: Herzlich Willkommen bei uns, die wir im Dunkel tappen, und die wir mehr als nur einen hochbegabten, soziopathischen Schüler brauchen, um Licht in diese Angelegenheit zu bringen… 😉

Der Schwachsinn der ZDF-Story wird sich allerdings schon nach flüchtiger Lektüre des Materiales zeigen. Und vielleicht zeigt sich dabei ja so manchem Menschen auch ganz nebenbei, wie viel Schwachsinn einer ganz bestimmten Machart sonst noch jeden Tag in einem ZDF läuft, das übrigens in der BRD auch von allen Menschen ohne Radio und Fernseher durch eine Zwangsgebühr finanziert wird, wenn diese einen Computer besitzen.

Thema: Medien | Kommentare (3) | Autor:

Kryptogramm

Montag, 19. Oktober 2009 0:06

Ich glaube zwar nicht, dass es auch nur einen minimalen Beitrag zur Lösung des Rätsels leisten kann, aber dennoch ist mein neues Album »Kryptogramm« vielleicht eine Abwechslung…

Das Cover meines neuen Albums Kryptogramm

Thema: Diverses | Kommentare (1) | Autor:

Zu den Transkriptionen

Dienstag, 13. Oktober 2009 23:42

Jeder, der heute am Voynich-Manuskript forschen möchte, hat einen erheblichen Vorteil gegenüber vielen früheren Forschern: Es stehen mehrere Transkriptionen großer Teile des Manuskriptes zur Verfügung, und es gibt hervorragendes Bildmaterial. Der größte Teil des Manuskriptes kann in Form von hochaufgelösten Bildern betrachtet werden, und zu jeder Seite existiert mindestens eine Transkription. Zudem ist eine erhebliche Menge existierender historischer und aktueller Transkriptionen im interlinearen Archiv von Jorge Stolfi zusammengestellt und kann mit Leichtigkeit verglichen werden.

(Einen ersten Eindruck der im interlinearen Archiv verfügbaren Transkriptionen kann man zum Beispiel im Voynich Information Browser erhalten – und wer ein wenig Analyse machen will, kann sich auch interessierende Teile extrahieren lassen.)

Ich selbst verwende übrigens für schnelle Überprüfungen meiner (sich meist schnell als haltlos herausstellenden) Annahmen die vollständige Transkription von Takeshi Takahashi aus dem interlinearen Archiv. Anfangs habe ich dies noch eher unkritisch getan, aber später musste ich bemerken, dass es sich um eine durchaus gute Wahl gehandelt hatte. Obwohl Takahashi als Grundlage seiner Mammutarbeit nur gering aufgelöstes und qualitativ schlechtes Bildmaterial zur Verfügung hatte, erweisen sich viele seiner Lesungen auch beim Vergleich mit hochauflösenden Bildern als sehr gut, der Anteil fragwürdiger oder sicher falscher Entscheidungen in der Transkription liegt nach meinen Stichproben zwischen drei und fünf Prozent. Eine Schwäche hat allerdings die Transkription von Takahashi, und das sind die astrologischen und kosmologischen Diagramme. Die Texte in den Ringen enthalten außerordentlich viele Fehler. Da ich mich meist auf Absätze (und meist im pflanzenkundlichen Teil) konzentriere, spielt diese Fehlerquelle für mich keine so große Rolle, aber wer selbst tätig werden will, sollte das wissen.

Viele andere verfügbare Transkriptionen sind schwächer, selbst die ebenfalls sehr gute Transkription von Currier. Andere Transkriptionen, vor allem die Übertragung bestimmter Einzelseiten durch Jorge Stolfi, erwecken bei einem gründlichen Vergleich mit guten Bildern den Eindruck, dass hier eher die von Jorge Stolfi erkannten Muster als die Wirklichkeit der Glyphenfolge transkribiert wurde – eine Fehlerquelle, von der kein Mensch frei ist, der etwas Unverstandenes dokumentieren will.

EVA und die Probleme

Das Transkriptionsalphabet EVA hat leider ebenfalls Probleme, die Wirklichkeit der Glyphenfolge zutreffend abzubilden. Es beinhaltet etliche Annahmen vom Aufbau des Schriftsystemes, die natürlich auch falsch sein können, und aufgrund dieser Annahmen werden Glyphen des Manuskriptes auf maschinenlesbare Zeichen abgebildet. Alle folgenden Beispiele stammen aus der gut »lesbaren« Seite f22r, auf anderen Seiten lassen sogar bessere Beispiele finden. In der EVA-Transkription von Takeshi Takahashi »liest« sich diese Seite folgendermaßen:

pol olshy fcholy shol dpchy oty okoly daiin opchy s ocphy
ol oiin shol o kor qokchol daiin otaiin cthor dain ckhydom
qokol dykaiin okchy daiin cthol ctholo dar shain
pchaiin ofchy daiin cfhy doroiin ypchol sy schor daiin
ol daiin qokchy dar daiin chor oldor oky y choldchy
y chokshchy ctheen
kchol shol dsheor ska chdoly ytaiin ol otchy cphal
dchor oty daiin ctholy qoky chotaiin chocthy doiiin dchor
odaiin dain cthy ctheor oraiino
kchol chor daiin cthoiin dchor chey qokol dy opchol oldam
doiin yckhody qokchy oky otoldy yty dol or dachy daiin
odchaiin cthy okchy kchy dchol daiin ydaiin
dchor dydain qockhy ykalokain

(Diesen Auszug habe ich mit einem meiner Skripten aus meiner SQL-Datenbank der Transkriptionen erstellt, die Lokatoren für die Zeilen habe ich entfernt)

Die Transkription gibt nur einen sehr schwachen Eindruck davon, was sich wirklich auf der Seite f22r befindet.

