Sprechbares Voynichianisch

bastsehung antheenig ar afenen schoig schorung föstries an thennor schollich sennorung theöstar or an thennachel stefenen schar ari föstar föstar gennan seyachen schithenung or antheenen schokeit föstarung föstes gennarenen senna […]

Unbekannter Autor, etwas dadaistisch transkribiert

Heute einmal etwas Voynich-Dada…

Da ich immer wieder einmal mit Anfragen zu tun habe, ob die beiden Curriersprachen denn wirklich so ein klarer und bedeutsamer Fakt sind oder ob es sich dabei eher um eine »Kleinigkeit« handelt, habe ich mir einmal die Mühe gemacht, die Transkription von Takeshi Takahashi mit einem kleinen Skript zu bearbeiten. Das Ziel der Bearbeitung war es, dass dabei ein (zumindest für mich) leicht sprechbarer Text herauskommt, ohne dass in diesem Zuge dem transkribierten »Text« allzuviel Gewalt angetan wird. Die dabei angewendeten Regeln erzeugen vor allem solche Konsonantengruppen und Diphtonge, die einem Sprecher der Deutschen Sprache entgegenkommen.

Das Ergebnis steht zum freien Download zur Verfügung. Es handelt sich um drei Dateien in einem ZIP-Archiv:

  1. a.txt – Seiten in Currier-Sprache A
  2. b.txt – Seiten in Currier-Sprache B
  3. x.txt – Seiten ohne zugeordnete Currier-Sprache

Natürlich ist eine solche Bearbeitung keine ernstgemeinte Analyse oder gar ein Beitrag zum Verständnis des »Textes«, und natürlich sind alle meine Regeln willkürlich. Dennoch kann das Ergebnis von Wert sein, denn es macht den Text sprechbar und damit auch für jene intuitiv fühlbar, denen die Ergebnisse eher nüchterner Forschung sonst verschlossen bleiben.

Insbesodere wird schnell deutlich, wie sehr die Glyphenfolge an eine natürliche Sprache erinnern kann, wie es sich etwa in der (hier eher willkürlich ausgewählten) Seite f8v in Currier-Sprache A zeigt, wenn man den folgenden Text einmal laut liest:

föstokeit sennooföst sennoig schoig ofoig stig opfestenen opfeydenen seenen
schföstig sennar stor schienen schor stythestung ofenen föcung
und-lich stenig senung storung star schoig sten schenen gennolar
geschoig schoig gennoig stan föstar schialung genen starung
stig stig gennar ofestar ifenen föstig gennar
genen föstan anfestung stung theenen genel ar
scho thestig gennar schinung föstar stofenel rung
othestig thesch stig stig stig fösten genel
schoig orstig stothestung stig föstor sten
sestarstung oenusolich thestung pfestung pfepstaroneit
sennorenel
pfestar sto roig genig schiar stuhfenen stig genen
thestor ofestar othenung stotheenel theiothenung oforstung sennafar
schor othennoig mennotheenen schoig thennoig star föstung festung theöstaneit
or stig stun stetheöcung stor stenel star stuthenung stor rung
stor star star ofenuung gestor stodinung sto renen
genel star genen

So wird schnell klar, warum in der Vergangenheit (und von vielen auch heute noch) dermaßen viel Energie darauf verwendet wird, die »Sprache« des Voynich-Manuskriptes zu identifizieren. Es ist nicht nur so, dass das Schriftbild des Manuskriptes wie eine flüssig geschriebene, natürliche Kursivschrift der beginnenden Neuzeit aussieht, auch hat das Ergebnis dieser Niederschrift viel Ähnlichkeit zu einer Sprache. Es ist zum Beispiel möglich, die Glyphen in eine »vokalische« und »konsonantische« Gruppe zu teilen, um den größten Teil des »Textes« aussprechbar zu machen. Auch wird erkennbar, wie unterschiedliche »Endungen« an den »Wörtern« vorkommen und den Eindruck einer Grammatik im üblichen Sinne dieses Wortes erwecken.

