Bellasos Herausforderung

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Hinweise [zur Transkription]:

  1. Der erste Buchstabe ist als Majuskel geschrieben, genau wie im Original
  2. Buchstaben, die von einem Asterisk (*) gefolgt werden, sind mit einer Markierung über dem Zeichen versehen, diese mag absichtsvoll sein oder auch nicht.
  3. Der Apostroph in der dritten Zeile in »omd‹a« entspricht dem Original.
  4. »s« ist im Original ein »f« ohne den horizontalen Strich.

Dies ist ein Code aus dem Jahr 1555, der bis heute nicht gelesen ist. Es stammt aus dem Kryptographie-Handbuch von Giovan Battista Bellaso, das im Jahre 1553 in erster Ausgabe veröffentlicht wurde. Die beiden folgenden Ausgaben aus dem Jahren 1555 und 1564 enthielten einige verschlüsselte Texte als Herausforderung für die Leser des Handbuches. Die drei verschlüsselten Texte des Jahres 1555 kamen ohne weitere Anmerkung, doch in der Ausgabe von 1564 wurde diesen Beispielen für die Kunst der Kryptografie eine Anmerkung vorweg gestellt:

Die sieben angehängten Mitteilungen wurden sorgfältig nach Vorgabe der hier gelehrten Konzepte erstellt. Sie enthalten einige wunderschöne Dinge, die zu wissen interessant ist. Damit soll den erfahrenen und einfallsreichen Kryptographen die Möglichkeit gegeben werden, um eine Lösung dieser Verschlüsselung zu ringen; insbesondere jenen, die versichern, dass sie jede Form einer Verschlüsselung brechen können. Sollte dies stimmen – und viele glauben das ja – dann wird es für sie nicht schwierig sein, diese Kryptogramme zu lösen, zumal sie ja wissen, nach welchen Regeln diese erstellt wurden, wenn man einmal erwägt, dass die verschiedenen Methoden zur Verschlüsselung praktisch zahllos sind.

Alle diese Informationen stammen aus einem Text von Nick Pelling, der in englischer Sprache veröffentlicht wurde, die schnelle Übelsetzung und Übertragung ins Deutsche stammt von mir. (Natürlich ist die transkribierte verschlüsselte Nachricht unverändert übernommen.) Dort gibt es auch die anderen Herausforderungen an Kryptographen, die aus der frühen Neuzeit bis heute auf eine Lösung harren.

Natürlich weist dieses Artefakt der frühen Kryptographie keine Ähnlichkeit zum Voynich-Manuskript auf. Aber es stellt die an sich unglaubliche Tatsache, dass ein händisch erstellter Code aus dem späten Mittelalter trotz einer hoch entwickelten, von der Rechenkraft von Computern unterstützten Kryptanalyse immer noch nicht gelesen ist, in ein etwas anderes Licht – es scheint nicht völlig unmöglich zu sein, dass ein solches Dokument existiert. Wer Kreuzworträtsel zu langweilig findet, kann sich einmal an diesen Rätseln versuchen… 😉

Die Unterschiede zum Voynich-Manuskript sind in der Tat erheblich – jedem dieser kurzen Texte sieht man auf dem ersten Blick an, dass er in einem Code geschrieben ist, während das gesamte Schriftbild des Manuskriptes den deutlichen Eindruck erweckt, eine relativ direkt geschriebene Sprache zu sein. Dieser Eindruck bleibt auch bei einer Transkription (hier Seite 28r in der Transkription von Takeshi Takahashi) erhalten:

pchodar shod chocphy opchol daiin otchol chyqo ldy
otchor otchor cthol cty ctheol dy dchar chakod dly
qotchaiin shor cthol cthol shor chotchy tchodar
choty chtol otol chotchy cthol otol choky qoty
oksho otor chy kchor!or chodaiin sho cthody okoy
qokchol qodaiin otcholchy daiin cho qokol okam
sho otor shockhy shocthy otoldy dshor dol dar
oschotshl daiin okchey kol daiin shol dsho otaiin
ytchol deey yteol deaiin

Im zitierten Code Bellasos sind die »Wortlängen« (die dort gewiss nichts mit Wörtern zu tun haben) starr bei vier oder fünf Zeichen, es lässt sich keine »Grammatik« der Wortbildung beobachten, das Gesamtbild wirkt sprachlich unsinnig. Eine solche Offensichtlichkeit einer Verschlüsselung prägt auch die anderen, von Bellaso gegebenen Beispiele chiffrierter Texte.

Was das Voynich-Manuskript zum großen Rätsel macht, ist nicht nur die Tatsache eines ungebrochenen Codes, sondern die Gesamtwirkung dieses Werkes, der Eindruck eines Buches, das eine sinnvolle, scheinbar gar nicht stark verschlüsselte Botschaft transportiert – und doch nicht verstanden werden kann. Alle Eigenschaften des »Textes« im Manuskript, die in jüngeren Analysen klar geworden sind, scheinen zu zeigen, dass es sich eben nicht um einen starken Code handelt. Und doch ist der große Frust da, dass niemand auch nur einen kleinen Ausschnitt des Manuskriptes lesen kann.

[via Voynich News]

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Datum: Samstag, 18. Oktober 2008 20:58
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