Leerzeichen

Ein großes Problem bei allen Transkriptionen ist die sichere Erkennung von Leerzeichen. Diese sind keineswegs immer deutlich.

pol.olshy.fcholy

Während das Leerzeichen zwischen olshy und fcholy sehr deutlich ist, kann meiner Meinung nach pol.olshy eben so gut als pololshy gelesen werden. Ich verstehe allerdings, wie es zu dieser »Lesart« kommt, denn mit einer kurzen Abfrage der Datenbank kann ich feststellen…

mysql> select count(*)
       from voy_word
       where eva like '%olol%';
+----------+
| count(*) |
+----------+
|       44 |
+----------+
1 row in set (0.24 sec)

…dass über sämtliche Transkriptionen hinweg nur 44mal die Kombination olol innerhalb eines »Wortes« aufscheint, es handelt sich also um eine recht seltene Kombination von Glyphen. (Das häufigste derartige Wort ist übrigens olol, das 67mal in sämtlichen Transkriptionen erscheint.) Allerdings steht ol in 617 transkribierten »Wörtern« am Ende eines »Wortes«, und einige dieser »Wörter«…

mysql> select eva, count(*)
       from voy_word
       join voy_lineword on lword_word = word_id
       where eva like '%ol'
       group by eva
       order by 2 desc
       limit 10;
+-------+----------+
| eva   | count(*) |
+-------+----------+
| ol    |     1732 |
| chol  |     1302 |
| shol  |      626 |
| qol   |      568 |
| cheol |      528 |
| dol   |      386 |
| sheol |      346 |
| qokol |      307 |
| otol  |      273 |
| sol   |      259 |
+-------+----------+
10 rows in set (0.07 sec)

…sind im Manuskript recht häufig. (Auch diese Datenbankabfrage geht über sämtliche Transkriptionen und soll nur meine These von der Häufigkeit der Endung ol ein wenig untermauern.) Hier scheint das Unbewusste im Verlaufe der Transkription ein Muster aufgenommen zu haben und aus einer kleinen Lücke im Schriftfluss – die übrigens fast genau so breit ist wie die Lücke zwischen initialem p und folgendem o – ein wahrgenommenes Leerzeichen gemacht zu haben.

Sehr viele transkribierte Leerzeichen sind fraglich. Wer Analysen zu Annahmen macht, in denen die Leerzeichen eine Bedeutung tragen (etwa als Wort- oder Silbentrenner), ist gut beraten, wenn er die verwendete Transkription überprüft und gegebenenfalls nach Augenschein korrigiert, um gesichertes Datenmaterial zu haben.

(Am Rande bemerkt: Eine Datenbank mit den Transkriptionen ist selbst für mich, der ich sowohl den »Weg der tausend Tools« [Un*x] schätze als auch gern und schnell in Perl programmiere, immer wieder einmal nützlich. Auch, wer nicht mit Leichtigkeit SQL tippt, kann von einer solchen Datenbank profitieren, wenn er sich eine ODBC-Datenquelle einrichtet und ein Reporting-Werkzeug oder Microsoft Access verwendet. Mir allerdings ist alles, was Griffe zur Maus erfordert, ein Gräuel…)

Ver-daiin-t!

Die in EVA transkribierte »Wortendung« aiin ist recht häufig, und daiin ist das mit Abstand häufigste »Wort« mit dieser Endung. Die fünf häufigsten derartigen »Wörter« in der Transkription von Takeshi Takahashi sind:

mysql> select eva, count(*)
       from voy_word
       join voy_lineword on lword_word = word_id
       join voy_line on line_id = lword_line
       where line_trans = 'H'
       and eva like '%iin'
       group by eva
       order by 2 desc
       limit 5;
+---------+----------+
| eva     | count(*) |
+---------+----------+
| daiin   |      863 |
| aiin    |      469 |
| qokaiin |      262 |
| okaiin  |      212 |
| otaiin  |      154 |
+---------+----------+
5 rows in set (2.72 sec)

Aber handelt es sich immer um das gleiche -iin? Oder handelt es sich um eine Annahme im Transkriptionssystem EVA, dass es sich immer um das gleiche -iin handele?

Nur einige Beispiele aus der recht klar »lesbaren« Seite f22r:

odaiin dain

Hier fließen die in EVA als a, i und n transkribierten Komponenten klar zusammen, man ist auf dem Hintergrund des lateinischen Alphabetes fest geneigt, den »Text« als »odam dan« zu lesen.

daiin

Hier ist das n deutlich von den beiden zuvor zusammenfließenden, als i transkriberten Komponenten getrennt. Niemand weiß zur Zeit, ob diese Subtilität Bedeutung trägt, oder ob sie in der Eile des Schreibens entstanden ist. Aus der gleichmäßigen Tintenfarbe dieses Wortes scheint jedoch zu folgen, dass die Feder nicht in die Tinte getaucht wurde und dabei eine Unterbrechung des Schreibflusses entstand.

daiin

Hier ist zwar eine Verbindung zwischen dem a und dem ersten i erahnbar, aber es wird auch deutlich, dass die einzelnen i-Komponenten klar voneinander abgegrenzt geschrieben wurden. Das abschließende n weist einen klaren Abwärtsstrich auf, der nicht durch den Aufwärtsbogen zu einer Rundung verschliffen wurde.