Aber ebenso wird auch klar, dass etwas an diesem »Text« nicht stimmen kann. Auffällig ist die große Neigung zu Wiederholungen. Das stig stig stig ist in EVA ein dreifach aufeinanderfolgendes chol.

cholcholchol.jpg

Auch die Tendenz, dass ähnlich gebildete »Wörter« aufeinanderfolgen, wird deutlich, dieses stor star star lautet in EVA chor chear chear.

chear.jpg

Was hier als föstung festung klingt, unterscheidet sich vor allem durch die Stellung des Gallows in Zusammenhang mit der ch-Glyphe, es lautet in EVA cthey tchy.

chtey.jpg

Nun stellen wir diesen Text einmal einem Beispiel in Currier-Sprache B gegenüber, es hadnelt sich im Folgenden um die Seite f81r.

pfeplstung und-theilich schoig opfestilich olpfestilich obeschlich olung
gestung meschig olstikeit und-thennoig stig ofar stilich othenung
und-finung mestuhs oltheenig oig stilich othennar schilich
gestilich und-theenel oig oig steföstung antheenulich enig
und-ig stoig otheenuung oig oig oig enen oig orenel
sennar oig isies ofenuung schor und-theenuung oig
geschenuhs otheenel steföstung ofinung otheenel
pfestilich und-theenuung ofang und-finung ofenuung olung
und-fenusung und-filich und-theenulich stepföstung
stig genel ofilich stuung und-fenel menung
olschioig oltheilich schithekstilich olfilich
anstilich filich oig schenulich und-theenuung mennolung
gestig schilich und-filich und-ig stilich stifang rung
und-thekstilich und-ig schenulich orenel aroig oäulich
seenel oig stulich und-theenulich ofilich
pfolstlich und-pfestig und-thennor olpfestilich opfoig oronnalung
anstiföstung otheenulich schinung und-theilich oig ostidar
oschenulich schilich oig schilich otheenulich orar
und-theilich schenulich stilich und-fenulich olaneit
und-pfestilich und-ig stilich und-theenuung odenen renel gennalung
geschilich und-theenig oltheenuung ofenuung olschinung ofinung mennoig
und-fenig stilich und-ig oig genen oig stidar oig olung
stung otheenel schitheöstung sennoen stung mestung
pfarolich schipföstung stoig und-fenig gennar ofilich olung
sennar schilich und-ig ofenel otheenul otheenig stilich lich
pfestilich und-theinung ofioig und-ig schior schilich oder-föstdsehung
seenig stilich und-theilich oltheilich gennoig und-thestilich
und-theislich stilich und-thennar stung fenen ofinung mestig
an schenulich schung stung mesteföstung anfar oltheenen oig
me schilich und-theilich sennor olthennar oltheenen oltheschlich
sennoig schilich oig mestilich schilich schung oltheilich stes ar or orenem

Die hier so häufige Endung -lich entspricht in EVA dy, eine geradezu typische »Wortendung« in Currier B. Und das oig ist ein EVA-ol, das im biologischen Teil (daraus stammt der Text) eines der häufigsten »Wörter« ist.

Wenn man diesen »Text« laut liest, wird schnell klar, dass die Ähnlichkeit der unverständlichen Glyphen sehr trügerisch ist. Es klingt anders, und beim Lesen »fühlt es sich anders an«. Wenn es sich wirklich um Sprache handelte, denn wäre es mit Sicherheit eine andere Sprache. Das ist nicht nur eine kleine und eher bedeutungslose Verschiebung in der Statistik, sondern ein wirklicher Unterschied.

Dieser Unterschied geht übrigens einher mit vielen Ähnlichkeiten zwischen den beiden Currier-Sprachen.

Was dieser Unterschied wohl bedeuten mag? Das weiß zurzeit noch niemand. Dass wir so wenig wissen, liegt nicht etwa daran, dass es einen Mangel an Spekulationen gäbe; es liegt vielmehr daran, dass zu häufig die nur wenigen, gesicherten Fakten über das »verdammte Manuskript« bei Lösungsversuchen und Analysen ignoriert werden – selbst ich tendiere manchmal dazu.

Wer jetzt angesichts der sprechbaren Bearbeitung einer Transkription versucht, das Manuskript als direkt niedergeschriebene Sprache zu verstehen, ignoriert übrigens auch viele gesicherte Fakten – es muss angesichts der Strukturen in den Zeilen angenommen werden, dass mindestens die Zeilenenden mit etwas anderem aufgefüllt wurden, von den strikten Gesetzen der Wortbildung und der großen Häufigkeit von Wiederholungen ähnlicher oder gar gleicher »Wörter« direkt nacheinander einmal abgesehen…

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Datum: Sonntag, 30. August 2009 23:09
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