Ver-daiin-tes Für und Wider

Obwohl niemand weiß, ob sich in diesen Feinheiten eine Bedeutung verbirgt, ist die Annahme der Bedeutungslosigkeit in die Definition des Transskriptionssystemes EVA eingeflossen.

Wir dürfen beim Betrachten dieser Bilder nicht vergessen, dass die Schrift im Manuskript klein ist. Wer einen Eindruck von den Größenverhältnissen bekommen möchte, besorge sich ein hochaufgelöstes Bild einer Einzelseite und drucke es auf eine DIN-A4-Seite aus, das ist fast die Originalgröße. Mit einem solchen Bild vor Augen wird verständlich, weshalb solchen Subtilitäten keine Bedeutung beigemessen wurde.

Aber…

Aber wenn ich mir selbst die Aufgabe stellen würde, einige unbedingt geheim zu haltende Notizen zu machen (das Manuskript ist doch verschlüsselt, nicht?) und keine modernen Hilfsmittel wie meinen Computer und GPG hätte, sondern mir ein Schriftsystem ausdenken müsste, denn würde ich den neugierigen und möglicherweise hingebungsvollen Leser nicht nur durch eingefügte Null-Zeichen, verschieden gestaltete Zeichen für häufige Buchstaben oder Laute und ein ungewohntes Schriftsystem verwirren, sondern ich würde auch dafür sorgen, dass verschiedene Dinge sehr ähnlich aussehen, um zusätzliche Verwirrung zu stiften. Viele Mittel hätte ich ja nicht zur Verfügung. Und ich würde bei alledem auch darauf achten, dass mir die Verschlüsselung nicht allzu viel Arbeit bereitet, denn ich würde ja in meinem Leben noch etwas anderes tun wollen, als meine Notizen zu verschlüsseln. Zum Beispiel das, worüber ich mir so viele Notizen mache. (Ob wohl viele nackte Frauen und außerirdische Drogenpflanzen darin vorkämen?)

Niemand sollte sich vom ersten Eindruck täuschen lassen. Schon gar nicht beim Voynich-Manuskript, das schon viele scharfsinnige Menschen auf der Suche nach einer Lösung zu beachtlichen Leistungen der Selbstverblendung geführt hat. Und jeder sollte sich bei einem derartigen Rätsel über alle im Vorfeld gemachten Annahmen klar sein, denn diese könnten falsch sein. Und ob dieses…

doiin

doiin wirklich auf einem n endet, wie es die EVA-Transkription durch ihre eingeflossen Annahmen erzwingt, oder ob es nicht vielmehr ein r oder ein in EVA nicht auflösbares Mittelding zwischen n und r ist, gehört nicht zu den Dingen, über die ich eine sichere Aussage machen könnte. Aber ich bin mir sehr sicher, dass das gleiche Zeichen nach einem o als ein r transkribiert worden wäre, weil die »Wortendung« or (2255mal in Takahashis Transkription) nun einmal wesentlich häufiger als die »Wortendung« ir (590mal in Takahashis Transkription) ist. Wenn die wahrgenommene Ambiguität nicht anderes aufgelöst werden kann, denn werden eben unbewusst die bereits erkannten Muster eingefügt.

In wie großem Maße bei den Computeranalysen der Transkription wohl in Wirklichkeit die unbewussten Fähigkeiten des Transkriptors zur Mustererkennung untersucht werden? 😉

Das Problem betrifft nicht nur die »Wortendung« -iin, sondern in vielleicht noch größerem Maße die Glyphe sh, die es in einigen sehr verschiedenen Varianten gibt. Immerhin gibt es bereits Transkriptionen, die diesen Fakt sehr genau berücksichtigen, dabei sind die angewendeten Transkriptionsalphabete allerdings wesentlich schwieriger zu beherrschen.

Wie wurden die Zeilen geschrieben?

Auf der sehr klaren Seite f22r gibt es noch eine weitere Auffälligkeit. Aber um darauf einzugehen, muss ich zunächst auf etwas anderes hinweisen.

Zu den rätselhaften Eigenschaften des Manuskriptes gehört es nicht nur, dass die »Wörter« sehr regelmäßig gebildet sind (und dass dabei Ausnahmen von den Regeln über das gesamte Manuskript verstreut sind), sondern auch, dass die Zeilen im Manuskript eine interne Struktur zu haben scheinen. Currier schloss aus dieser Beobachtung, dass die Zeile im Manuskript eine Informationseinheit sein müsse.

Tatsächlich lassen sich, wenn eine große Menge transkribierten »Textes« untersucht wird, zum Ende der Zeile hin sowohl auf Wortebene als auch auf Zeichenebene signifikant unterschiedliche Häufigkeiten zählen. Diese Eigenschaft des »verdammten Manuskriptes« hat wohl nicht nur mich verwirrt. Ich habe sogar nach »Spuren von Lyrik« geforscht, ohne Anhaltspunkte dafür zu finden. Zu einem einfachen, mit wenig Hilfsmitteln durchgeführten Verfahren der Kryptografie wollte es gar nicht passen…

Vielleicht ist auf diesem Hintergrund der obere Absatz der Seite f22r interessant:

Oberer Absatz der Seite f22r

Ich finde hier die Schwankung der Tintenfarbe mitten in den Zeilen sehr auffällig. Hier noch einmal ein Detail, die schwarzen Linien sind natürlich von mir, aber das Bild des Manuskriptes wurde ansonsten nicht bearbeitet:

Detail des Wechsels der Tintenfarbe

Um das in meinen Augen schon offensichtliche Detail noch etwas deutlicher zu machen, habe ich mit GIMP ein wenig an der Abbildung der Helligkeitswerte auf den Farbraum »herumgespielt«:

Das Details des Wechsels in der Tintenfarbe durch Bildbearbeitung deutlich gemacht

In der dritten Zeile ist es vielleicht gar nicht so deutlich und mag auf einer Selbsttäuschung beruhen (dafür macht dieses Manuskript anfällig), aber in den übrigen Zeilen ist es völlig offensichtlich, dass mitten in den Zeilen ein Unterschied in der Sättigung der Tintenfarbe eintritt. Da dieser Unterschied mit Ausnahme des »Wortes« chor immer auf Wortgrenzen zu fallen scheint und sehr stark ist und da beim »Worte« ch-or eine Verschiebung der Schreiblinie nach unten mittem im »Wort« aufzutreten scheint, entsteht nicht der Eindruck, es handele sich hier um eine Eigenschaft des Pergamentes.

Der Unterschied in der Tintenfarbe wirkt so stark, dass er sich kaum durch ein Neueintauchen der Feder in die unveränderte Tintenmischung erklären lässt. (Obwohl das natürlich auch möglich ist.) Vielmehr entsteht der Eindruck, als sei hier mitten in einer Zeile eine neu angemischte Tinte verwendet worden. Es kann natürlich sein, dass dieses Artefakt bei einer Restauration des Manuskriptes entstanden ist, die Seite weist ja auch oben rechts Spuren einer Beschädigung durch Feuchtigkeit auf.

Aber es kann ebenfalls sein, dass der Autor des Manuskriptes die jeweils zweite Hälfte der Zeilen nachträglich angehängt hat, und dass diese zweite Hälfte nur noch Null-Informationen enthält. Wenn er seinen eigenen Text lesen konnte, wird ihn ein solches Vorgehen nicht verwirrt haben – aber dafür verwirrt es uns, denn wir stehen vor den sehr rätselhaften Zeilenstrukturen des Manuskriptes…

So lange man sich vor allem mit Transkriptionen beschäftigt, fallen solche Dinge jedenfalls nicht auf.

Thema: Diverses, Spekulation | Kommentare (5) | Autor:

Die Monatsnamen

Dienstag, 1. September 2009 22:04

Das unverstandene Manuskript

Wenn man ein völlig unlesbares Buch unbekannter Sprache in einer fremdartigen Schrift (oder beim Voynich-Manuskript eher: bislang ungebrochenen Verschlüsselung) vor sich liegen hat und dieses Buch lesen und verstehen will, denn sucht man natürlich nach Anhaltspunkten, die zumindest einen Aufschluss über das Thema des Buches geben könnten – solche Anhaltspunkte könnten ja hilfreich sein.

Leider enthält das Voynich-Manuskript keine derartigen Anhaltspunkte. Die gezeichneten Pflanzen sind fremdartig, die scheinbar astrologischen und kosmologischen Diagramme auf dem Hintergrund der bekannten mittelalterlichen Weltanschauung völlig unverständlich und die Zeichnungen im biologischen Teil gehören zum Rätselhaftesten, was ich je gesehen habe – und das geht nicht nur mir so. Zusammengefasst: Die Illustrationen sind genau so unverständlich wie der Text selbst, sie scheinen ebenfalls auf eine unbekannte (optische) Weise verschlüsselt zu sein, wenn sie nicht gar reine Phantasieprodukte sind.

Es ist nicht überraschend, dass angesichts dieser Eigenschaften des Manuskriptes einige zum Schluss gekommen sind, dass es möglicherweise gar keinen Inhalt habe. Dieser Schluss ist bequem und entbindet von der leidigen Aufgabe, dieses Rätsel zu lösen. Er hat freilich einen schweren Nachteil und ist deshalb, so er nicht mit starken Belegen gestützt wird, unzulässig: Er ist nicht widerlegbar und damit ein reiner Glaubenssatz, keinen Deut besser als jede andere Spekulation. Der hoch strukturierte Charakter des Voynichianischen scheint genügend Beleg dafür zu sein, dass die Annahme, dahinter verberge sich »richtiger Text«, zurzeit eher gerechtfertigt zu sein scheint als die gegenteilige Annahme.

Nur eine Aussage kann man auf dem Hintergrund der gesamten bisherigen Forschung am »verdammten Manuskript« mit großer Sicherheit machen: Die Beschäftigung damit verspricht keinen leichten, vielleicht sogar gar keinen Erfolg, ist aber dafür mit einer besonders großen Gefahr des »Verrennens« und der massiven Selbsttäuschung verbunden. Wer möchte sich schon gern freiwillig auf derartig schlüpfrigen Boden begeben, ohne zu wissen, ob es überhaupt ein erreichbares Ziel am Ende des eingeschlagenen Weges gibt? Kein Wunder, dass sich die etablierte Wissenschaft offizell eher wenig an diesem Thema abarbeitet, zumal kaum neue Ergebnisse erzielbar und in einer Veröffentlichung darlegbar scheinen. Angesichts der Vermutung, dass der Inhalt dieses Buches wohl nicht besonders spektakulär sein wird – vielleicht ist es das Notizbuch eines frühneuzeitlichen Wissenschaftlers, der seine Forschung und ihre Ergebnisse vor der Inquisition verbergen musste; vielleicht ist es aber auch ein schlichter »Esoterik-Schinken« – müsste ein heutiger Wissenschaftler schon recht verrückt sein, um an solcher Aussichtslosigkeit seine Zeit und seine Ressourcen zu vergeuden, statt auf ergiebigerem Gebiet an seiner Karriere zu arbeiten.

Der überraschende Klartext

In dieser Situation überrascht es den noch Unkundigen ein wenig, dass sich auch klar lesbarer Text in lateinschen Lettern im Manuskripte findet. Es handelt sich um die Monatsnamen, die in den Tierkreis eingetragen wurden.

Die etwas dunklere Tintenfarbe der Monatsnamen verrät, dass es sich möglicherweise nicht um einen Text des ursprünglichen Autors, sondern um eine nachträgliche Hinzufügung eines späteren Besitzers handelt. Warum diese Hinzufügung gemacht wurde, bleibt jedoch rätselhaft, denn die Piktogramme der Tierkreiszeichen sprechen für sich selbst und sind trotz einiger grafischer Seltsamkeiten bis heute verständlich. Ferner ist die Zuordnung der Tierkreiszeichen zu den Monaten des gregorianischen Kalenders insofern falsch, als dass sich diese beiden Systeme nicht gut decken. Jeweils ein gutes Drittel des Monates, der hier zu einem Tierkreiszeichen zugeordnet wird, fällt in den vorhergehenden Monat.

Auch dieser scheinbar unmittelbar verständliche Text versteht sich also nicht ohne eine Deutung, und mangels einer tieferen Einsicht in Text und Zweck des Voynich-Manuskriptes muss eine solche Deutung spekulativ bleiben.

Eine Spekulation zu den Monatsnamen

Wenn diese Monatsnamen nicht ein Bestandteil des vom Autor geplanten Entwurfes sind, sondern von einem späteren Besitzer hinzugefügt wurden, denn müssen sie die Auffassung dieses späteren Besitzers vom Zweck dieser Diagramme widerspiegeln. Es ist möglich, dass sich dieser hypothetische spätere Besitzer dabei getäuscht hat. Aber dieser hier als zusätzliche Annahme eingeführte spätere Besitzer hat uns gegenüber einen Vorteil, er war nämlich zeitlich (und vielleicht auch örtlich) näher an der Entstehung des Manuskriptes. Vielleicht – um die Spekulation noch ein wenig gewagter zu machen – hat er den Autor sogar gekannt.

Seine Annahmen, so falsch sie sein mögen, verdienen also unsere Beachtung.

In den nachträglich hinzugefügten Monatsnamen zeigt sich, dass dieser hypothetische, spätere Besitzer den Tierkreis nicht in erster Linie als Tierkreis verstanden hat. Vielmehr scheint er ihn für eine Art »Kalender« gehalten zu haben, und die Tierkreiszeichen als eine Tarnung des wirklichen Inhaltes verstanden zu haben. Dies würde auch erklären, warum dieser Tierkreis selbst für Kenner der mittelalterlichen Astrologie einfach keinen Sinn ergibt; es handelt sich hier nicht um Astrologie, sondern um etwas völlig anderes.

Wenn dies stimmen sollte – es ist hier nur sehr dünn belegt – denn ist es das erste Anzeichen für eine optische Kryptografie in einzelnen Elementen der Illustrationen. Die Piktogramme der Tierkreiszeichen stellen kein astrologisches Konzept dar, sondern ein kalendarisches. Die Annahme einer solchen »optischen Kryptografie« gefällt mir allein deshalb, weil sie den fremdartigen Charakter so vieler Illustrationen gut erklären kann.

Weniger Spekulatives zu den Monatsnamen

Eines könnten uns die Monatsnamen in jedem Fall verraten, und das ist, in welcher Sprache sie geschrieben wurden. Auf diese Weise könnte ein kleiner Hinweis gewonnen werden, in welchem Sprachraum der Mensch lebte, der die Monatsnamen in dieses Manuskript eintrug.

Leider erweist sich das nicht als so eindeutig, wie es wünschenswert wäre. Sicher ist nur, dass sich dieser Mensch des lateinischen Alphabetes bedient hat, die Sprache der Monatsnamen hingegen bleibt dunkel. Das liegt zum Teil daran, dass die lateinischen Namen der Monate nur wenig verändert in alle europäischen Sprachen übernommen wurden, es liegt zum anderen Teil aber auch daran, dass die Orthografie der in Europa lebendigen Sprachen zum Zeitpunkt des Eintrages nicht normiert und damit willkürlich war. Einige Hinweise gibt die folgende Betrachtung der Monatsnamen im Manuskript vielleicht dennoch – leider führen sie nicht zu eindeutigen, »harten« Ergebnissen.

März

mars

Dies ist ein sehr klar lesbares Wort, »mars«.

Beachtenswert ist hier die etwas ungewöhnliche Schreibweise des einleitenden Buchstaben »m«, die wir in gleicher Weise beim Monatsnamen für Mai wiederfinden werden. Die Schrift ist ansonsten eine ganz gewöhnliche Kursive, zwar etwas flüchtig geschrieben, aber gut lesbar.

In beinahe jedem Sprachraum könnte der März so geschrieben worden sein. Über die Sprache erhalten wir also keinen Aufschluss.

April

aberil

Auch dieses Wort ist sehr gut lesbar: »aberil«.

Die Form des »r« und des »a« kennen wir bereits vom März. Neue Buchstaben sind das »e«, das »b«, das »i« und das »l«. Die drei letzteren könnten durchaus für Zeichen aus einer heutigen Kurrentschrift gehalten werden, das »e« überrascht jedoch mit einer etwas eigenen Form. Es wird in zwei Strichen geschrieben, der erste ist ein flacher Bogen, der zweite sieht für ein ungeübtes Auge fast wie ein diakritisches Zeichen über diesem Bogen aus, formt aber den oberen Bogen einer Minuskel »e«. Ungewöhnlich ist weniger diese Schreibtechnik, sondern mehr dieser Schlenker des oberen Bogens nach oben. Allerdings werden wir dieses »e« noch in anderen Monatsnamen in gleicher Form sehen, so dass es sich hier eher um eine Eigenart der Handschrift als um ein bedeutungstragendes Element handeln wird.

Den »Aberil« haben wir noch ein zweites Mal:

aberil (zweite Version)

Abgesehen davon, dass hier die Form des »e« weniger klar ist und dass der Punkt über dem »i« fehlt, ist hier nichts Neues zu entdecken.

Interessant an dieser Schreibweise ist die Aufweichung des »p« zu einem »b« und das zwischen »b« und »r« eingefügte »e«. Dies deutet darauf hin, dass es sich um eine Sprache handelt, die zumindest in einigen damals gesprochenen Dialekten Plosive vor anderen Konsonanten aufzuweichen trachtete. Allerdings wird dieser Hypothese von der Endung »-bre« der vier letzten Monate im Jahreslauf widersprochen, die weiter unten erläutert wird.

Mai

may

Der hier neu aufscheinende Buchstabe ist das »y«. Das Wort ist völlig klar lesbar, allein das diakritische Zeichen über dem »y«, das ein «?« formt, lässt ein wenig stutzen. Ob dieses Zeichen Bedeutung trägt, ist fraglich, denn in der zweiten Version des »ma?«…

may (zweite Version)

…erscheint das »y« ohne dieses Zeichen.

Der einzige Hinweis, den wir aus dieser Schreibweise auf die Sprache erhalten, ist der Hinweis darauf, dass das »y« offenbar zur Notation eines konsonantischen »i« verwendet wurde. Das ist nicht so ungewöhnlich.

Für die Lesung des nächsten Monatsnamens bitte im Kopf behalten, dass das »y« in »May« unten einen Strich in Schreibrichtung aufweist, der zwar im ersten Beispiel nur als schwache Linie sichtbar ist, aber doch sicher ausgeführt wurde…

Juni

yony

…denn das »y« in diesem »yony« ist sehr anders geformt. Es mag etwas bedeuten oder auch nicht, aber es ist so. Zusammen mit dem seltsamen Strich über dem auslautenden »y«, der eine gängige Abkürzung für ein »m« nach einem Vokal war, entsteht aus dem Schriftbild heraus ein sehr seltsamer Eindruck von diesem Monatsnamen. Dass der Strich eine Abkürzung für die Endung »-um« sein soll, kann eher ausgeschlossen werden, dafür wäre ein Zeichen ähnlich einer »9″ verwendet worden.

Eine mögliche Interpretation ist, dass die hier verwendete Endung »-y« für die Zeichenfolge »ij« stehen könnte. Ein konsonantisches »i« nach einem »n« ist eher unwahrscheinlich, es sei denn, dieses »n« wäre selbst stimmlos und formte den Vokal »o« zu einen Nasal um, wie dies im modernen Französisch der Fall ist.

Eine andere mögliche Interpretation, gestützt von der weiter unten gezeigten Schreibweise des Monates »August« ist, dass es sich um ein »g« handelt und dass der Monatsname folglich »yong« oder gar »gong« lautet. Wenn ein anlautendes »g« aufgeweicht wird, kann es durchaus an die Stelle eines lateinischen »j« treten, aber in modernen romanischen Sprachen wird niemals ein »g« vor einem »o« aufgeweicht, ohne dass dies durch ein eingeschobenes, stummes »e« markiert würde. Wir dürfen aber niemals vergessen, dass die Orthografie zu jener Zeit noch nicht normiert war und dass die Menschen ihre Muttersprache so schrieben, wie sie es für richtig hielten.

Sicher scheint nur, dass der Vokal »u« aus dem Monatsnamen zu einem »o« geworden ist. Dies scheint auf eine Eigenart der Sprache hinzudeuten und ist auch im Zusammenhang mit dem Folgenden interessant.

Juli

jolliz

Leider habe ich hiervon kein gutes Bild vorliegen, und in diese schlechte Auflösung möchte ich nicht zu viel hineininterpretieren. Aber deutlich ist, dass der Vokal »u« auch hier zu einem »o« geworden ist.

In diesem alten Scan lese ich »jolliz«, vielleicht auch »iolliz«. In keinem Fall handelt es sich beim Anfangsbuchstaben um ein »y«, und vermutlich wurde hier auch kein konsonantisches »i« notiert, sondern ein anderer Laut.

August

augst

Das ist ein sehr klarer Name: »augst«.

Interessant ist hier, dass das »u« nicht zu einem »o« geworden ist, sondern völlig verschwunden ist. Ob es sich um eine sprachliche Eigenart, eine gängige Abkürzung oder einen Verschreiber handelt, wissen wir nicht. Angesichts des eingefügten »e« beim »aberil«, das auf eine Tendenz zum Aufbrechen von gehäuften Konsonanten hindeutet, halte ich es eher für unwahrscheinlich, dass das »-gst« so gesprochen wurde. Das gilt noch mehr für die Endungen der letzten Monate.

September

sepembr

Dies ist einer der schwer lesbaren Monatsnamen. Das »s« am Anfang ist noch deutlich, das darauf folgende »e« stark verschmiert und eher aus dem Kontext der anderen Monatsnamen heraus als solches lesbar. Das »p« ist deutlich, ein eventuell folgendes »t« aber unkenntlich. Das »e« ist zu einer flachen Linie mit einem kleinen Haken darüber geworden, das »m« einfach durch einen Strich über dem Vokal notiert. Die Endung scheint zu einem »b« mit einem hochgestellten »r« geworden zu sein.

Wenn dies der einzige Monatsname wäre, denn würde ich es für reine Spekulation halten, dass es sich hier um einen Monatsnamen handelt. Nur aus dem Kontext des Tierkreises wird deutlich, dass hier wohl »September« stehen soll. Angesichts der schwierigen Lesbarkeit möchte ich keine Spekulationen darüber eröffnen, ob hier ein »t« ausgefallen ist.

Oktember

Der kleine Scherz sei mir gegönnt, denn dieser Monat heißt hier tatsächlich…

octembre

…«octembre«, und das ist gut lesbar. Unklar ist einzig die Endung. Da hier das »r« und das »e« zusammenfließen, sind durchaus auch andere Lesarten wie »octembie« möglich. Dass das »o« zum einem »em« geworden ist, steht hingegen fest.

Welche Sprache der Schreiber dieses Wortes auch immer sprach, er schien den »Oktober« einen »Oktember« zu nennen. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit entstand dieser »Fehler« in Analogie zu den Bezeichnungen »September«, »November« und »Dezember« in einem sprachlichen Umfeld, dass sich des lateinischen Wortes für »acht« nicht mehr bewusst war. Leider werden durch diese Beobachtung keine Sprachen ausgeschlossen. Vielleicht kann man aber wenigstens ausschließen, dass der Schreiber dieses Wortes gut Latein konnte, denn in diesem Fall hätte ihm seine Schreibweise doch ein bisschen weh getan.

November

novembre

Hierzu gibt es wenig Neues zu sagen, der Text ist klar lesbar und vielleicht bis auf die Endung eindeutig.

Dezember

decebre

Ein bisschen schwierig ist es schon zu lesen, aber nicht so schwierig wie der September. Das mit dem ersten »e« zusammenfließende »d« ist aus dem Kontext klarer als auf dem Pergament.

Die einzige Auffälligkeit dieses Monatsnamens ist es, dass hier das »m« weggefallen ist. Der Oktember hat ein »m« bekommen, dass dem »Dezeber« fehlt. Es kann aber auch einfach nur bedeuten, dass hier beim flüchtigen Schreiben der Strich über dem »e« vergessen wurde.

Zusammenstellung

Wer wirklich möchte, kann gern aus diesen Monatsnamen auf die Sprache zu schließen versuchen – ich kann es nicht.

  • mars
  • aberil
  • may, ma?
  • yony, yong, yonij (?)
  • jolliz (?)
  • augst
  • sepembr, septembr (?)
  • octembre
  • novembre
  • decebre

Interessant sind der Mai, der Juni, der Juli und der Oktember, wenn die Sprache identifiziert werden soll. Hierfür sollten allerdings sprachliche Belege aus dem 14., 15. oder spätestens 16. Jahrhundert gefunden werden – vielleicht lässt sich ja doch der geographische Bereich, in dem dieses »verdammte Manuskript« lagerte (und vielleicht sogar entstand) ein wenig eingrenzen, und vielleicht lässt sich damit sogar eine zutreffende Annahme über die Sprache des Autors machen.

Diese könnte nämlich ein wichtiger, erster Schritt auf dem Weg zu einer Entzifferung sein.

Thema: Diverses, Spekulation | Kommentare (12) | Autor:

Bellasos Herausforderung

Samstag, 18. Oktober 2008 20:58

Frzf polh hebx ghqf xtou ulfh gihm qbgn* yoep rpmi porn zngy
gzop zctm qdfl hian bxbu dqmt dnul ayxm cars gsgc xrch omdo
cgmh hxpc bom*f rntr oyqz zhim hsph mphr xrfh omd’a updq bedp
rhxe flfg dqlb dcdq cxrf glmb pctq pnpy fdeo zcxt braz bude
qpyh gnfp beinu ndqa ngxn bloc auyu btos iblx fbyid fxyh mctf
tmoz fhlb aich oqep luzi ucxe nctb ghpz lbxu flzs myxt nbon*
loge nxhq xyef nzgh ryrd myrf qfao dqse tryr cqtx ddbx nscu
hpnq qscq hqry gnsp huam pfpn fdcg tbsn lman smlb zcmb easa
qemb udoa cxph rsqgf yrnf fgep itia amsy acih sxth tsfd cxph
lyni rupt ygdr enqn nfhi enbe* engx monb qogt rszy clcx aldu
ayix ttis phms asbl cpix gnsr tyeo qxrf yedx mtgix rhcm xuhf
sghr opbg slbo cecu flhb npfc e*rep gdqv bzpr haum prpc doxd
qylp hqfq dimtu ibgs xelc hgsh zumh qbxa xcqt pilb ocud slgl
hgdh uhpd hbxe fltq yayg bdcle gmtn umni utpl tufq bdzo sfzb
yezd xnqc opcy pyhq efso zsbm ornd hudc nulr ryrn pxlnu tgdaz

Hinweise [zur Transkription]:

  1. Der erste Buchstabe ist als Majuskel geschrieben, genau wie im Original
  2. Buchstaben, die von einem Asterisk (*) gefolgt werden, sind mit einer Markierung über dem Zeichen versehen, diese mag absichtsvoll sein oder auch nicht.
  3. Der Apostroph in der dritten Zeile in »omd‹a« entspricht dem Original.
  4. »s« ist im Original ein »f« ohne den horizontalen Strich.

Dies ist ein Code aus dem Jahr 1555, der bis heute nicht gelesen ist. Es stammt aus dem Kryptographie-Handbuch von Giovan Battista Bellaso, das im Jahre 1553 in erster Ausgabe veröffentlicht wurde. Die beiden folgenden Ausgaben aus dem Jahren 1555 und 1564 enthielten einige verschlüsselte Texte als Herausforderung für die Leser des Handbuches. Die drei verschlüsselten Texte des Jahres 1555 kamen ohne weitere Anmerkung, doch in der Ausgabe von 1564 wurde diesen Beispielen für die Kunst der Kryptografie eine Anmerkung vorweg gestellt:

Die sieben angehängten Mitteilungen wurden sorgfältig nach Vorgabe der hier gelehrten Konzepte erstellt. Sie enthalten einige wunderschöne Dinge, die zu wissen interessant ist. Damit soll den erfahrenen und einfallsreichen Kryptographen die Möglichkeit gegeben werden, um eine Lösung dieser Verschlüsselung zu ringen; insbesondere jenen, die versichern, dass sie jede Form einer Verschlüsselung brechen können. Sollte dies stimmen – und viele glauben das ja – dann wird es für sie nicht schwierig sein, diese Kryptogramme zu lösen, zumal sie ja wissen, nach welchen Regeln diese erstellt wurden, wenn man einmal erwägt, dass die verschiedenen Methoden zur Verschlüsselung praktisch zahllos sind.

Alle diese Informationen stammen aus einem Text von Nick Pelling, der in englischer Sprache veröffentlicht wurde, die schnelle Übelsetzung und Übertragung ins Deutsche stammt von mir. (Natürlich ist die transkribierte verschlüsselte Nachricht unverändert übernommen.) Dort gibt es auch die anderen Herausforderungen an Kryptographen, die aus der frühen Neuzeit bis heute auf eine Lösung harren.

Natürlich weist dieses Artefakt der frühen Kryptographie keine Ähnlichkeit zum Voynich-Manuskript auf. Aber es stellt die an sich unglaubliche Tatsache, dass ein händisch erstellter Code aus dem späten Mittelalter trotz einer hoch entwickelten, von der Rechenkraft von Computern unterstützten Kryptanalyse immer noch nicht gelesen ist, in ein etwas anderes Licht – es scheint nicht völlig unmöglich zu sein, dass ein solches Dokument existiert. Wer Kreuzworträtsel zu langweilig findet, kann sich einmal an diesen Rätseln versuchen… 😉

Die Unterschiede zum Voynich-Manuskript sind in der Tat erheblich – jedem dieser kurzen Texte sieht man auf dem ersten Blick an, dass er in einem Code geschrieben ist, während das gesamte Schriftbild des Manuskriptes den deutlichen Eindruck erweckt, eine relativ direkt geschriebene Sprache zu sein. Dieser Eindruck bleibt auch bei einer Transkription (hier Seite 28r in der Transkription von Takeshi Takahashi) erhalten:

pchodar shod chocphy opchol daiin otchol chyqo ldy
otchor otchor cthol cty ctheol dy dchar chakod dly
qotchaiin shor cthol cthol shor chotchy tchodar
choty chtol otol chotchy cthol otol choky qoty
oksho otor chy kchor!or chodaiin sho cthody okoy
qokchol qodaiin otcholchy daiin cho qokol okam
sho otor shockhy shocthy otoldy dshor dol dar
oschotshl daiin okchey kol daiin shol dsho otaiin
ytchol deey yteol deaiin

Im zitierten Code Bellasos sind die »Wortlängen« (die dort gewiss nichts mit Wörtern zu tun haben) starr bei vier oder fünf Zeichen, es lässt sich keine »Grammatik« der Wortbildung beobachten, das Gesamtbild wirkt sprachlich unsinnig. Eine solche Offensichtlichkeit einer Verschlüsselung prägt auch die anderen, von Bellaso gegebenen Beispiele chiffrierter Texte.

Was das Voynich-Manuskript zum großen Rätsel macht, ist nicht nur die Tatsache eines ungebrochenen Codes, sondern die Gesamtwirkung dieses Werkes, der Eindruck eines Buches, das eine sinnvolle, scheinbar gar nicht stark verschlüsselte Botschaft transportiert – und doch nicht verstanden werden kann. Alle Eigenschaften des »Textes« im Manuskript, die in jüngeren Analysen klar geworden sind, scheinen zu zeigen, dass es sich eben nicht um einen starken Code handelt. Und doch ist der große Frust da, dass niemand auch nur einen kleinen Ausschnitt des Manuskriptes lesen kann.

[via Voynich News]

Thema: Andere Rätsel | Kommentare (0) | Autor:

Wenn es ein moderner Text wäre…

Montag, 29. September 2008 20:29

Wenn das Voynich-Manuskript ein moderner Text wäre, denn würde es gewiss in Form eines PDF-Dokumentes veröffentlicht. Und wenn man versuchte, dieses hypothetische Dokument im Acrobat Reader zu öffnen, denn erhielte man gewiss genau diese Fehlermeldung:

Beim Öffnen dieses Dokumentes ist ein Fehler aufgetreten. Das Dokument kann nicht entschlüsselt werden

Beim Öffnen des Dokments ist ein Fehler aufgetreten. Das Dokument kann nicht entschlüsselt werden.

Aber Pergament ist ja viel geduldiger… 😉

Thema: Diverses | Kommentare (0) | Autor: